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Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Als ich mitbekam, dass wir diese Woche einen Antrag zum Weddellmeer debattieren, musste
ich sofort an meinen Großcousin denken, der als Physiker am Alfred-Wegener-Institut genau zum Weddellmeer forscht. Das, was er mir von seinen Reisen in die
Antarktis erzählt hat, hat mich extrem fasziniert: Reisen in nahezu unberührte, weil sehr unzugängliche Regionen, das Eis, die vielen verschiedenen Tiere,
Erkenntnisse über die Geschichte unserer Erde, die man an meterlangen Bohrkernen nachvollziehen kann. Auch in der heutigen Debatte ist sehr klar geworden, was
das Weddellmeer so besonders macht. Ich möchte die wichtigsten Punkte noch einmal zusammenfassen:
Das Meeresökosystem Weddellmeer ist eine der letzten nahezu unberührten Regionen der Welt und macht ungefähr 10 Prozent unserer Weltmeere aus. Es ist
bekannt für seine herausragende Artenvielfalt, die auf den hohen Krill- und Fischvorkommen basiert.
Allein schon auf dem Grund des Weddellmeeres leben rund 14 000 verschiedene Tierarten, die teilweise nirgendwo anders zu finden sind, zum Beispiel
Glasschwämme und Kaltwasserkorallen, über die Hälfte der Gesamtpopulation einzelner Großvögel wie Kaiserpinguine und Sturmvögel sowie sechs Robbenarten und
zwölf Walarten.
Gleichzeitig ist das Weddellmeer auch wichtig für unser Klima: Unsere Meeresökosysteme speichern über ein Viertel der menschengemachten
CO2-Emissionen, sind Sauerstoffproduzenten und Klimaregulierer. Diese beiden Aspekte, Biodiversität und Klimaschutz, hängen direkt zusammen.
Am besten sieht man es am Beispiel der Wale, die sich von Plankton ernähren. Durch ihre Ausscheidungen verbessern sie dann die Nährstoffbasis für
Algen, die beim Wachsen wiederum CO2 aufnehmen. Diese Algen sind dann gleichzeitig Nahrung für andere Arten und Klimaregulierer.
Schützen wir die Meeresökosysteme und die Artenvielfalt im Weddellmeer nicht, werden wichtige Ökosystemleistungen zerstört und wird auch unser
Überleben gefährdet. Und der Schutz des Ökosystems Weddellmeer ist heute dringender denn je. Schon 2012 haben Forscher des AWI festgestellt, dass das Schelfeis
des Weddellmeeres, das bisher als stabil galt, im Zuge von Klimaveränderungen schneller schmilzt als bisher angenommen. Durch den Klimawandel wird diese bisher
fast unzugängliche Region voller Packeis also auf einmal Ziel von Fischfangflotten und anderen Begehrlichkeiten. Am Nordpol sehen wir ja jetzt schon, wie da um
Rohstoffe konkurriert wird. Die Zeit, zu handeln, ist jetzt!
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Ina Latendorf [DIE LINKE])
Die internationale Staatengemeinschaft hat sich darauf geeinigt, 30 Prozent der Ozeane bis 2030 unter Schutz zu stellen. Aktuell sind aber nur circa
7 Prozent der Weltmeere unter Schutz gestellt und lediglich 2 Prozent streng geschützt, das heißt ohne schädliche menschliche Nutzung. Mit Ausweisung eines
Schutzgebietes im Weddellmeer würden wir diesem Ziel einen großen Schritt näherkommen und auf einer Fläche von circa 2,2 Millionen Quadratkilometern das größte
Meeresschutzgebiet weltweit erschaffen. Damit bliebe das Weddellmeer auch als wichtiger Ort für die Forschung erhalten, ob nun vom Alfred-Wegener-Institut oder
auch von anderen Einrichtungen. Wir brauchen möglichst viel Wissen über unsere Welt, um dem Klimawandel begegnen zu können.
Ich hoffe deshalb sehr, dass sich bei der Sitzung der Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis nächste Woche endlich Bewegung
in den Verhandlungen abzeichnet und wir sechs Jahre nach Antragstellung endlich das Schutzgebiet einrichten können. Denn unsere Meere dürfen nicht als
unerschöpfliche Ressource betrachtet werden, sondern als großer Wert, den wir nicht einfach verbrauchen und zerstören dürfen. Das schulden wir nicht zuletzt den
zukünftigen Generationen.
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)