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Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sprechen heute über den 16. Kinder- und Jugendbericht, einen Bericht, der im September 2018 bis Juli 2020 verfasst worden ist, also zu einer Zeit, in der die Auswirkungen der Coronapandemie noch gar nicht in vollem Umfang abschätzbar waren und man nicht wusste, welche Folgen sie hat. Eigentlich sind die entsprechenden gravierenden Einschnitte für unsere Jugendlichen und Kinder erst danach entstanden.
Wir alle wissen, was damit zu tun hat. Es waren die Schulschließungen, es war der Wechselunterricht, es war auch die allenthalben ungenügende Ausstattung von Lernplattformen. Diese negativen Auswirkungen, die die jungen Menschen und die junge Generation erleiden mussten, haben natürlich auch etwas damit zu tun, dass sie nun Mängel in den Bereichen Kompetenzentwicklung und kognitive Fähigkeiten aufweisen. Hier ist es jetzt an uns allen, aber auch an allen politischen Ebenen runter bis zur Kommune, dass wir das in den nächsten Jahren ausgleichen müssen.
Das Vertrauen in die Politik hat in den letzten Jahren gelitten, auch das in Politikerinnen und Politiker. Die Jugendlichen mussten massive Einschnitte in ihrer persönlichen Freiheit erfahren, zum Beispiel in ihrem Freizeitverhalten. Es war kein Freizeitverhalten möglich. Was macht der Jugendliche? Ein Jugendlicher will sich treffen, will zusammen sein mit Gleichaltrigen: Fehlanzeige! Das haben sie alles ausgehalten. Aber wir haben großartige Jugendliche, weil sie demokratisch handeln wollen, sie wollen junge Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserem Land sein. Dafür einmal ein herzliches Dankeschön an die Jugend unseres Landes.
Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Nun gilt es aber auch, den Jugendlichen etwas zurückzugeben. Hier gibt der 16. Kinder- und Jugendbericht entsprechende Empfehlungen, was genau gemacht werden sollte, damit unsere Jugendlichen an unserer Demokratie partizipieren und sich auch aktiv einbringen können. Wie wahrscheinlich die meisten von Ihnen führe auch ich regelmäßig Gespräche mit unseren Jugendlichen. Sie geben natürlich eindeutig zu verstehen, dass es eine Zukunft ohne sie nicht geben kann. Sie wollen aktiv mitmachen. Sie wollen diese Zukunft aktiv gestalten.
Eine Möglichkeit dazu sind die Freiwilligendienste. Deswegen werbe ich auch an dieser Stelle dafür und bin froh, dass sich so viele für ein soziales, ökologisches oder internationales Jahr interessieren. Hier erfahren die Jugendlichen, was es heißt, Arbeit und Leben zu koordinieren. Da lernen sie, was aktive Mitsprache, kritisches Denken, auch aktives Gestalten heißt. Wir haben erst in dieser Woche ein Fachgespräch im Unterausschuss „Bürgerschaftliches Engagement“ gehabt, wo man das live erleben konnte. Das ist grandios, das ist super. Es ist wünschenswert, wenn das am Ende des Tages auch im Bundeshaushalt des nächsten Jahres im Bereich der Freiwilligendienste Widerhall finden würde,
Beifall bei der CDU/CSU)
zum Beispiel durch eine Erhöhung der entsprechenden Stellen.
Es gibt 100 000 Stellen und etwa 300 000 Nachfragen. Jetzt stellen wir uns einmal vor – das Delta von 200 000 kann sich jeder ausrechnen; es entspricht beispielsweise der Einwohnerzahl von Kassel –, was das bedeutet. Dieses große Potenzial wird nicht genutzt. Aber wir müssen es als Land doch einfach nutzen. Wir dürfen es nicht auf der Straße liegen lassen.
Beifall bei der CDU/CSU)
Denn diese Freiwilligendienstleistenden sind oft unsere Retter in der Not, ob in Kitas, in Schulen, in Horten, in Seniorenheimen oder im öffentlichen Bereich. Deswegen – wie auch im Bericht angemerkt – ist es wichtig, dass auch junge Menschen, die durch ihre Familie finanziell nicht so gut ausgestattet sind, die Möglichkeit haben, solche Freiwilligendienste annehmen zu können. Hier müssen wir dringend nachbessern. Hier muss das Ganze breiter aufgestellt werden.
Die aktuelle Zeit, in der die Jugendlichen heranwachsen, ist eine schwierige Zeit. Wir wissen das alle. Corona ist noch nicht ganz vorbei, die Angst vor Armut, die Inflation, das Kriegsgeschehen, die Energiekrise – das sind auch Herausforderungen für die jungen Menschen in psychischer und physischer Hinsicht. Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist es in unserer Verantwortung, dass wir einen stabilen Rahmen geben, dass sie sich entfalten können und auch politische Verantwortung übernehmen können. Das klingt nicht nur gut, das ist es auch.
Beifall bei der CDU/CSU)
Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächste Rednerin ist die Kollegin Ulrike Bahr, SPD-Fraktion.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)