Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Dass bei der AfD nicht mal die gesamte eigene Fraktion klatscht, das kann ich nachvollziehen. Die sind wahrscheinlich alle in Moskau. Ich verstehe ja die Skandalisierung durch die Union; ich verstehe es ja. Denn wir haben jetzt ein Gesetz vorgelegt, das man beschreiben kann mit: Was lange währt, wird endlich gut. – Deswegen verstehe ich ja, dass ihr eine Skandalisierung betreibt, weil ihr es selbst nicht hinbekommen habt. Ich bin jetzt übrigens nicht wieder bei „16 Jahre Union“; das werde ich nicht wieder machen. An diesem Punkt muss ich euch an einer Stelle recht geben: Dass ihr eine 50 : 50-Verteilung in der letzten Legislatur verhindert habt, macht dieses Gesetz erst möglich. Eine 50 : 50-Verteilung wäre wirklich ungerecht gewesen, genauso wie eine 100 : 0-Aufteilung ungerecht ist. Im Gebäudebestand haben sowohl der Eigentümer als auch der Nutzer die Möglichkeit, Energie zu sparen. Dass wir Energiesparen durch einen Preis, den wir dann aufteilen, anreizen, ist goldrichtig. Deswegen wäre ich nie auf die Idee gekommen, den CO2-Preis infrage zu stellen. Dieser ist übrigens keine Steuer. Aber um das der AfD zu erklären, dafür reicht die Zeit nicht. Das würde nämlich auch nach Jahren nicht funktionieren. Dass wir Anreize dafür setzen, dass der Eigentümer investiert und dass der Nutzer spart, das ist doch goldrichtig. Es ist notwendig. Eine 100 : 0-Aufteilung – ich weiß, Kollege Lange feixt, und Kollege Luczak feixt – bedeutet: Nur eine von zwei Parteien zahlt alles, obwohl sie nicht alles beeinflussen kann. Das empfinde auch ich als Freier Demokrat als ungerecht. Was gerecht ist, ist tatsächlich dieses Gesetz. Herr Lange regt sich auf, dass es sich auf den Verbrauch konzentriert, also auf die tatsächlich emittierte Menge CO2. Aber das ist ein längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung. Ich möchte nur daran erinnern – in der letzten Legislaturperiode haben wir hier im Deutschen Bundestag darüber diskutiert –: Die deutsche Volkswirtschaft hat in den letzten zwölf Jahren 395 Milliarden Euro in die energetische Gebäudesanierung investiert. Weil wir das mittelbar über Effizienzen, über Energieausweise gemacht haben, war der Effekt nahezu null. Trotz gigantischer Investitionen haben wir die Emissionen nicht senken können. Das jetzt endlich auf die tatsächlichen Emissionen von CO2 umzustellen, ist ein längst überfälliger Schritt; das hat mit Bürokratie nichts zu tun. Zum anderen. Ich hatte schon die Vorstellung, wir können es mit dem Gebäudeenergieausweis machen. Der Gebäudeenergieausweis ist verbreitet, er ist akzeptiert. Aber dann hättet ihr von der Union den auch rechtssicher ausgestalten müssen, und das kriegen wir in der Geschwindigkeit nicht hin. Dieser Ausweis ist schlichtweg nicht rechtssicher ausgestaltet. Deswegen nehmen wir den Weg über die tatsächlichen CO2-Emissionen; auch das ist wichtig. Was ebenso wichtig ist und was weder Ihre Idee von „Die Mieterinnen und Mieter zahlen alles“ noch die Idee der 50 : 50-Verteilung adressiert: Die Ausdifferenzierung auf zehn Stufen reizt auch kleine Investitionen in den Bestand an. Was nämlich tatsächlich nicht funktioniert, ist, von jedem zu erwarten, dass er sofort alles durchsaniert. Das geht nicht. Also haben wir ein System gewählt, in dem man sich durch einfache Maßnahmen in der Stufe verbessert, durch überschaubare Investitionen, zum Beispiel – jetzt komme ich wieder mit meinem Lieblingsthema – in smarte Thermostate oder Smart-Home-Technik, die nur wenige Tausend Euro und nicht gleich mehrere Zehntausend Euro kosten. Genau diesen Anreiz müssen wir endlich setzen. Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist, werte Kolleginnen und Kollegen von der Union: Die Zeit, im Gebäudebestand CO2 zu reduzieren, läuft uns davon. Gleichzeitig haben wir einen Mangel an Fachkräften, an Arbeitskräften. Wir haben einen Mangel an Material, wir haben einen Mangel an Genehmigungskapazitäten. Deswegen ist es wichtig, dass wir schnelle, kleine Investitionen anreizen. Genau das bewirkt dieses Gesetz. Deswegen ist es auch fair und richtig. Über einen weiteren Punkt müssen wir noch mal diskutieren. Sie alle kennen das Struck’sche Gesetz. Ich habe zwar jetzt wahrgenommen, dass Herr Luczak gar nicht mitdiskutieren will – er sagte ja, wir diskutierten zu viel –, aber okay. Wir müssen überlegen, ob wir alternative Brennstoffe, die CO2-arm sind, die CO2-frei sind, in diesem Gesetz nicht besser berücksichtigen sollten. Denn im Endeffekt geht es um den CO2-Ausstoß im Bestand. Da sind alternative Brennstoffe tatsächlich ein Punkt. Darüber müssen wir noch mal diskutieren. Kollegin Steinmüller hat völlig zu Recht angemerkt, dass der Gesetzentwurf in Bereichen, in denen ich als Eigentümer nicht aktiv werden kann – in Milieuschutzgebieten unter gewissen Voraussetzungen, im Bereich Denkmalschutz der Gebäude –, erst mal mit Ausnahmen versehen ist. Das halte ich für richtig. Ein großes Thema sind noch die Nichtwohngebäude. Liebe Union, wenn ihr da von der Skandalisierung wegkommt, bringt doch – ich meine das ganz ernsthaft – Vorschläge ein! Ich bin ja wirklich bereit und offen dafür, zuzuhören. Aber wenn man sich darüber aufregt, dass der Name zu kompliziert ist, dann zeigt das natürlich schon ein bisschen, dass man relativ wenig Weiteres anzumerken hat. In dem Sinne schließe ich, Frau Präsidentin. – Vielen Dank für die Debatte. Das wird ein gutes Gesetz. Es gleicht eine Unfairness aus, es beschleunigt die Sanierung im Bestand, und es ist dringend notwendig.