Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! 20 Jahre NATO-Krieg in Afghanistan sollen jetzt in einer zahnlosen Enquete-Kommission abgehandelt werden. 200 000 getötete Afghanen, 59 tote Bundeswehrsoldaten und 12,5 Milliarden Euro Kriegsschulden für diesen sinnlosen und abenteuerlichen Krieg der NATO: Für all das haben Sie – ja, da haben Sie gut lachen, Herr Wadephul – von Union, SPD, FDP und Grünen hier 20 Jahre lang die Hand gehoben und jeder Mandatsverlängerung zugestimmt. Dieser schmutzige Krieg der westlichen Militärallianz am Hindukusch mit den vielen Kriegsverbrechen auch von NATO-Staaten ruft nach Aufklärung. Auch Ihre fließbandartige Mandatierung hier im Bundestag ruft nach Aufklärung. Die Kriegslügen, die diesen Einsatz rechtfertigten, mit denen der Öffentlichkeit vorgegaukelt wurde, es ginge um Frauenrechte und das Bohren von Brunnen, rufen nach Aufklärung. Aber die ganz große Koalition in diesem Haus, die Kriegskoalition, verweigert dazu einen Untersuchungsausschuss. Afghan lives don’t matter – afghanische Leben zählen für Sie nicht. Es ist unglaublich, dass Sie dieses von Ihnen mit angerichtete Desaster, diese Katastrophe jetzt in einer Kommission ohne Kompetenzen abhandeln wollen. Ihnen geht es nicht um Aufklärung. Ihnen geht es auch nicht um Untersuchung, und schon gar nicht wollen Sie irgendwelche fortschrittlichen Konsequenzen ziehen. Bei Ihnen steht das Ergebnis schon fest. Sie wollen vertuschen und die Öffentlichkeit weiter täuschen, um dann zu sagen: Wir machen weiter mit neuen Afghanistans, in der Sahelzone, in Mali, im Niger. Das sind die Länder, in denen wir auf Kosten der Bevölkerung nun unseren geopolitischen Fußabdruck nach Afghanistan hinterlassen wollen. Das finden wir als Linke eine Schande. Sie wollen nichts lernen. Sie wollen nicht aufklären. Sie wollen einfach nur weitermachen wie bisher, koste es, was es wolle. Weder das Leben der Menschen in Afghanistan noch der deutschen Soldaten zählt etwas für Sie. Die gründlichste Entlarvung – das sage ich Ihnen – Ihrer wahren Absichten ist Ihre Weigerung, den Menschen jetzt in Afghanistan humanitär zu helfen. Während des Krieges wurden seitens der NATO noch täglich, jeden Tag, 300 Millionen Dollar verballert, und jetzt hungern die Menschen dort. Und während die Menschen dort in Afghanistan hungern, haben Sie in Deutschland Hunderte Millionen Dollar an afghanischen Staatsgeldern in den Banken einfach eingefroren. Hunger als Waffe einzusetzen, ist abgrundtief böse, meine Damen und Herren. Lassen Sie das! Geben Sie das afghanische Geld in Deutschland endlich frei, damit man der Bevölkerung dort mit Lebensmitteln helfen kann! – Die Taliban sind ja Ihre Freunde. Mit denen haben Sie in Doha verhandelt. Und machen Sie den Weg frei für eine Untersuchung der westlichen Kriegsverbrechen in Afghanistan! Das kann eine Kommission wie die Enquete nicht leisten. Meine Damen und Herren, nur wer bereit ist, die Vergangenheit wirklich zu bearbeiten, ist nicht verdammt dazu, diese Vergangenheit in der Zukunft zu wiederholen. Vielen Dank.