Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sprechen hier nicht nur von medizinischer Versorgung oder rechtlichen Anpassungen; wir sprechen hier über Eltern, die ihr Kind verloren haben. Totgeburten und Fehlgeburten dürfen in unserer Gesellschaft deshalb kein Tabu mehr sein. Alle Betroffenen haben das Recht auf Unterstützung, Mitgefühl und Rückhalt. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor zwei Jahren durfte ich Mama werden und meinen kleinen Sohn auf unserer Welt begrüßen – eine Erfahrung, die mich voller Freude stimmte und die sich viele Frauen in unserem Land so sehr wünschen. Mir ist auch bewusst, dass dieses Glück leider nicht alle Frauen haben. Fast 15 Prozent der festgestellten Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt. In diesen Fällen sprechen wir liebevoll von „Sternenkindern“. Obwohl fast jeder dieses Schicksal in seinem Familien- und Freundeskreis hat, wird oft kaum darüber gesprochen. Viele Betroffene fühlen sich mit ihrem Schmerz alleingelassen, schämen sich, darüber zu reden, und stoßen auf Unverständnis. Dieses Schweigen lastet schwer auf den Frauen und den Familien in unserem Land. Es verstärkt das Gefühl, mit diesem Verlust alleingelassen zu werden, und macht das Leid unsichtbar. Hier geht es also um mehr als nur einen Gesetzentwurf. Hier geht es um persönliche Schicksale. Es geht um die Frauen, die plötzlich mit Trauer, Schuldgefühlen und oft auch körperlichen Auswirkungen konfrontiert sind. Diese Erfahrungen sind für die Betroffenen nicht nur emotional belastend, sondern haben auch häufig schwerwiegende psychische Folgen. Meine Damen und Herren, warum fühlen sich denn so viele Eltern nach einer Fehlgeburt alleingelassen? Warum gibt es denn nicht die Unterstützung, die sie in dieser so schweren Zeit brauchen? Die Antwort ist leider ganz einfach: Es liegt an unserem System. In vielen Kliniken und Praxen fehlt es an Personal, an finanziellen Mitteln und an spezialisierten Angeboten. Zeit für das einfühlsame Gespräch? Oft nicht vorhanden. Eine umfassende Nachsorge? Leider die Ausnahme. Statt Trost und Hilfe stoßen Eltern in diesem Moment häufig auf Überforderung, und das in einer der verletzlichsten Phasen ihres Lebens. Ob jemand die richtige Unterstützung bekommt, hängt oft noch vom Zufall ab. Hilfe darf aber keine Glückssache sein; sie muss verlässlich sein. Deswegen wollen wir als FDP erstens den Frauen die Zeit geben, um sich nach einer Fehlgeburt erholen zu können – deshalb ein ganz klares Ja zum freiwilligen gestaffelten Mutterschutz, und auch sehr gerne noch in dieser Wahlperiode –, und zweitens wollen wir ein verlässliches System schaffen, das bundesweit einheitliche Unterstützungsregeln auf den Weg bringt. Drittens – das ist mir ganz besonders wichtig – wollen wir Abschied, Trauer und psychologische Unterstützung ermöglichen. Eltern sollen das Recht haben, ihr Kind bestatten zu können, unabhängig davon, wie weit die Schwangerschaft fortgeschritten ist. Es ist wichtig, einen Gedenkort zu schaffen, damit die Eltern, aber auch die Geschwister einen Raum haben, ihre Trauer zu verarbeiten und ihren Verlust zu würdigen. Trauer braucht Zeit, Raum und professionelle Unterstützung, um verarbeitet werden zu können. Abschließend möchte ich an dieser Stelle einer Frau ganz besonders danken, nämlich Natascha Sagorski. Liebe Natascha, du hast mit deinen ganzen Unterstützerinnen und Unterstützern hier etwas Wunderbares geschaffen. Dir gilt einerseits mein Respekt, aber auch der gesamte Dank dieses Parlamentes, dass du das auf den Weg gebracht hast. Sehr gerne. – Nun möchte ich Ihnen ein wunderbares Weihnachtsfest wünschen. Ich wünsche mir die Umsetzung dieses Gesetzes. Vielen Dank.