Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich sage nur eins: Hände weg vom Arbeitszeitgesetz! Als Sozialdemokraten werden wir weder einem Einfallstor zur Ausweitung von täglichen Arbeitszeiten noch einer Zunahme von Sonntags- und Feiertagsarbeit zustimmen. Das Arbeitszeitschutzgesetz ist eben ein Schutzgesetz. Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, ich bin der letzte noch verbliebene Steinkohlebergmann im Deutschen Bundestag. Als Bergmann und Gewerkschafter weiß ich, wie wichtig Solidarität, Vertrauen und Zusammenhalt ist. Das Ruhrgebiet ist ein Schmelztiegel von Menschen aus vielen Nationen. Es gab unter Tage keine Abgrenzung. Wir waren verbunden in der Gefahr. Diese Erfahrung hat bis heute meine Arbeit, auch hier im Deutschen Bundestag, geprägt. Als Demokraten haben wir unterschiedliche Ziele und Vorstellungen. Aber wir stehen zu unseren gemeinsamen Werten. Wir stehen zu unserem Grundgesetz, und wir stehen zu unserem Staatssystem. Ich weiß natürlich, dass die rechte Seite des Plenums andere Vorstellungen dazu hat. Aber die dürfen wir niemals zulassen; sie dürfen niemals umgesetzt werden. Ich wünsche mir, dass jedem bewusst ist, wie wichtig eine scharf in der Sache, aber fair im Umgang geführte Debattenkultur im Bundestag auch für die Menschen ist, die uns zuhören. Ich erinnere mich noch an meine erste Rede hier im Dezember 2009 im Rahmen einer Aktuellen Stunde. Der Antrag hieß „Bildungsproteste nicht aussitzen – Hochschulgipfel vorziehen“. Ich weiß noch genau, wie nervös ich damals war. Und heute halte ich hier schon meine letzte Rede, nach fast 16 Jahren. Eines ist mir aber geblieben: der Respekt vor dem Hohen Haus und das Wissen, dass es auch jemand aus einfachen Verhältnissen in den Bundestag schaffen kann. Der Respekt, dass ich als Hauptschüler und Bergmann die Menschen aus meinem Wahlkreis hier vertreten durfte, war und ist für mich nach wie vor etwas Besonderes. Es war und ist mir eine Ehre. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe parteiübergreifend viele kollegiale und teils auch freundschaftliche Kontakte pflegen können. Ich habe viele Menschen kommen und gehen sehen. Mir hat immer die Verbindung zu den Bürgerinnen und Bürgern im Wahlkreis geholfen, geerdet zu bleiben. Ich habe in den letzten 15 Jahren viele Krisen und Herausforderungen erlebt, wie beispielsweise die Bankenkrise. Ich erinnere mich noch daran, dass der Bundestagspräsident vor der Sommerpause gesagt hat, wir sollen nicht so weit rausschwimmen, und ich musste dann von Mallorca zurückkommen, wie viele andere auch. Ich habe die Eurokrise erlebt, die Coronapandemie und jetzt Putins schrecklichen Angriffskrieg. Knapp 1 000 Kilometer von hier tobt in der Ukraine ein furchtbarer Krieg. Tausende von Menschen sterben einen sinnlosen Tod – auf beiden Seiten. Ein Wahnsinn! Ich denke insbesondere an die vielen ukrainischen Kinder, die durch die russischen Angriffe getötet, verletzt, verstümmelt oder traumatisiert wurden und werden. Sie werden ihrer Kindheit beraubt. Und auch wenn sie körperlich unversehrt bleiben, sterben ihre Seelen. Herr Putin, auch wenn Sie mich nicht hören, so fordere ich Sie auf: Beenden Sie diesen Krieg! Meine Damen und Herren, ich wünsche dem kommenden Bundestag alles Gute, viel Erfolg, und bleiben Sie gesund. Am Schluss möchte ich mich noch einmal bedanken: bedanken bei Ihnen und noch mehr bei meiner Frau und meiner Familie. Ganz zum Schluss noch ein Auftrag an alle, frei nach Margot Friedländer: Seid doch Menschen, benehmt euch wie Menschen! In diesem Sinne: Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch und, wie ich hoffe, ein besseres 2025 – besser als das, was wir in diesem Jahr, in 2024, erlebt haben. Glück auf!