Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Guten Abend Ihnen auf der Tribüne und vielen Dank, dass Sie so lange aushalten – und das auch noch bei einem Thema wie dem Bundeshaushalt in so einer schwierigen Situation! Wir haben einen Haushalt, der wahnsinnig unter Druck ist – das ist allen klar –, und da heißt es mehr denn je, Prioritäten zu setzen. Und das ist ein heißes Eisen. Probieren Sie es mal aus! Sprechen Sie mal im Familien- oder Freundeskreis darüber, und fragen Sie mal: Was wäre aus deiner Sicht das wichtigste politische Feld in der aktuellen Lage? Und da sagt die eine natürlich „Gesundheit“, der andere sagt „Solidarität mit Schwächeren“, „die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands“, „Bildung“ oder natürlich auch „Frieden“. So etwa stelle ich mir das im Übrigen auch im Kabinett vor. Das Problem ist: Alle haben natürlich recht. Natürlich müssen wir das alles irgendwie zusammen hinkriegen. Die gute Nachricht ist: Ich habe da eine Lösung. Aber die verrate ich erst am Ende meiner Rede. Ihnen, liebe Frau Ministerin Stark-Watzinger, ist es trotz der Zwänge gelungen, dass für Bildung und Forschung nächstes Jahr rund 200 Millionen Euro mehr ausgegeben werden sollen als dieses Jahr, und dafür möchte ich Ihnen meinen Respekt aussprechen. Vielen Dank. Wir müssen aber das klare Bekenntnis zu unseren Hochschulen im Koalitionsvertrag mit den richtigen Zahlen im Haushalt unterlegen. Es sind die Hochschulen, die gerade mit großem Engagement Studierende aus der Ukraine willkommen heißen. Es sind die Hochschulen, die seit fünf Semestern Coronapandemie sehr darum kämpfen, dass ihre Studierenden trotzdem die bestmöglichen Studienbedingungen haben. Die Hochschulen in Brandenburg und auch anderswo haben bereits jetzt Pläne für den Winter erstellt, wie die Präsenzlehre auch bei Gasknappheit weitergehen kann. Pandemie, Klimakrise, Transformation, Krieg: Für all diese Herausforderungen kann Forschung Antworten liefern. Und mit Blick auf die pöbelnden Herrschaften hier rechts im Haus, die sich ja einen dramatischen Winter wünschen, wie wir wissen, möchte ich den Fokus für die Bedeutung der Resilienzforschung schärfen. Es geht um die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaft gegen flache Parolen. Es geht um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, der gerade in der Krise besonders wichtig ist. Wir müssen der Krise auf allen Ebenen Herr werden. – Sie wollen der Krise doch überhaupt nicht Herr werden. Sie brauchen die Krise, und das macht mich wütend. Das macht mich wütend! Viele Menschen in meinem Wahlkreis in der Lausitz, wundervolle Menschen, haben nach bestem Wissen und Gewissen merkwürdigerweise ein Kreuz bei Ihnen gemacht, in der Annahme, dass Sie sich für sie einsetzen werden, aus Sehnsucht nach Normalität, nach Frieden und Ruhe. Aber Sie stehen für das Gegenteil. Sie brauchen Unruhe; Sie brauchen Verzweiflung. Das ist doch das Lebenselixier der AfD. Und das geben Sie mittlerweile ja schon offen zu. Sie freuen sich auf einen heißen Herbst, feuern den an und wollen den auf unseren Straßen austragen. Sie missbrauchen Ihre Wählerinnen und Wähler. Sie nehmen uns alle, insbesondere uns Ostdeutsche, in Geiselhaft, und das mache ich Ihnen zum Vorwurf. Es geht Ihnen nicht um ein normales Deutschland. Was normal ist, passt nämlich eigentlich überhaupt nicht in die Welt der AfD; denn normal ist jede einzelne vielfältige Facette in unser aller Leben. – Wissen Sie was? Schreien hat bei mir überhaupt keine Wirkung; denn ich bin Fußballschiedsrichterin. Nur weil einer schreit, ändere ich nicht meine Meinung. Wir brauchen Forschung zu gesellschaftlicher Resilienz, zu Zusammenhalt, Demokratie und Frieden. Wir brauchen eine verlässliche Förderung der Geistes- und Sozialwissenschaften. Ich nehme hier das Ministerium beim Wort. So, jetzt die Lösung: Ich bin nicht glücklich mit der Einnahmeseite, auf der dieser Haushaltsentwurf basiert, aber hier ein Versprechen: Wenn Sie, liebe Frau Ministerin, bei Ihrem Parteikollegen, beim Finanzminister Christian Lindner, vorstellig werden und erfolgreich für eine stärkere Einnahmeseite werben – zum Beispiel Schuldenbremse, Vermögensteuer, Erbschaftsteuer; es gibt viele Ideen –, dann bewerbe ich mich um den Posten als erste Vorsitzende Ihres Fanklubs. Vielen Dank.