Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Immer wenn wie heute Morgen hier des Holocaust gedacht wird, finde ich das einen bewegenden Moment. Ich glaube, wir müssen uns immer wieder die Frage stellen: Wie konnte das damals möglich sein, und was müssen wir heute besser machen? Das, was wir besser machen müssen, ist, Lösungen für Probleme bei den Parteien der Mitte zu finden. Ich sage das hier mal – ich glaube, darüber kann jeder nachdenken –: Es ist uns an der Stelle, was das Thema Migration betrifft, nicht gelungen. Ich finde das sehr bedauerlich. Es gibt die Chancen der Migration; die sind groß, die müssen wir nutzen. Aber es gibt auch die Probleme der Migration; die sind genauso groß. Und ich finde es fatal, dass wir als Parteien der Mitte hier nicht eine gemeinsame Lösung gefunden haben. Wir machen es bei diesem Antrag hier heute besser. Wir haben hier einen gemeinsamen Antrag eingebracht. Aber ich darf auch sagen: Wir sind im Februar auf die Ampelpartner zugegangen und haben für das erste Arbeitstreffen tatsächlich bis zum September gebraucht, sieben Monate. Dass wir nach diesem 7. Oktober 2023 als Bundestag ein Jahr lang hier sprachlos waren, finde ich, insbesondere an einem Tag wie heute, inakzeptabel. Also, Wissenschaftsfreiheit. Ich will Ihnen mal sagen, worum es uns geht. Wissenschaftsfreiheit und Freiheit müssen auch für jüdische Studierende und Lehrende gelten, ausnahmslos. Ich habe in den Gesprächen, die wir geführt haben, auch im Ausschuss, immer wieder gehört, dass es zu viele jüdische Menschen gibt, die an den Hochschulen Angst haben. Wir müssen hier etwas tun. Wenn ich auf die TU Berlin und auf die Personalie Frau Professor Rauch gucke, dann stelle ich fest: An einigen Stellen fehlt die Entschlossenheit, dem wirklich gegenüberzutreten. An den Hochschulen ist das Problem nicht größer als anderswo in der Gesellschaft. Aber hier sind wir zuständig. Wir müssen was tun, und wir müssen denjenigen den Rücken stärken, den vielen an den Hochschulen, die jeden Tag gegen Antisemitismus eintreten. Ich will auch sagen, dass das Thema Gegenwartsforschung etwas ist, wo wir mehr machen müssen, und das gilt auch für die neuen Formen von Antisemitismus. Das sind zwei ganz zentrale Forschungsfelder, bei denen wir uns wünschen, dass mehr getan wird. Nicht zuletzt will ich auch etwas zum Thema Wissenschaftsfreiheit sagen, weil es von der HRK thematisiert wurde. Die Mechanismen der DFG funktionieren. Sie haben bisher mit der Wissenschaftsfreiheit dafür gesorgt, dass es keine antisemitischen Stereotype in Förderprojekten gibt, und so soll es auch bleiben. Meine Damen und Herren, ich finde einige Beiträge absurd. Wenn die AfD sich bei dem Thema Antisemitismus platziert, dann ist das doch am Ende wieder nur eine Maxime, um Hass gegen Muslime oder andere zu schüren. Deshalb müssen diejenigen zusammenstehen, denen das Thema Antisemitismus wirklich am Herzen liegt. Das tun wir hier. „Nie wieder!“ ist kein Zuschauersport, meine Damen und Herren – weder in der Wissenschaft noch in der Politik. Wir haben noch eine Menge zu tun.