Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wenn das Haushaltsvolumen in Island so interessant ist, empfehle ich einen sehr langfristigen Aufenthalt dort, um sich mit den entsprechenden Fragen auseinanderzusetzen. Es fällt einem in dieser Debatte schon schwer, das eigentlich Aktuelle zu erkennen. Ich bitte, sich nicht immer gleich ins Bockshorn jagen zu lassen, wenn hier jemand mit einem Feuerwerk der schlechten Laune und der Desinformation ein Thema auf die Tagesordnung setzt. Davon sollten wir uns als Demokraten nicht beeindrucken lassen, wenngleich wir zum Kern vorstoßen sollten, der uns als Politik schon auch besorgen muss. Es geht natürlich erst einmal um Fehlverhalten. Es geht um persönliches Fehlverhalten. Es geht um Nepotismus. Es geht um die Bevorzugung von Freunden, Verwandten oder um Ähnliches. Das ist etwas, was man aufklären kann und auch aufklären muss. Man muss sich fragen: Was davon sind in der Tat strukturelle Probleme? Es reicht nicht, wenn wir sagen: Wir stehen fest an der Seite des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ein Blick in die Verfassung zeigt: Das ist allenfalls verfassungsgemäß; aber nicht mehr und nicht weniger. Es geht schon darum, dass wir erkennen, dass sich die Zeiten grundlegend verändert haben. Und es ist einfach wahr: Der sogenannte Content, der produziert wird – früher streng getrennt: öffentlich-rechtlicher Rundfunk und Fernsehen sowie Printmedien –, hat sich, wenn man einen Blick auf die jeweiligen Seiten wirft, stark angenähert. Ist die Verantwortungsteilung noch gerecht? Funktioniert sie tatsächlich noch so, dass wir sagen können: „Printmedien haben im Grunde schlechtere Startvoraussetzungen für ihre Meinungsvielfalt“? Das Spannungsverhältnis Politik und Rundfunk ist übrigens ein sehr interessantes. Herr Lindh hat eine große Agenda aufgezeigt, was wir alles machen müssen und was wir verbessern müssen. Allein durch die Mitgliedschaft und die Mitwirkung der Politik in den Verwaltungsräten und Rundfunkräten war man nicht in der Lage, diese Fragen tatsächlich zu klären; dazu komme ich gleich. Es geht schon auch ein bisschen um die Flucht vor der Verantwortung, um das Ausgliedern der eigentlich zentralen Fragen bis hin zur eigentlich wichtigsten Frage, nämlich die der Finanzierung. Die haben wir mittlerweile auch in eine Kommission ausgegliedert. Was also gibt es noch zu besorgen? Denn wir sind uns doch alle einig: Eine inhaltliche Aufsicht will und darf keiner führen in einem die Medienvielfalt gewährleistenden öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Zuständigkeit der Länder – die natürlich wieder über eine Reform des Staatsvertrages verhandeln – ist klar. Aber ich glaube, es wäre schon besser, zu sagen: Die Politik soll, auch personell, auch bei den Rundfunkräten und den Verwaltungsräten, ein Stück Abstand gewinnen. Mir erschließt sich nicht ganz, warum das notwendig ist. Das Ansprechen des Umgangs mit Mitteln ist natürlich einfach und populistisch. Zum Beispiel die sogenannte Tatorteritis. Mein Gott, man darf doch mal die Frage stellen: Reichen nicht 16 Sendeanstalten mit ihren „Tatorten“, muss es auch noch das gesamte europäische Ausland sein? Nicht ganz zu Unrecht fragt man sich, ob zwei öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten beim bedauernswerten Ableben der Queen ganztägig berichten müssen. Lässt sich das nicht tatsächlich zusammenlegen? Der zweite Punkt ist: Ein Blick in die Mediatheken macht es natürlich auch nicht besser. Eine Konzentration, um auch dem Betrachter, dem Gebührenzahler – das ist der eigentliche Arbeitgeber – die Möglichkeit zu geben, den Content, der produziert wird, zu finden, das wäre zumindest mal ein Ansatzpunkt. Und auf wessen Rücken wird das ausgetragen? Natürlich auf dem Rücken des Inhaltes. Für die sogenannten festen Freien – wir hoffen sehr, dass sich das ein Stück weit ändern kann und ändern wird –, die am Ende des Tages den Inhalt liefern, die aus all diesen Strukturen und diesen Finanzierungen die Berichterstattung vor Ort bewerkstelligen müssen, die einen Auftrag erfüllen müssen, der immer schwerer wird – man braucht einen Text, man braucht die Bilder und das Filmchen dazu, man braucht die Überschriften, die Untertitel –, wird es nicht leichter. Und zur Bezahlung kann man an dieser Stelle nur sagen: Die ist höchst bedauerlich. Schreiben wir uns ins Stammbuch: Wenn wir schon über Medien reden, dann geht es schon auch ein bisschen um die Deutsche Welle, liebe Ampel. Wenn man der Deutschen Welle – so wichtig sie ist; wir alle wissen das, und wir sind uns da alle einig – einen großen Aufgabenkatalog, nicht nur aus dem Koalitionsvertrag, gibt, dann muss man auch die entsprechenden Mittel bereitstellen und darf sie nicht verweigern. Vielen Dank.