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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es geht heute um KONSENS, um die Digitalisierung der Steuerverwaltung. Damit arbeiten wir schon seit 2007, also seit fast 15 Jahren, an einer gemeinsamen Softwareentwicklung im Bereich der Steuerverwaltung. Das ist in Teilen tatsächlich eine Erfolgsgeschichte; deswegen wundert mich der Antrag der CDU/CSU. Wenn man sich Elster als Bestandteil anguckt: Das benutzt inzwischen jeder zweite Bürger, jede zweite Bürgerin in Deutschland, und das bei einem Steuerrecht, das, wie wir wissen, in sich widersprüchlich ist. Es gab mal ein Fraunhofer-Forschungsprojekt, bei dem versucht worden ist, das zu algorithmisieren; das ist nach fünf Jahren kläglich gescheitert. Also unser Steuerrecht und dann die digitale Elster-Einkommensteuererklärung – ein großes Wunder, und es funktioniert.
Es gibt aber auch große Mängel und Nachholbedarfe. Die Grundstücksdatenbank „Languste“ kommt dieses Jahr, viel zu spät, und macht in den meisten Bundesländern die ohnehin schon schwierige Umsetzung der Grundsteuerreform noch schwieriger. Es wäre schön gewesen, wenn das vorher geklappt hätte.
Deswegen haben wir uns im Koalitionsvertrag vorgenommen, die Digitalisierung der Besteuerungsverfahren voranzutreiben,
und das werden wir als Fortschrittskoalition jetzt machen. Stück für Stück werden wir die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung und auch in der Steuerverwaltung vorantreiben. Da reden wir konkret über volldigitalisierte Verfahren, über mehr zentrale Steuerung bei KONSENS, über eine notwendige Entbürokratisierung des Steuerrechts
Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)
und über moderne Software- und Datenarchitekturen. Wir müssen mal darüber nachdenken, wie wir bei der Entwicklung im Rahmen von KONSENS noch schneller vorankommen. Modernere, agilere Softwareentwicklungstechniken mit einem besseren Controlling, einer höheren Geschwindigkeit könnten genutzt werden, um veraltete Entwicklungstechnologien abzulösen.
Und: Wir haben das große Thema der mangelnden Dateninteroperabilität bei großen integrativen Systemen, und da müssen wir ran. Es gibt neue Konzepte dazu. FAIR Digital Objects ist so ein Beispiel. Das gibt es seit drei Jahren. Damit könnten wir das, was wir bisher gemacht haben, tatsächlich prozessual noch mal um mindestens 30 Prozent beschleunigen, bei geringeren Kosten, und wir sind schneller.
Da sind wir gerade dran. Am Ende kommt ein neuer Datenstandard heraus; eine deutsche Erfindung, ein neuer Datenstandard, ist ja auch nicht schlecht. Wir sind ja berühmt dafür, dass wir standardisieren.
Innovative Technologie löst aber nicht alles. Ich habe als Unternehmer und Auftragnehmer von vielen IT-Projekten meine eigene Erfahrung mit der öffentlichen Verwaltung und mit großen Konzernen gemacht. Am häufigsten ist es die Angst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor den Veränderungen,
die Digitalisierungsprozesse blockiert. Diese Angst müssen wir den Betroffenen nehmen.
Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Das ist eine politische Aufgabe.
Das heißt, wir müssen auch konsequent für die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung werben. Wir müssen den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in der Verwaltung benutzungsfreundliche Software anbieten, das, was sie aus dem Privatleben kennen, wenn sie eine App benutzen. Das funktioniert, das kennen sie. Wenn sie dann aber an einer SAP-Oberfläche sitzen, die kryptisch ist, und damit nicht klarkommen, dann macht es auch keinen Spaß. Aber Arbeit muss Spaß machen. Digitalisierung kann Spaß machen, und wenn es Spaß macht, sinkt die Angst, und dann steigt die Akzeptanz.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe es schon erwähnt: Wir werden als Ampel konkrete Vorschläge zur Digitalisierung der Steuerverwaltung unterbreiten. Aber da brauchen wir keine Hilfe der Union, die in der Vergangenheit beim Thema Digitalisierung aus dem Kanzleramt, den eigenen Ministerien und aus den Bundesländern blockiert hat, wo sie nur konnte. Ich sage das nur, weil man hier den Eindruck gewinnen kann, dass die CDU/CSU mit einem Antrag auf zwei Seiten alle Probleme bei der Digitalisierung im Bereich der Steuerverwaltung lösen könnte.
Zuruf von der CDU/CSU: Unbürokratisch!)
Alles, was die Union selbst in den vergangenen 16 Jahren nicht auf die Reihe gekriegt hat, hat sie jetzt in der Opposition plötzlich gelöst. So wirkt das. Auf zwei Seiten – Hut ab, großartig!
Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Zuruf von der CDU/CSU: Ihr könnt ja mal anfangen!
Der Bierdeckel ist ein bisschen zu klein inzwischen!)
– Ja, sorry. – Und dann fordern Sie beispielsweise, darzulegen, welche Einsparpotenziale durch die IT-Umsetzung zu erzielen sind. Glauben Sie tatsächlich, dass wir das noch belegen müssen? Haben wir nicht gerade in der jüngeren Vergangenheit gelernt, wie fahrlässig es ist, die Digitalisierung nicht voranzutreiben?
Ich denke, wir haben genug über Abschätzungen, Zeitpläne, Einsparpotenziale und Umsetzungsaufwände gesprochen. Jetzt ist es wichtig, auch mal ins Machen zu kommen, und genau das machen wir als Ampelkoalition. Da brauchen wir definitiv keine Nachhilfe von Ihnen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der Union.
Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun der Kollege Johannes Steiniger das Wort.
Beifall bei der CDU/CSU)