Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Frau Bundesministerin! Vorab: Das Thema „Pandemiebedingte Lernrückstände und psychosoziale Folgen bei unseren Schülerinnen und Schülern“ halte ich für immens wichtig. In Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern aus meiner Heimat in Nienburg und in Schaumburg sowie mit Eltern, Lehrkräften, Sozialpädagoginnen und ‑pädagogen ist eines aber auch ganz deutlich geworden: Lernen in Präsenz, in der Gemeinschaft kann nicht allein durch digitales Lernen ersetzt werden. Als Lehrerin mit einer Berufserfahrung von immerhin sieben Jahren weiß ich – ich habe es oft genug erlebt –, wie wichtig das gemeinsame Lernen eben ist, insbesondere auch für Schülerinnen und Schüler, die wir eher als lernschwach beschreiben würden. Mit diesem Vorabbemerkungen, liebe Kolleginnen und Kollegen, im Hinterkopf können wir uns ja jetzt mal gemeinsam dem Punkt 3 des Unionsantrages widmen, den Punkt zur digitalen Aufholstrategie. Und bevor der SPD oder mir hier irgendjemand gleich nachsagt, dass wir uns irgendwie digital verweigern, sage ich: Digitales Lernen und Lehren brauchen wir, aber sinnvoll und auf den Kompetenzerwerb bezogen. Digitale Angebote können, müssen und werden immer eine gute Ergänzung innerhalb eines ganzheitlichen Ansatzes sein. Denn sie spiegeln die Lebenswelt unserer Kinder und Jugendlichen, aber auch unsere Berufswelt wider. Und was machen Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union? Sie werfen ein paar Schlagworte in den Raum wie zum Beispiel „Gamification“, „Flipped class-room“ oder „Schüleraufhol-Wettbewerbe“, die dann inhaltlich null komma null in Ihrem Antrag unterlegt sind. Nebenbei sollen die Schüler die Inhalte dann auch noch selber nachholen. In dieser Kombination ist das doch nicht wirklich Ihr Ernst, oder? – Ja, ich befürchte auch, dass das Ihr Ernst ist. Am Unsinnigsten ist übrigens folgender Satz – ich zitiere aus Ihrem Antrag –: Ich übersetze einmal Ihre Haltung zu Lehrkräften in Deutschland aus der Passage: Weil meine Schülerinnen und Schüler zu Hause irgendwie kreativ digital etwas lernen, bin ich als Lehrkraft plötzlich noch motivierter. – Sorry, das ist doch ein bisschen irre. Eine gute Freundin, auch Lehrerin, und ich haben uns gestern mit dieser Passage ein bisschen beschäftigt. Am Ende haben wir uns gefragt: Wer hat das denn aufgeschrieben? Jemand, der jemals in einer Klasse gestanden hat? Jemand, der jemals mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet hat? Ich glaube, nein. Dann gucken wir einmal weiter. – Lassen Sie mich doch mal ausreden. Nicht immer gleich so unruhig werden! Frau Kollegin Gräßle hatte ja auch schon ein paar Schwierigkeiten damit, wie man sich hier im Parlament benimmt. Somit stellt sich die Frage: „Flipped class-room“, was bedeutet das eigentlich? Das heißt – für Nichtpädagogen grob zusammengefasst – das eigenständige Erarbeiten von Lerninhalten. Das klappt bestimmt besonders gut bei jenen Kindern und Jugendlichen, die Unterstützung durch Lehrkräfte und anderes pädagogisches Personal in der Schule und darüber hinaus brauchen. Also, irgendwie macht das überhaupt gar keinen Sinn. Wenn man junge Leute fragt, wie sie Ihren Antrag finden, gerade Punkt 3, dann erhält man ganz, ganz tolle Bewertungen. Ich habe gerade einen Schülerpraktikanten da, der das in seine Klassengruppe gestellt hat. Wissen Sie, was die geschrieben haben? Fazit: Ganz großer Quatsch. Zum Schluss. Solche digitalen Vorhaben funktionieren nur, wenn wir uns mit der digitalen Ausstattung – – – Lassen Sie mich doch ausreden, Frau Connemann! – Die Kollegin Bundesministerin hat schon gesagt, was wir machen. Steht in Ihrem Antrag irgendwo, wie Sie all diese digitalen Dinge finanzieren wollen? Nein, es steht dort nicht drin. Es steht dort nicht, wie Sie das finanzieren wollen; gar nichts. Es steht auch nicht dort, dass man zum Beispiel digitale Lehrmittelfreiheit machen könnte. Auch das steht in Ihrem Antrag nicht. Von daher: Wenn Sie sich in die digitale Welt aufmachen – das machen wir als Fortschrittskoalition übrigens miteinander, und ich glaube, wir kommen da gut voran in den nächsten Jahren; Frau Bundesministerin hat ausgeführt, wie wir mit den Ländern jetzt gemeinsam vorgehen werden –, dann reicht es nicht, nur ein paar Buzzwords aufzuschreiben. Tut mir leid! In diesem Sinne werden wir diesen dünnen Antrag ablehnen. Vielen Dank.