Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dass wir jetzt hier überhaupt über das Deutschlandticket reden, hätten, glaube ich, die wenigsten von uns vor drei oder vier Jahren gedacht. Dass es in dieser Form kam, war sicherlich eine Überraschung; es war aber auch eine Revolution im ÖPNV – eine Revolution deshalb, weil es das erste Mal möglich war, sich nicht nur günstig, sondern vor allem einfach durch die komplette Republik zu bewegen. Der Erfolg gibt dem Ticket recht: 13 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, eine Reduktion des CO2-Ausstoßes im Verkehrsbereich um 4,7 Prozent. Das alles zeigt: Das Deutschlandticket kann was. Es ist erhaltenswert, und deswegen stimmen wir auch zu – allein schon deswegen, damit wir wichtige Reformen, die durch das Deutschlandticket angestoßen wurden, jetzt nicht auf halbem Weg abwürgen. Ich sage aber auch ganz bewusst dazu: Was wir heute auf dem Tisch liegen haben, ist ein Minimalkompromiss – ein Minimalkompromiss, den wir schon deutlich früher hätten haben können, wenn nicht die Verhandlungen zum Deutschlandticket immer weiter durch Sonderwünsche aufgebläht worden wären, insbesondere durch Sonderwünsche, die aktuell nicht einmal in der Regelungskompetenz des Bundes liegen. Das hat Verunsicherung geschaffen. Das hat Verunsicherung geschaffen bei Kundinnen und Kunden, die nicht wussten, ob es mit dem Deutschlandticket weitergeht. Das hat Verunsicherung geschaffen bei den Aufgabenträgern, die sich nicht sicher waren, ob das Deutschlandticket auskömmlich finanziert ist oder ob sie auf den Kosten sitzen bleiben. Und das hat Verunsicherung geschaffen bei Unternehmen, die deswegen aktuell noch kein Jobticket angeboten haben. Wir als FDP standen von Anfang an dazu und tun das auch weiterhin. Man muss die Erfahrungen aus 2023 und 2024 auswerten, das Jahr 2025 nutzen und dann ein ganz klares Konzept für die Zeit nach 2026 auf den Tisch legen. Leider gab es in der Koalition zu viel Blockade. Da wird eine neue Bundesregierung die Aufgabe haben, mit diesen Erfahrungen etwas zu schaffen. Nichtsdestotrotz: Was wir heute vorgelegt haben, ist, wie gesagt, ein Minimalkompromiss, aber einer, der seit der Kabinettsfassung tatsächlich schlechter geworden ist. Die Streichung der Klarstellung bei der Mittelverwendung ist meines Erachtens ein unsauberer Kompromiss, den die Restkoalition hier geschlossen hat. Er lädt ein, Mittel zweckzuentfremden. Es ist so: Der Kabinettsentwurf, damals auch abgestimmt zwischen dem BMF und dem BMDV, war besser. Dass die Union dem Antrag, die Klarstellung rauszustreichen, hier zustimmt, finde ich bemerkenswert. Transparenz in der Mittelverwendung geht anders; darauf sollten wir pochen. Ich glaube, dass genau diese Transparenz in der Mittelverwendung extrem notwendig wäre; denn die Transformation im öffentlichen Personennahverkehr ist teuer. Wir reden hier nicht nur über das Deutschlandticket und die Subventionierung von Angeboten; wir müssen vor allem über das Angebot an sich reden. Wir müssen darüber reden, dass wir nicht nur eine Mobilitätsgarantie ausrufen können, wie das zum Beispiel die baden-württembergische Landesregierung gemacht hat; wir müssen dafür sorgen, dass wir wirklich eine Mobilitätsgarantie haben. Deswegen lade ich Sie an dieser Stelle ein, das Deutschlandticket mal weiterzudenken: Wie könnte es denn nicht nur im Januar oder im Februar aussehen, sondern wie könnte ein Deutschlandticket im Jahr 2026, 2027 oder 2028 aussehen? Ich bin überzeugt: Das Deutschlandticket kann mehr. Ich könnte mir ein atmendes Modell vorstellen, ohne Abo, mit einem Preisdeckel. Ich könnte mir vorstellen, die Vorteile der Digitalisierung endlich auszunutzen, nicht nur ein digitales Ticket zu haben, sondern mit einem Check-in-Check-out-Verfahren auch dafür zu sorgen, dass ich eine trennscharfe Abrechnung habe; dafür zu sorgen, dass jeder Verkehrsbetrieb für das bezahlt wird, was er an Leistung erbringt; dafür zu sorgen, dass wir eine einfache und faire Mittelaufteilung hinkriegen. Das gibt es weltweit schon, allerdings noch nicht auf einem nationalen Level. Lassen Sie uns hier in einer besseren ÖPNV-Finanzierung Pionier sein! Die Vision darf hier aber nicht enden. Wir müssen auch darüber reden, dass wir die Digitalisierung nutzen, um andere Services zu integrieren. Ich denke an Sharing-Angebote, die gerade bei der letzten Meile dafür sorgen können, dass ich abends, wenn ich irgendwo in meinem Wahlkreis im ländlichen Raum mit dem Zug ankomme und kein Bus mehr fährt, vielleicht ein Leihfahrrad nehmen kann. Wir brauchen echte Strukturreformen im ÖPNV. Da sind die Länder in der Pflicht. Aber ich sage auch dazu: Da ist auch das Bundesverkehrsministerium in der Pflicht. Wir müssen Brücken bauen, die Länder in die Verantwortung nehmen und übrigens auch andere Ressorts: Wenn wir über Sozialtickets reden, müssen wir uns mal darüber unterhalten, dass das BMDV das nicht alleine erbringen sollte. Wir brauchen ein kohärentes Gesamtkonzept, ein ÖPNV-Konzept, eine Wiederbelebung des Ausbau- und Modernisierungspakts, und dafür braucht es einen Minister, der Brücken baut – innerhalb der Regierung, aber auch mit den Ländern. Das hat in der Vergangenheit gefehlt. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen frohe Weihnachten. Und auch noch mal ein ganz großes Dankeschön an alle, an mein Team und an die Kolleginnen und Kollegen in den anderen Fraktionen für die Erarbeitung dieses Tickets. Danke schön.