Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als ich 2009 mein Studium in Frankfurt begonnen habe, habe ich versucht, eine Wohnung direkt in der Nähe der Universität zu finden. Ich musste dann aber feststellen: Das kann ich mir nicht leisten. – Ich hätte so weit in einen Vorort von Frankfurt ziehen müssen, dass die Pendelei mindestens genauso lange gedauert hätte, wie wenn ich einfach bei mir zu Hause, in der Nähe von Mainz, wohnen geblieben wäre. Und genau das musste ich am Ende auch machen; was anderes war finanziell für mich zu Beginn meines Studiums leider nicht drin. Seitdem haben die Wohnungspreise noch mal stark angezogen. Während ich das Problem damals gut lösen konnte, geht es vielen jungen Menschen heute anders. Ich frage mich: Wie viele müssen ihre Pläne eigentlich ändern, und wie viele verzichten auf ihren Wunschstudienplatz oder ihre Wunschausbildung, weil sie sich eine Wohnung dafür einfach nicht leisten können? Wie viele müssen ihre berufliche Zukunft von der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt abhängig machen? Es ist ein ursozialdemokratisches Anliegen, Aufstiegschancen zu ermöglichen und Bildungsgerechtigkeit zu schaffen. Das bedeutet für mich auch, jungen Menschen, Auszubildenden und Studierenden bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Denn alle jungen Menschen – nicht nur die, die von zu Hause aus mit mehr Geld ausgestattet sind – sollen die Ausbildungs- und Studienplätze annehmen können, die ihren beruflichen Wünschen entsprechen und nicht dem Wohnungsmarkt. Daher freue ich mich als Berichterstatterin für „Junges Wohnen“ sehr, dass wir als Ampelkoalition 500 Millionen Euro in ein Bund-Länder-Programm für studentisches Wohnen, junges Wohnen und Wohnen für Auszubildende investieren. Als Teilprogramm innerhalb des klassischen sozialen Wohnungsbaus ist es dezidiert für junges Wohnen vorgesehen. Es erkennt den dringenden Bedarf in diesem Bereich an. Wir unterstützen damit junge Menschen in einer entscheidenden Phase ihres Lebens, die aufgrund ihrer Einkommenssituation besonders auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind. Von dem großen Bedarf an dieser Förderung konnte ich mich vor Kurzem bei einem Besuch des Studierendenwerkes Frankfurt am Main überzeugen; es betreibt nämlich zwei Wohnheime in meinem Wahlkreis in Rüsselsheim. Wie in so vielen Bereichen stellen die steigenden Nebenkosten, die explodierenden Preise im Bausektor und der Mangel an bebaubaren Flächen die Studierendenwerke vor große Herausforderungen. Hinzu kommt, dass es ihnen in meinem Heimatland Hessen gesetzlich erschwert wird, auch an Menschen in Ausbildung zu vermieten. Dabei ist bezahlbarer Wohnraum für Auszubildende genauso knapp. Hier muss sich dringend etwas ändern. Studierendenwerke verfolgen im Gegensatz zu Investoren keine Rendite und haben keine Gewinnabsichten. Aufgrund ihres Sozialauftrags zielen sie auf preisgünstige Mieten und vergeben Wohnraum nach dem sozialen Bedarf, nicht nach der Zahlungsfähigkeit der Mieter/-innen. Bundesweit wohnen derzeit jedoch nur knapp 10 Prozent der Studierenden in Wohnheimen. Das ist klar ausbaufähig, und dieser Ausbau ist dringend notwendig, wenn sich jeder junge Mensch ein Studium leisten können soll. Mit dem neuen Bund-Länder-Programm stellen wir als Ampelkoalition den Ländern eine große Summe zur Verfügung, mit dem klaren Ziel, bezahlbaren Wohnraum für junge Menschen zu schaffen. Damit sind Studierende und Auszubildende gleichermaßen gemeint. Wir erfüllen damit einen zentralen wohnungspolitischen Auftrag aus dem Koalitionsvertrag und unterstreichen, dass wir den drängenden Bedarf in diesem Segment erkannt haben und handeln. Nun wünsche ich mir, dass diese Mittel zahlreich abgerufen werden; denn kein Studium und keine Ausbildung soll an mangelndem Wohnraum scheitern. Vielen Dank.