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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Damen und Herren! Herr Lenz, wenn die Ampelkoalition so schlecht wäre, wie Sie sagen – was sie nicht ist –, dann wäre sie immer noch besser als die Union, die wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels 16 Jahre lang hier verhindert hat und es in Bayern immer noch tut.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Aber lassen Sie mich zu meinen Punkten kommen. Viele sagen uns: Wir müssen unsere Art, zu leben, ändern, um unsere Erde zu schützen. Ich sage: Wir müssen unsere Erde schützen, um unsere Art, zu leben, behalten zu können.
Beifall bei der SPD sowie der Abg. Carina Konrad [FDP])
Warum ist das ein großer Unterschied? Zu dem Wir gehören viele, die wenig Geld haben. Diese Leute sind nicht das Problem für das Klima. Den Klimawandel befeuern vor allem Leute, die viel Geld haben. Denjenigen mit wenig Geld zu sagen, sie sollen ihr Leben ändern, ist zynisch.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Sie werden am stärksten unter dem Klimawandel leiden und am wenigsten dazu beigetragen haben.
Natürlich: In unserem Land leben mehr Leute, denen es gut geht; das soll auch so bleiben. Aber ihnen zu sagen, sie sollen ihr Leben ändern, ist im Ergebnis zu wirkungslos. Sie wollen verständlicherweise, dass es ihnen weiterhin gut geht. Da birgt jede Veränderung ein Risiko. Und zu wenige Leute sind bereit, Risiken einzugehen, um den Klimawandel aufzuhalten. Deswegen kann die Forderung aus meiner Sicht nur sein: Lasst uns unsere Art, zu leben, behalten und verbessern.
Beifall bei der SPD)
Damit das gelingen kann, müssen wir aber unbedingt unser Klima schützen; das sagt uns der Bericht des Weltklimarats. Schützen wir unser Klima nicht, erwarten uns in den nächsten Jahrzehnten regelmäßig und oft Naturkatastrophen. Dann erwarten uns Hitzewellen, die für ältere Menschen gefährlich sein werden. Uns erwarten Millionen Geflüchtete, die ihre Heimat verlieren und bei uns Schutz suchen werden. Nebenbei wird uns das alles Milliarden kosten, die uns für andere wichtige Vorhaben fehlen werden.
Das ist kein Film, das ist Wissenschaft. Vieles davon hat auch schon längst begonnen. In einer solchen Welt wird es uns unmöglich sein, so zu leben wie heute. Es ist also klar: Wir müssen unsere Erde schützen, wenn wir so weiterleben wollen wie bisher. Zwei Jahre haben wir noch, steht im Bericht des Weltklimarats. Nach 2025 dürfen unsere Treibhausgasemissionen weltweit nicht mehr steigen, und ab dann müssen wir Jahr für Jahr unsere Emissionen deutlich reduzieren.
Das ist doch unrealistisch! Das sagt doch das Klimaabkommen, dass das gar nicht der Fall sein wird!)
Nur dann bleibt unsere Erde – Zitat – lebenswert, will sagen: Nur dann können wir unsere Art, zu leben, behalten.
Selbstverständlich kann man den Klimaratsbericht auch so lesen: Doch, wir müssen unsere Art, zu leben, ändern; so geht es überhaupt nicht weiter. – Was stimmt nun? Es kommt darauf an, was wir unter „unsere Art, zu leben“ verstehen. Plastikverpackungen, Benzin und Massentierhaltung sind für mich keine Eckpfeiler meiner Art, zu leben; nicht weil ich diese Dinge nicht nutzen würde, sondern weil es einfach nur Dinge sind. Wichtiger ist doch, welche Idee dahinter steckt. Zu meiner Art, zu leben, gehören, neben anderem Komfort, Freiheit und Genuss. Das können mir Plastikverpackungen, Benzin und Massentierhaltung ermöglichen. Dies können mir aber auch andere Dinge ermöglichen. Möglicherweise sind andere Dinge sogar noch besser und klimaverträglich.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Zuruf von der SPD: Philosophisch!)
Ein Beispiel: Benzin ist knapp und irgendwann aufgebraucht. Seit Jahren wird es immer teurer. Mit Elektromotoren werden wir in naher Zukunft viel günstiger und unbegrenzt mobil sein können, und das auch noch klimaverträglich.
Fazit: Der Staat sollte uns niemals vorschreiben, nach welcher Art wir zu leben haben.
Beifall bei Abgeordneten der SPD
Zurufe von der AfD: Aha!)
Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden. Der Staat sollte uns aber die Rahmenbedingungen geben, nach unserer Art leben zu können. Wir haben ja schon gesehen: Durch den Klimawandel verlieren wir diese Möglichkeit. Also müssen wir alle den Klimawandel aufhalten.
Was ist zu tun? Vieles; wir haben es gehört. Ich will zwei Aspekte besonders hervorheben.
Erstens. Wenn wir den Klimawandel aufhalten wollen, müssen wir unsere Entscheidungsfreiheit als Einzelne behalten. Wir dürfen uns den Alltag aber auch nicht schwer machen. Wenn ich zum Beispiel nach klimaverträglichen Lebensmitteln oder Klamotten umständlich in speziellen Läden suchen muss, mache ich das meistens nicht. So geht es vielen; das ist menschlich. Unser Ziel muss daher sein: In jedem Laden in Deutschland kriegen wir ausschließlich klima- und sozialverträglich hergestellte Produkte. Da liegt die Last nicht mehr bei uns, sondern beim Hersteller.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Da gehört die Verantwortung hin: Wer etwas produziert, muss gewährleisten, dass er sorgsam mit unserem Planeten und unseren Mitmenschen umgeht. Punkt!
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Mein zweiter Punkt. Vielen sind die Gefahren des Klimawandels inzwischen bewusst. Wir haben ein kleiner werdendes Verständnisproblem; es sitzt hier. Wir haben aber ein großes Umsetzungsproblem bei den Lösungen. Mich macht es wütend, wie lange wir brauchen, um Windkrafträder und Photovoltaikanlagen aufzustellen, obwohl eine große Mehrheit dahintersteht. Darum werden wir das in der Ampelkoalition radikal beschleunigen.
Beifall bei der SPD)
Kommen Sie bitte zum Schluss.
Das mache ich. – Ein wichtiger Schritt sind die Gesetze im Osterpaket. Mehr folgt. Man kann verzweifeln, wenn man den Bericht des Weltklimarats liest. Wir dürfen es aber nicht.
Beifall bei der SPD)
Wir arbeiten an Lösungen.
Haben Sie vielen Dank.
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)