- Bundestagsanalysen
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „Ich werde laut“ – keine Sorge, das bezieht sich nicht darauf, dass ich jetzt laut werde, sondern das ist das Motto der COA-Aktionswoche. Für alle, die das nicht wissen: Sie findet jährlich statt, in diesem Jahr ab dem 16. Februar. Wer im Wahlkampf Zeit hat, ist herzlich aufgerufen, sich da mal umzugucken und auch gerne zu beteiligen. Die COA-Aktionswoche ist eine Aktionswoche für Kinder aus Familien mit suchtbelasteten Elternteilen. Denn nicht nur die Eltern leiden unter ihrer Sucht, die Kinder tun es auch.
„Ich werde laut“ ist ein bewusst gewähltes Motto; denn, wie die Kollegin Fester schon ausgeführt hat, die Kinder werden häufig erst viel, viel, viel zu spät laut, weil sie aus Angst vor Stigmatisierung, aus Angst vor dem, was mit ihren Familien passieren könnte, aus Angst davor, dass vielleicht alles auseinanderbricht, aus Angst vor dem, was mit ihren Eltern passieren könnte, sich nicht trauen, laut zu werden. Deswegen will NACOA, die Organisation, die für diese Kinder steht, mit der Aktionswoche den Kindern nicht nur eine Stimme geben, sondern ihnen auch Mut zusprechen, laut zu werden. Deswegen finde ich es so wichtig, dass ein guter Teil unseres Antrages eine Entstigmatisierungskampagne ist.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Bettina Margarethe Wiesmann [CDU/CSU])
Wir müssen den Kindern die Möglichkeit geben, laut zu werden, damit die Hilfen, die wir anbieten und auch noch ausbauen und weiterentwickeln müssen, sie überhaupt erreichen können. Und dazu ist Entstigmatisierung wichtig. Lassen Sie mich an dieser Stelle einen kleinen Schlenker machen: Nicht hilfreich zur Entstigmatisierung ist die Kriminalisierung der Eltern.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Und ebenso wenig hilfreich ist das Gerede über ein Register für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Das ist kontraproduktiv
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
und führt zu Stigmatisierung, genau zum Gegenteil dessen, was diese Kinder brauchen, um Hilfe zu bekommen.
Ich bin sehr dankbar – das will ich an dieser Stelle sagen –, dass dieser Antrag auch Ausdruck der guten Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheitsbereich und dem Bereich „Familie und Jugend“ ist. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich den beiden Ausschussvorsitzenden, meiner lieben Kollegin Ulrike Bahr und meiner lieben Kollegin Kirsten Kappert-Gonther, herzlich danken für die offene und gute Zusammenarbeit, die diesen Antrag auch ermöglicht hat. Die Mitglieder des Gesundheitsausschusses waren über die gesamte Legislaturperiode – ich habe das im ersten Teil miterleben dürfen – immer beteiligt.
Ich habe volles Verständnis, dass aufgrund des Respekts vor der kommenden Regierung der Antrag zunächst unter einem Haushaltsvorbehalt steht, aber meine große Bitte ist: Sorgen Sie in der nächsten Legislaturperiode dafür, dass das auskömmlich finanziert ist. Die Kinder brauchen diese Angebote, sie brauchen eine verlässliche Substanz, und dazu müssen die Angebote, insbesondere die online erreichbaren Angebote, gut finanziert sein. Sorgen Sie dafür.
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Ein Letztes muss ich noch unterbringen: Psychotherapeutische Hilfe für Kinder kann es nur geben, wenn wir erstens die Kinder- und Jugendpsychotherapie endlich ihre eigene Bedarfsplanung entwickeln lassen
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
und zweitens den jungen Menschen, die Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen und -therapeuten und überhaupt Psychotherapeutinnen und -therapeuten werden wollen, die Möglichkeit geben, dies auch werden zu können.
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Da ich sehe, dass es blinkt – das ist auch meine letzte Rede – mache ich es ganz kurz. Herzlichen Dank an alle, mit denen ich zusammenarbeiten durfte, Danke an die Wählerinnen und Wähler in meinem Wahlkreis, dass sie mich dreimal direkt in den Deutschen Bundestag gewählt und mir das Vertrauen ausgesprochen haben.
Ich hoffe, Sie werden daran weiterarbeiten – im Interesse der Kinder. Ich freue mich, dass ich das dann von außen noch ein wenig verfolgen kann.
Vielen Dank und einen schönen Abend.
Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Cornelia Möhring [Die Linke]
Die Abgeordneten der SPD sowie Abgeordnete des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN erheben sich)