Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Staatsministerin! Ich möchte kurz auf die Anmerkung von meinem Kollegen Fricke eingehen. Ich muss schon sagen: Die These, dass ein Ministerpräsident seine klebrigen Finger verliert, wenn er Bundeskanzler wird, halte ich für steil; aber wir können ja mal schauen, ob das tatsächlich so ist, lieber Otto. Bei den Haushaltsberatungen über den Etat des Bundeskanzlers möchte ich aber als Erstes auf den Bereich Kultur eingehen. Nachdem die Bundesregierung nun neun Monate arbeitet, muss man sagen: Jede Regierung hat ihre Herausforderungen. Das ist so. Ich möchte jetzt nicht auf die Debatte zur Documenta, die wir in den Medien verfolgen konnten, eingehen; das macht meine Kollegin Schenderlein gleich. Aber ich möchte auf einige Kürzungen im Etat Kultur eingehen, bei denen man sich als Opposition zu Recht fragen kann: Wie kam es dazu? Der Beitrag an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist um 12 Millionen Euro gekürzt. Vielleicht können Sie, Frau Roth, uns gleich eine Antwort darauf geben, wie es dazu kam. Dann bin ich noch über eine Zahl gestolpert. In der letzten Debatte zum Haushalt hatten wir hier eine Diskussion – es gab auch eine Kurzintervention –, in der es um eine Kürzung beim Humboldt Forum ging. Da gab es doch tatsächlich die These, dass gekürzt wurde, weil man mit wissenschaftlichen Beschriftungen an den Exponaten nicht zufrieden ist. Und jetzt stelle ich fest: Diese Kürzung haben Sie nicht zurückgenommen, Frau Kulturstaatsministerin. Da stellt sich mir und meiner Fraktion dann auch die Frage: Halten Sie es genauso wie mit der Anmerkung in der Kurzintervention, dass man beim Humboldt Forum kürzen muss, weil die wissenschaftlichen Beschriftungen nicht richtig sind? Wir kritisieren zudem, dass Sie mit zweierlei Maß messen und bei Ihnen Erinnerungskultur nicht überall gleichbehandelt wird. Die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte ist wichtig; aber auch die Ansätze der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur werden gekürzt. Da fragt man sich schon, ob diese Themenfelder für Sie nicht die Bedeutung haben wie für uns als Unionsfraktion. Leider ist Ihnen auch das Thema Vertriebene weniger wert, obwohl Flucht und Vertreibung in diesen Monaten aktueller denn seit langer Zeit sind. Nachdem der Ansatz für Vertriebene im letzten Haushalt gekürzt wurde, sinkt er nun erneut um eine halbe Million Euro. Das ist aus meiner Sicht definitiv eine Fehlentscheidung. Stattdessen investieren Sie in Ihr Lieblingsprojekt Green Culture, das Teil des auf über 15 Millionen Euro erhöhten Ansatzes für Nachhaltigkeit ist. Ich habe jetzt gehört, dass die Ampelkoalition viele Hilferufe der Filmindustrie erreichen. Dabei ist festzustellen, dass genau diese Branche, die gebeutelte deutsche Filmwirtschaft, durch das Green Shooting finanziell belastet wird. Ich zitiere den Geschäftsführer Björn Böhning, bis vor Kurzem noch beamteter Staatssekretär in Ihrer Bundesregierung, der sagt: Wenn man das möchte, muss das natürlich auch irgendjemand bezahlen. Und dann finde ich es schon erstaunlich, dass man von „Hilferufen aus der Filmwirtschaft“ spricht. Aber ich kann an dieser Stelle nur an die Ampel appellieren: Meine Damen und Herren, bitte überfrachten Sie die Kreativen in unserem Land nicht noch weiter mit zusätzlichen Regeln und Maßgaben! Neben dem Bereich Kultur möchte ich noch einen kurzen Blick auf den geplanten Erweiterungsbau des Kanzleramtes werfen. Das Bundesinnenministerium prognostizierte doch tatsächlich, dass die Kosten auf mindestens 600 Millionen Euro statt der veranschlagten 485 Millionen Euro steigen könnten. Und der Bundesrechnungshof geht sogar davon aus, dass es noch teurer wird. Als Oppositionsfraktion und als neue Berichterstatterin in diesem Einzelplan frage ich schon seit längerer Zeit nach einem Berichterstattergespräch zu dem Thema. In den letzten Haushaltsberatungen war das nicht möglich. Ich danke aber Otto Fricke, der sich intensiv dafür eingesetzt hat, dass wir morgen endlich ein Gespräch zum Thema Kanzleramt haben werden. Ich hoffe – für alle Parlamentarier an dieser Stelle –, dass nicht schon Fakten geschaffen wurden, die dann das Parlament zu Ende tragen muss. Meine Zeit reicht leider nicht, um auf den Ostbeauftragten und die Integrationsbeauftragte einzugehen, die auch anwesend sind, aber ich hoffe auf intensive Gespräche in den parlamentarischen Beratungen und wünsche uns allen dabei viel Erfolg. Vielen Dank.