- Bundestagsanalysen
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die AfD-Fraktion stellt zwei Anträge. Einen davon hat sie vor eineinhalb Jahren schon einmal gestellt. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, ein Gesetz zum Familiensplitting vorzulegen. Der Antrag, der jetzt eingebracht wird, ist nahezu identisch. Es gab damals keinen Grund, dafür zu sein. Dieser Antrag ist sogar noch mal schlechter geworden. Insofern gibt es keinen Grund, dem zuzustimmen. Anders als Sie es hier behauptet haben, tut dieser Antrag nichts gegen Kinderarmut. Das ist auch gar nicht Ihr Anliegen. Deshalb lehnen wir den Antrag ab.
Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Worum geht es Ihnen tatsächlich? Wenn wir über Familienförderung, über die Förderung von Kindern sprechen, dann denken wir beispielsweise daran, dass es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, dass es um gesellschaftliche Teilhabe von Männern und Frauen geht, dass es um ein sorgenfreies Aufwachsen von Kindern geht, dass es um Chancengleichheit für unsere Kinder geht. Tatsächlich wäre das, was Sie hier vorlegen, ein Paradigmenwechsel, nämlich eine Rolle rückwärts ins letzte Jahrtausend der Familienpolitik. Diesen Paradigmenwechsel werden wir sicher nicht mitmachen, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Die AfD denkt an die Alleinverdienerehe, sie denkt an die Frau im Haushalt, und sie denkt vor allem – das ist ein zentraler Punkt in diesem Antrag – an das Geburtendefizit. Sie haben sogar richtig zitiert aus Ihrem Grundsatzprogramm: Die AfD fürchtet, wie sie schreibt, die „Schrumpfung unserer angestammten Bevölkerung“. Deshalb sei der „Erhalt des eigenen Staatsvolks … vorrangige Aufgabe der Politik“.
Beifall bei Abgeordneten der AfD
Ganz genau so ist das auch, Herr Schrodi! Dafür haben vaterlandslose Gesellen wie Sie kein Verständnis!)
Das heißt also: Die Frau wird reduziert auf die Rolle der Mutter, der Hausfrau, der Gebärenden – eine Rolle rückwärts! Das, was Sie hier vortragen, ist keine Familienpolitik, sondern krude, nationalistische Bevölkerungsideologie, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP
Herr Schrodi, das ist alles dummes Zeug, was Sie da erzählen!)
Mit unserer Familienpolitik wollen wir erreichen, dass Kinder kein Armutsrisiko sind, dass Kinder nicht in Armut aufwachsen müssen. Wir haben da noch etwas vor uns.
Sie haben da noch nichts erreicht! Geben Sie es doch zu!
Sie regieren seit Monaten mit! Immer noch sind Kinder arm!)
Das ist uns bekannt. Wir wollen, dass finanziell schwächere Familien ein gutes Leben führen können, dass auch Kinder aus finanziell schwächeren Familien Chancen haben.
Der AfD-Antrag macht genau das Gegenteil. Er fördert vor allen Dingen Besserverdienende, Familien mit hohem Einkommen. Warum ist das so?
Weil die Leute arbeiten!)
Sie wollen diejenigen besonders fördern, die drei oder mehr Kinder haben.
Wollen Sie keine Kinder von Menschen, die arbeiten, Herr Schrodi? Pfui!)
Schon daran wird klar: Es geht nicht darum, Familien zu fördern, sondern darum, mehr Geburten zu fördern. Aber es geht auch – das haben Sie in Ihrem Antrag formuliert – um die Förderung von Menschen mit höchsten Einkommen. Warum? Sie wollen, dass Familien ab dem dritten Kind bis zu einem Jahreseinkommen von 100 000 Euro völlig oder nahezu von der Einkommensteuer freigestellt werden.
Das wäre gut! Ich habe drei Kinder!)
Ich glaube, Sie wissen gar nicht, was das hinsichtlich der Einkommensverteilung bedeuten würde, bis wohin Sie entlasten wollen. Das beträfe sogar die obersten 5 Prozent, die Bezieher höchster Einkommen.
Auch!)
Die Spitzenverdiener in diesem Land wollen Sie vollkommen von der Steuer befreien.
Bei drei Kindern!)
Die unteren 20 Prozent, die Familien mit dem geringsten Einkommen, würden davon gar nicht profitieren,
Hören Sie doch mal auf, die Menschen gegeneinander aufzuhetzen!)
weil sie unter dem Grundfreibetrag liegen. Deswegen würden sie gar nicht von dieser Maßnahme profitieren. Das heißt, Sie entlasten die Spitzenverdiener.
Das stimmt doch gar nicht!)
Familien mit einem kleinen Einkommen, die dringend Entlastung bräuchten, entlasten Sie überhaupt nicht. Sie machen Umverteilung von unten nach oben. Auch das werden wir nicht mitmachen, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
In Ihrem Antrag vom 21. April des letzten Jahres waren Sie zumindest ein bisschen ehrlicher, weil Sie da reingeschrieben haben, was das eigentlich kosten würde – bis zu 67 Milliarden Euro jährlich würde dieses Geschenk für Superreiche bedeuten –,
67,3 Milliarden!)
allerdings ohne zu sagen, wie Sie das gegenfinanzieren wollen. Das ist Finanzvoodoo, aber keine Finanzpolitik mit Augenmaß, und natürlich zielt sie in die falsche Richtung.
Und Ihre Massenmigration kostet 60 Milliarden! Das wollen wir mal festhalten! Und Ihre Klimawende kostet 13 Billionen!)
Deswegen lehnen wir diesen Antrag ab.
Der Antrag hilft nicht, er verschärft Probleme. Ihr Antrag setzt Anreize für Frauen, zu Hause zu bleiben. Er degradiert Frauen in die Rolle der Hausfrau und Mutter.
Abg. Kay Gottschalk [AfD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)
Herr Schrodi, lassen Sie eine Zwischenfrage zu?
Nein, aus der AfD-Fraktion nicht. – Der Antrag hilft Familien nicht, er schadet.
Das steht da überhaupt nicht drin! Das ist nicht wahr!)
Die Ampelkoalition hat sich vorgenommen, etwas für Familien zu tun, Kindern zu helfen, und sie hat das auch schon umgesetzt. Mit dem Gute-KiTa-Gesetz haben wir schon in der Großen Koalition die Infrastruktur verbessert, mit dem KiTa-Qualitätsgesetz werden wir jetzt das Betreuungsangebot verbessern.
Sie wollen den Familien helfen, die Sie zuerst arm gemacht haben! Das ist Sozialismus! Das ist keine Familienförderung!)
Das hilft Familien beispielsweise dabei, Familie und Beruf zusammenzubringen. Das hilft Frauen, eine Arbeit anzunehmen. Was Sie in Ihrem Antrag vorschlagen, dass Frauen zu Hause bleiben, bedeutet Altersarmut der Zukunft.
Das steht da überhaupt nicht drin!
Weitere Zurufe von der AfD)
Denn wenn die Frauen nicht arbeiten gehen, dann zahlen sie auch nicht in die Rentenversicherung ein. Die Folge wäre Altersarmut von Frauen. Da wollen Sie die Frauen haben. Da wollen wir sie nicht haben, wir wollen sie gleichberechtigt in unserer Gesellschaft, in unserer Mitte haben, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Wir haben den Kinderfreibetrag erhöht. Wir haben den Alleinerziehendenfreibetrag jetzt im Jahressteuergesetz erhöht. Wir haben das Kindergeld so stark erhöht wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Und wir werden – das ist vereinbart in dieser Koalition – die Kindergrundsicherung auf den Weg bringen, die helfen wird, Kinder aus der Armut zu bringen. Sie wird, anders als Sie das wollen, dazu beitragen, finanziell schwächere Familien, Familien, die Hilfe brauchen, finanziell zu stärken, finanziell zu entlasten. Diejenigen, die die Hilfe nicht brauchen, bekommen sie eben nicht.
Das heißt, wir machen sozial gerechte Politik für die Familien in diesem Land. Das werden wir weiterhin tun und Ihren Antrag natürlich ablehnen.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Der nächste Redner in der Debatte ist Johannes Steiniger für die Unionsfraktion.
Beifall bei der CDU/CSU)