- Bundestagsanalysen
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Zeiten sind ernst, verdammt ernst sogar. Wir erleben fundamentale Umbrüche und Krisen. Deswegen diskutieren wir hier in diesem Hohen Haus doch vollkommen zu Recht über die schwierige wirtschaftspolitische Lage, diese stürmischen Zeiten für unser Land und manch einer auch über Lösungen.
Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, das ist ja genau der Punkt. Statt hier über die Menschen, die von dieser schwierigen Lage betroffen sind, zu sprechen und Lösungsvorschläge zu unterbreiten, hören wir doch nur eines von Ihnen – Jens Spahn hat das sehr deutlich gemacht –: motzen und beschuldigen. Das können Sie ganz gut. Jetzt wäre es aber mal an der Zeit, umzustellen. Machen statt motzen: Das sollte die Überschrift der nächsten Monate sein, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union.
Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Herr Spahn hat richtigerweise gesagt: Man kann dieses Land nicht vom Küchentisch regieren – aber eben auch nicht vom Stammtisch. Das sollten Sie bei Ihren nächsten Reden vielleicht ein bisschen beachten.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Sie sollten vielleicht öfter auf den Stammtisch hören!)
Aber auch wenn Sie über die Menschen in unserem Land sprechen, offenbart sich da Ihre eigentliche Einstellung und Ihre Haltung. Die rechte Hand von Friedrich Merz, Carsten Linnemann, hat vor Kurzem gesagt: „In Deutschland gibt es gar keine Leistungsbereitschaft mehr.“ Was für eine Respektlosigkeit, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Keine Verdrehung der Tatsachen! Fake News!
Immer falsch zitieren!)
Was für eine Respektlosigkeit gegenüber den Millionen Erwerbstätigen in unserem Land, gegenüber Polizistinnen und Polizisten,
Über Respekt kann uns ja Saskia Esken was erzählen!
Genau! Respektbeauftragte Saskia Esken!)
gegenüber Soldaten, die tagtäglich aufstehen, um unser Land am Laufen zu halten! Was für eine Respektlosigkeit!
Sie haben gestern exakt dieselbe Rede gehalten! Exakt dieselbe Rede!)
Denen sagen Sie in einer solchen Situation: Eure Arbeit zählt nicht. Ihr müsst mehr arbeiten. – Wir sagen Ihnen heute: Besinnen Sie sich, was Sie für diese Menschen tun können, und reden Sie diese Leistungen nicht schlecht.
Beifall bei der SPD
Wer hat Ihnen das denn aufgeschrieben?)
Vielleicht schaffen Sie es, zu akzeptieren, dass nicht jeder, der kein Privatflugzeug hat und nicht Froschschenkel einkauft, gleich faul ist.
Zurufe von der CDU/CSU: Oah!
Zuruf des Abg. Tilman Kuban [CDU/CSU])
Nein, ich bin stolz, dass unser Land aus so vielen fleißigen Leistungsträgern besteht. Und es würde selbst der CDU guttun, das auch mal zu würdigen. Das können wir aber heute hier machen,
Zuruf des Abg. Tilman Kuban [CDU/CSU])
und ich tu das sehr gerne, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Das ist unredlich, was Sie da machen! Das ist so unredlich!)
Ich will von genau solchen Leistungsträgern heute hier erzählen, von einem Leistungsträger,
Das ist aber nicht Olaf Scholz, oder?)
der mit mir im Wahlkreis gesprochen hat: ein Beschäftigter der Firma Schaeffler. Die Firma hat ein großes Werk in meinem Wahlkreis. Herr Spahn, da geht es um genau das, was ich vorhin angesprochen habe: nämlich die Sorge dieses Beschäftigten, ob er seinen Job auch in Zukunft noch hat.
Ja, weil Sie so schlechte Politik gemacht haben! Deswegen hat er bald keinen Job mehr!)
Ich finde, dem kann man nicht begegnen mit pauschalen Verurteilungen, mit Populismus,
Man könnte ihm mit Regieren begegnet sein in den letzten Jahren! Man könnte regiert haben!)
sondern man muss sich darum kümmern, dass dieser Job in Zukunft noch existieren kann.
Fangen Sie doch mal an!)
Die Beschäftigten machen sich große Sorgen darüber, ob die Transformation überhaupt gelingt. Aber sie haben auch Sorgen, weil in diesem Land manche von der Industrie sprechen wie von etwas, das hier eigentlich gar nicht mehr hingehört, das weg kann. Manche tun so, als ob das so wäre, als ob es ein Entweder-oder zwischen Mittelstand und Industrie gäbe.
Schöne Grüße an Ihren Koalitionspartner!)
Solche Stimmen kommen auch aus der CDU.
Welche denn, bitte?)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, lasst mich nur eines sagen: So was können eigentlich nur Menschen erzählen, die offensichtlich noch nie in einem solchen Betrieb waren. So etwas können nur Menschen sagen, die niemanden mehr in ihrer Familie haben, der in einem solchen Betrieb arbeitet. So etwas können eigentlich nur jene erzählen, die nicht verstehen, dass Industrie und Mittelstand kein Gegensatz zueinander sind, sondern immer zusammengehören.
Reden Sie jetzt von der SPD?)
Es geht nicht um Konzerne; es geht um persönliche Existenzen, um individuelle Schicksale, um ganze Familien.
Es geht um Wettbewerbsfähigkeit, Herr Limbacher! Davon hängt es ab! Wettbewerbsfähigkeit!
Erzählen Sie denen dann, was Sie die letzten drei Jahre gemacht haben?)
Es geht um bescheidenen Wohlstand, den sich Leute erarbeitet haben. Und es geht, Herr Spahn, um Respekt gegenüber diesen Menschen.
Herr Kollege, erlauben Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Ulrich?
Von wem?
Dem Kollegen Ulrich. Er kommt auch aus dem Saarland, glaube ich.
Ja, bitte sehr.
Links gegen links ist immer gut!)
Ich komme aus einem besseren Teil: aus Rheinland-Pfalz. – Herr Limbacher, ich höre Ihre Worte, und, ja, Sie haben allen Grund, mit sehr viel Sorge über die Betriebe im Saarland zu reden. Ich bin dem Saarland nah und kriege in den Nachrichten mit, was da an Industriearbeitsplätzen verloren geht. Glauben Sie wirklich, dass diese eine Maßnahme, zu der Sie jetzt die CDU/CSU auf den letzten Metern auffordern, die Arbeitsplätze rettet?
Oder beantworten Sie doch mal die Frage, warum Bundeskanzler Scholz trotz etlicher Aufforderungen von den Gewerkschaften, von der Chemieindustrie, von der Stahlindustrie, einen Industriestrompreis einzuführen, das seit über zwei Jahren nie umgesetzt hat?
Beifall beim BSW
So nämlich!)
Das müssen Sie als SPD beantworten; denn das ist die alleinige Schuld der Bundesregierung und des Bundeskanzlers Olaf Scholz.
Ich danke Ihnen, Herr Kollege, für die Frage. Sie kommen aus Kaiserslautern; auch Ihnen als Pfälzer beantworte ich gerne die Frage.
Das ist nett!)
Ich sage Ihnen ganz offen: Das an einer Person festzumachen, ist ein bisschen unredlich.
Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU
Ist ja nur der Bundeskanzler!
Weitere Zurufe von der CDU/CSU)
Denn für die Umsetzung des Industriestrompreises bedarf es nicht einer Person, sondern einer Mehrheit in diesem Hause.
Schon mal was von Richtlinienkompetenz gehört?)
Und die Mehrheit in diesem Hause für einen Industriestrompreis gab es nie. Für Netzentgelte gibt es sie bis heute nicht, weil Parteien wie die FDP und die CDU/CSU nicht mitmachen.
Zuruf des Abg. Kay Gottschalk [AfD])
Das ist doch die Wahrheit. Und es ist nicht die Schuld einer einzelnen Person. Es wäre zumindest unredlich, anderes zu behaupten.
Beifall bei der SPD
Zuruf des Abg. Tilman Kuban [CDU/CSU])
Ich sage Ihnen ganz offen: Ich schäme mich zu keinem Zeitpunkt, für diese Inhalte zu kämpfen.
Ihre Rede ist Klamauk!
Genau! Karneval!)
Ich mache das ehrlicherweise auch weiterhin. Wir hätten ja jetzt im Bundestag die einmalige Chance, noch vor der Wahl für eine Hilfe für diese Industrie zu sorgen. Ich habe es vorhin angesprochen: Ich habe dem Kollegen Spahn angeboten, dass wir gemeinsam für diese Lösung sorgen, dass wir gemeinsam dafür sorgen, dass die Netzentgelte runtergehen, die Strompreise dadurch gedrückt werden.
Wer soll denn das bezahlen, Herr Limbacher?
Ich hatte Ihnen gerade beschrieben, dass sie nicht runtergehen, sondern nur weniger werden!)
Die Antwort war: Wir sehen das Inhaltliche eigentlich genauso; aber solange wir nicht an der Macht sind, geht gar nichts.
Beifall bei der SPD)
Herr Spahn, Sie brauchen mich nicht nachzuäffen. Ich lade Sie herzlich ein: Kommen Sie mal mit zu dem Betrieb der Firma Schaeffler.
Mache ich gerne! Sollen wir zusammen hingehen?
Zuruf des Abg. Kay Gottschalk [AfD])
Stellen Sie sich bei der Betriebsversammlung vor die Beschäftigten und sagen ihnen: Eigentlich ist das inhaltlich richtig; aber bevor die CDU nicht an der Macht ist, bekommt ihr gar nichts. – Das ist nämlich Ihre Einstellung, das ist verwerflich. Deswegen spreche ich das auch ganz offen hier an.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Ich komme mit! Wir fahren mal zusammen hin! Fahren wir zusammen hin? Fahren wir zusammen hin, oder nicht?
Auf! Schlagen Sie ein! Er bietet es Ihnen an!)
– Kommen Sie gern vorbei. Aber meine Redezeit läuft ab.
Ah! Sie ziehen zurück!)
Ich lade Sie gerne ein. Wir machen das zusammen. Dann wiederholen Sie das genau so. Kommen Sie gerne vorbei.
Machen wir!)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie merken, industriepolitisch gibt es enorme Herausforderungen, die uns alle betreffen. Und ich finde, obwohl Wahlkampf ist, sollte kein Stillstand in diesem Land herrschen.
Beifall der Abg. Katharina Beck [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Deswegen lade ich alle Parteien, die ja noch Mitglied dieses Parlaments sind, ein, für Lösungen zu sorgen.
Warum mache ich das? Ich mache das vor allen Dingen aus eigener Betroffenheit in meinem Bundesland, das sehr industriell geprägt ist. Ein ehemaliger Bergmann hat mir eine Grubenlampe geschenkt, die seitdem in meinem Büro steht. Er hat gesagt: damit ich nicht vergesse, wo ich herkomme und für wen ich Politik mache.
Herr Kollege, kommen Sie zum Schluss, bitte.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich will mich nicht schämen, wenn ich diese Grubenlampe anschaue, nämlich jeden Tag, und nicht für Lösungen gekämpft habe. Deswegen mache ich das hier mit voller Leidenschaft.
Herzlichen Dank.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Vielen Dank, Herr Kollege Limbacher. – Nächster Redner ist der Kollege Hansjörg Durz, CDU/CSU-Fraktion.
Beifall bei der CDU/CSU)