Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Durchbruch bei CETA ist geschafft, und wir gehen heute in die so wichtige erste Lesung. Warum haben wir das nicht schon vorher gemacht? 2016 ist das Freihandelsabkommen mit Kanada zu Ende verhandelt gewesen. Aber es gab berechtigte Bedenken, und auch das Bundesverfassungsgericht hat sich mit Klagen beschäftigt, jetzt aber auch festgestellt: Keine Bedenken da, wir wahren die Demokratiekette, und die Ratifizierung kann gelingen. Wir hatten Bedenken und haben Bedenken beim Investitionsschutz. Wir wollen nicht, dass man sich nach Gutdünken vor privaten Schiedsgerichten verklagen kann, sondern wir wollen mit CETA auf richtige, staatlich verankerte, multilaterale Handelsgerichtshöfe setzen, damit eben da auch mal ein Ende ist. Und ja, Herr Kollege Spahn, es geht natürlich um Wohlstand, wenn wir von Handel sprechen. Ich möchte auf ein paar KPIs hinweisen; Sie haben sie eben erwähnt. Mit CETA werden 98 Prozent der Zölle abgeschafft. Es schafft damit auch monetäre Erleichterungen, 590 Millionen Euro Einsparungen jährlich durch den Zollabbau. Es geht aber natürlich auch um Wohlstandswachstum. Das Bruttoinlandsprodukt in der EU wächst durch dieses Abkommen um 12 Milliarden Euro. Es bietet aber nicht nur Geld, sondern vor allen Dingen auch weniger Bürokratie. Stapelweise Zollerfordernisse, aber eben auch Standardisierungen bei den Zulassungen werden damit vereinfacht. Also: Ja, Handel ist gut. Aber wir haben jetzt eben nicht einfach mal zwei Artikel in das Gesetz reingepackt, nach dem Motto „Ja, das machen wir“. Wir als Ampel stehen für Fortschritt. Wir wollen das Ganze auch in eine Handelsagenda einbetten. Wir haben uns ganz genau überlegt, was denn zukünftig guten Handel ausmacht. Es geht eben nicht nur darum, Geld zu sparen und Steuern zu senken, sondern in dieser Welt, in der wir jetzt leben, brauchen wir eine neue Generation von Handelsverträgen, bei denen auf ökologische und soziale Standards geachtet wird und nicht mehr nur einfach darauf, die Zölle abzubauen. Und ja, da muss man sich auch die Frage stellen, was passiert, wenn man sich an vereinbarte Standards nicht hält. Da wollen wir aber auf Augenhöhe miteinander sprechen, erst mal in ein Dialogverfahren einsteigen, über Panels und Workshops eine Einigung finden. Als letzte Möglichkeit ist natürlich auch eine Sanktion denkbar. Aber es geht jetzt nicht darum, einfach Sanktionen gegen die ganze Welt zu verhängen, sondern wir wollen auf Augenhöhe Wohlstand schaffen, aber eben auch die soziale und die ökologische Weiterentwicklung in diesem Land und global vorantreiben. Wir haben uns in unserer Agenda auch mal angeschaut, was noch so liegen geblieben ist. Die Energiecharta atmet den Geist der letzten Jahrzehnte. Da steht nicht viel von erneuerbaren Energien; denn diese waren damals kein wirklich relevantes Thema. Deswegen brauchen wir auch hier eine Reform. Und sollte uns eine solche Reform nicht gelingen, dann müssen auch Konsequenzen möglich sein. Wir als Deutschland sind die viertstärkste Volkswirtschaft der Welt, wir sind die stärkste Nation in der EU, und wir gehen jetzt hier heute den ersten Schritt, und wir gehen voran. Und wir zeigen: Als Fortschrittskoalition handeln wir.