Sehr geehrter Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Zum wiederholten Male fordert der Deutsche Bundestag, das Weddellmeer unter Schutz zu stellen. Dieses einzigartige Meeresgebiet – größer als das Mittelmeer, gelegen zwischen Antarktischer Halbinsel und Ostantarktika – muss zum Schutz der Kaiserpinguine, vieler Walarten, der Sturmvögel, des Antarktischen Seehechtes und des Krills erhalten bleiben. Jahrhundertelang schützten Kälte und Sturm das Weddellmeer vor menschlicher Ausbeutung. Die Erderwärmung und der technische Fortschritt machen eine wirtschaftliche Ausbeutung des Weddellmeers möglich, und es drohen schwere Schäden an diesem empfindlichen Lebensraum. Niemand soll die Fischgründe ausbeuten oder die Rohstoffe vom Grunde fördern. Wir stehen in der Pflicht, das Weddellmeer für unsere nachfolgenden Generationen zu erhalten, und deshalb unterstützt Die Linke erneut diesen Antrag. Aber dieser Antrag allein wird das Weddellmeer nicht retten, und es wird nicht reichen, Russland und China die Schuld am Scheitern des Meeresschutzvertrages vorzuhalten, weil der letzte Versuch am Veto Russlands und Chinas scheiterte. Kolleginnen und Kollegen, es ist auch der europäische Rohstoffhunger, der weltweit Natur- und Umweltzerstörung verursacht. 23 Prozent des nach Deutschland importierten Zellstoffs stammen aus Brasilien – das ist jede vierte Küchenrolle –, und dafür wird Amazonas-Regenwald zerstört. Für Kobalt leiden Menschen und Flüsse in Zentralafrika, für Lithium wird die Natur in Südamerika geopfert, für Zuchtlachs wird schon heute der Krill in der Antarktis gefangen. Nur wenn wir, die westliche Welt, unsere eigene Lebensweise ändern, nur dann werden andere Länder bereit sein, sich am Schutz der Natur und eben auch am Schutz des Weddellmeers zu beteiligen. Deshalb sind regionale Wertschöpfung, lange Lebensdauer und Reparierbarkeit von Produkten, eine sinnvolle Kreislaufwirtschaft und eine deutliche Reduzierung von Wegwerfprodukten so enorm wichtig. Damit erreichen wir Klima- und Umweltschutz schon vor internationalen Übereinkommen, und das fordert Die Linke. Kolleginnen und Kollegen, wenn es Ihnen wirklich ernst ist mit dem Schutz des Weddellmeeres, des Regenwaldes, der Artenvielfalt, dann stellen Sie mit uns die hiesige Wirtschaft endlich auf nachhaltiges Wirtschaften um. Und: Die Linke fordert, 30 Prozent der deutschen Meeresgebiete unter Schutz zu stellen und mindestens in der Hälfte der Meeresschutzgebiete endlich jede Nutzung zu beenden. Denn mit Vorbild im eigenen Hoheitsgebiet wird das Fordern internationaler Übereinkommen glaubwürdiger. Ein besserer Meeres- und Artenschutz in Nord- und Ostsee unterstützt die Verhandlungen zum Weddellmeer noch besser als ein Antrag des Bundestages. Vielen Dank.