Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die immer schlechteren Arbeitsbedingungen in der Pflege und der daraus entstandene Mangel an Pflegekräften sind ganz sicher keine plötzlich aufgetretenen Probleme. Ihre jahrelange Ignoranz trägt jetzt nur immer deutlichere Früchte. Die Demografie als potenzierender, aber ebenfalls bekannter Faktor kommt hinzu. Und Ihre Praxis der Vergangenheit, sich einfach an Fachkräften aus dem Ausland bedienen zu können, findet ein Ende. Pflegen heißt nicht nur, kranke oder alte Menschen zu verwalten, sondern sich auch liebevoll um sie zu kümmern. Gerade dieser soziale Aspekt ist für viele die eigentliche Motivation, diesen Beruf zu erlernen und auszuüben. Die Dokumentationspflicht ist es ganz sicher nicht. Deshalb kann eine Aufwertung der Pflegetätigkeit nur gelingen, wenn wir endlich wieder Gesundheit und Pflege als Daseinsvorsorge und nicht als Ware betrachten und den Pflegern auch den entsprechenden Freiraum geben, Zeit mit den Pflegebedürftigen verbringen zu können. Nur dann wird der Beruf auch wieder attraktiv. Dass es Ihnen allen hier im Parlament – die Linken eingeschlossen – wenig um Wertschätzung oder ein funktionierendes Gesundheitswesen geht, zeigte sich besonders an Ihrem Umgang mit den Pflegekräften in der Coronazeit. Ob mit dem Coronabonus, bei dem Ungeimpfte ausgeschlossen werden sollen, oder der einrichtungsbezogenen Impfpflicht: Sie haben gezeigt, dass Sie Pfleger als bloße Erfüllungsgehilfen sehen. Unzählige Pflegekräfte werden von Ihnen aktuell regelrecht aussortiert, weil sie nicht geimpft sind. Und das Schlimmste: Sie beharren auf Ihrer Fehlentscheidung, obwohl die Caritas erst gestern sogar von einem drohenden Pflegekollaps warnte. Überlegen Sie schon mal, wie Sie diese Leute, die Sie wie Aussätzige behandelt haben, jemals wieder in unser Gesundheitssystem zurückholen können; denn sie werden dringend gebraucht. Immer mehr Pfleger – unabhängig vom Impfstatus – fordern inzwischen offen laut den Rücktritt von Minister Lauterbach wegen erwiesener Inkompetenz, wie die häufigen sich teilweise konträr widersprechenden Äußerungen und Anordnungen mit immer kürzer werdender Halbwertszeit zeigen. Vor allem aber fordern sie seinen Rücktritt – Herr Lauterbach ist leider nicht anwesend – wegen der von ihm betriebenen Spaltung der Pflegekräfte in gute – geimpfte – und schlechte – ungeimpfte. Ich schließe mich dieser Forderung uneingeschränkt an. Vielen Dank.