Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute gab es noch mal eine neue Zahl dazu, inwieweit die schon deutlich reduzierten Importmengen noch immer zu einer Gewinnsteigerung auf russischer Seite führen. Für den März ist eine Steigerung um 4,4 Milliarden Euro taxiert worden; das ist ein Einnahmenzuwachs von 77,7 Prozent, den Russland zu verzeichnen hat. Das zeigt, wie dringend es ist, konsequent den Weg fortzusetzen – natürlich immer, so lange und so gut wir das können –, die Importe weiter zu reduzieren, insbesondere weil die Preisspirale sich gerade nach oben dreht. Wir dürfen uns nicht überfordern, und die Versorgungssicherheit muss Priorität haben, aber wir sind in einer Zwickmühle und müssen uns natürlich weiter auf dem Weg bewegen, so gut es geht und so schnell es geht, diese Importmengen zu reduzieren – auch mit Blick auf die Einnahmen, die wir auf russischer Seite nicht sehen wollen. Insofern müssen wir auch ganz unabhängig von Energieembargos – das hat auch die Entwicklung in dieser Woche gezeigt – darauf vorbereitet sein, dass Lieferstopps kommen. Wir haben erst gestern ein russisches Dekret vernehmen müssen, das tatsächlich schon mal damit blinkt, wie eine solche Entwicklung aussehen könnte. Es ist, um es mit den Worten des Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, zu sagen, ein „chirurgisches Dekret“ von russischer Seite gewesen. Damit hat Klaus Müller zum Ausdruck gebracht, dass offenbar ganz gezielt noch kein Lieferstopp gemacht wurde, während gleichzeitig aber ein empfindlicher Preisanstieg aufgrund der Sanktionierung von 31 Unternehmen bei uns zu spüren ist. In der Tat, ein Preisanstieg von 14 Prozent seit gestern ist zwar noch innerhalb der natürlichen Schwankungsbreite; wenn das allerdings so weitergeht, wird natürlich genau damit von russischer Seite das Erpressungsinstrument Importabhängigkeit ausgespielt. Dagegen müssen wir uns wehren. Wenn wir uns jetzt dagegen wehren, muss das natürlich insbesondere durch den schnellstmöglichen Umstieg auf erneuerbare Energien gehen. Wir wissen aber auch, dass wir noch eine Weile – nämlich solange wir diesen Umstieg noch nicht vollzogen haben – von fossilen Energien abhängig sind. In dieser Zeit diversifizieren wir. Wir haben die Importmengen aber eben noch nicht auf null reduziert. Genau in dieser Zeit brauchen wir einen Notnagel wie das Energiesicherungsgesetz, das jetzt ja schon verschiedentlich als ein Gesetz bezeichnet wurde, das nicht angewendet werden sollte. Ich möchte ganz kurz skizzieren, was die Anwendung dieses Gesetzes bedeuten würde: Die Gasflüsse erreichen unser Land an nur wenigen Punkten. Diese müssen aber das ganze Land erreichen. Wenn zu wenig Gas oder kein neues Gas mehr reinkommt, dann werden natürlich erst mal die Speicher bemüht. Die sind jetzt gerade mal zu 40 Prozent gefüllt und befinden sich wieder in der Auffüllphase. Wir dürfen sie jetzt nicht entleeren. Wenn das jetzt der Fall wäre, dann hätten wir im Winter ein Problem. Wenn diese Speicher nicht zur Verfügung stehen, dann haben wir unmittelbar eine wirklich drastische Situation. Wenn die Gasflüsse nicht mehr gewährleistet sind, dann bedeutet das, dass manche Unternehmen ihre Produktionsmöglichkeiten gänzlich verlieren. Es gibt von europäischer Seite die Priorisierung, dass die Privatmenschen, die Bürgerinnen und Bürger, prioritär zu versorgen sind. Es ist mir wichtig, das auch noch mal deutlich zu sagen. Die Bürgerinnen und Bürger sind aber natürlich auch mittelbar betroffen, weil sie ja auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind. Wenn die Unternehmen nicht mehr produzieren können, dann werden wir in schnellster Zeit eine große Arbeitslosigkeit zu beklagen haben. Genau deswegen müssen wir dieses Energiesicherungsgesetz nun schnell verabschieden und in dieser Ausgestaltung in der Rückhand haben, damit die Bundesnetzagentur in die Situation versetzt wird, auf der Grundlage der dritten Notfallstufe mit dem Instrument der digitalen Plattform, die jetzt unter Hochdruck erarbeitet wird, schnell agieren und eine Priorisierung vornehmen zu können, wie in dieser Notlage vorgegangen wird. Ganz am Ende meiner Redezeit, die schon zu Ende ist, bitte ich die Union, doch noch mal zu überlegen, ob sie nicht zustimmt. Sie haben gerade noch mal in einem Halbsatz gesagt, dass man den Eindruck gewinnen konnte, dass die Ausgestaltung dieses Gesetzes das Problem sei. Das ist aber nicht das Problem, was wir haben. Bitte stimmen Sie zu! Diese Solidarität brauchen wir an dieser Stelle, diese Geschlossenheit. Vielen Dank.