Zwischenrufe:
0
Beifall:
2
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Die Legislatur war und ist von großen Herausforderungen geprägt. Der schreckliche Krieg in der Ukraine zeigt, wie eng Ernährungssicherheit und Friedenspolitik zusammenhängen. Extremwetter haben viele Betriebe nicht nur bei uns im Land an ihre Grenzen gebracht. Die Bauernproteste vor einem Jahr haben verdeutlicht, wie wichtig Verlässlichkeit in der Agrarpolitik ist.
Derzeit fordert uns unter anderem die Maul- und Klauenseuche kräftig heraus. Zusammen mit Brandenburg und dem Friedrich-Loeffler-Institut arbeiten wir daran, eine Ausbreitung zu verhindern, Gott sei Dank bislang erfolgreich. Eines ist klar: Präventive Keulungen sind tragisch für die Tiere. Sie sind eine ökonomische, aber auch emotionale Belastung für die Tierhalter, aber leider notwendig, um die Risiken zu vermeiden.
Wir sehen bereits massive Belastungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und beim Export. Darum bin ich mit vielen Kolleginnen und Kollegen im Gespräch, um die Exportfreiheit für unsere Produkte möglichst schnell wiederherzustellen, und habe natürlich auch die Grüne Woche dafür genutzt. Positiv ist, dass für deutsche Produkte im EU-Binnenmarkt das Regionalisierungsprinzip gilt. Das zeigt übrigens einmal mehr, wie wichtig und auch wie wertvoll die Europäische Union gerade in der Agrarpolitik ist.
Es ist kein Geheimnis, dass die Zusammenarbeit in der Regierung, auch in der Landwirtschaftspolitik, ich sage mal, nicht gerade einfach war. Ich habe, wie Sie wissen, immer auf Kompromisse gesetzt. Das haben mir manche auch zum Vorwurf gemacht. Ich glaube allerdings, dass man mit der reinen Lehre genauso wenig vorwärtskommt wie mit bloßem Dagegensein. Das werden auch die noch merken, die derzeit sehr bestimmt ihre Position vertreten. Probleme löst man in der Demokratie nur, wenn man gute Kompromisse findet. Ich sage das gerade am heutigen Tag und nach der vorausgegangenen Debatte. Das und nur das stärkt auch das Vertrauen der Menschen in die demokratischen Parteien und in unser Land.
Angesichts der Umstände – der Ukrainekrieg – und eines Partners in der Koalition, der oft quer im Stall stand, kann sich die Bilanz meines Erachtens durchaus sehen lassen. Wir haben Dinge angepackt, die in der Vergangenheit liegen geblieben sind. Wir fördern jetzt eine zukunftsfähige Tierhaltung, nachdem das Thema früher nicht angepackt wurde, obwohl Geld dafür da war. Wir haben beim Abbau unnötiger Bürokratie endlich den Schalter umgelegt; zusammen mit Brüssel und unseren Bundesländern haben wir unnötige Berichtspflichtenauflagen gestrichen. Und wir haben die Grundlagen für eine wirkungsvolle Gemeinsame Agrarpolitik in der EU geschaffen. Daran kann die künftige Bundesregierung anknüpfen. Leistungen unserer Landwirte für mehr Umwelt-, Natur-, Klima-, Tierschutz sollen künftig besonders gefördert werden.
Uns allen ist aber auch klar: Es bleibt auch in Zukunft noch genug übrig. Das Feld ist gut bestellt. Es gilt, die Arbeit fortzusetzen. Dazu müssen die Vorarbeiten der Zukunftskommission Landwirtschaft umgesetzt werden, außerdem aber auch die Ergebnisse des strategischen Dialogs zur Landwirtschaft in der EU mit Leben gefüllt werden.
Es ist höchste Zeit, dass wir gemeinsam, parteiübergreifend, den Schalter umlegen, damit die Leistungen der Landwirte für Tierwohl, Artenvielfalt, Klimaschutz auch auf dem Betriebskonto sichtbar werden. So sichern wir nicht nur die Ernten von morgen, die Ernährung unserer Kinder und Enkel, sondern geben den Höfen auch eine ökonomische Perspektive.
Eins sollte selbstverständlich sein: Es muss sich rechnen, ein landwirtschaftliches Unternehmen zu führen. Wenn wir als Gesellschaft von unseren Bauern mehr erwarten, muss das Mehr auch vergütet werden.
Meine Damen, meine Herren, es ist nicht ganz einfach, an dem heutigen Tag – nicht nur wegen der Debatte gerade eben, sondern auch nach der Rede von Roman Schwarzman – ganz normal in den Alltag zurückzukehren. Für mich ist das ja die letzte Regierungsbefragung. Insofern will ich die Gelegenheit auch nutzen, Danke zu sagen für die Zusammenarbeit, aber auch noch mal zu sagen, dass das, was wir da gehört haben, auch eine Verpflichtung für uns alle bleiben wird.
Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)
Vielen Dank. – Das Wort zum zweiten einleitenden Bericht hat die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Frau Svenja Schulze. Bitte schön.