Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Heute ist viel über Bilanzen und Ausblicke geredet worden. Ich will dem natürlich ein bisschen was aus Sicht der Regierung insgesamt hinzufügen. Die unabhängige Bertelsmann-Stiftung hat gemeinsam mit der Universität Trier zur Halbzeit, also vor etwas über einem Jahr, Bilanz gezogen und gesagt, dass diese – jetzt nicht mehr vollständig vorhandene – Regierung so viele Vorhaben – sie nannte das „Versprechen“ – im Koalitionsvertrag geplant bzw. gemacht habe wie keine Regierung zuvor. Und sie hat im September 2023 festgestellt, dass gleichzeitig so viele der Versprechungen auch schon umgesetzt oder auf den Weg gebracht waren wie noch nie zuvor. Nun muss man der unabhängigen Bertelsmann-Stiftung und der Universität Trier nicht trauen, sondern kann auch der Bundesregierung vertrauen. Wenn man auf bundesregierung.de geht, findet man ein Regierungsmonitoring, das wir ganz am Anfang aufgesetzt haben, damit sich alle die Vorhaben, die wir im Koalitionsvertrag vereinbart hatten, und deren Umsetzung transparent anschauen können. Ich bin immer sehr dafür, dass man sich an Fakten statt an der Fantasie orientiert und einfach ein bisschen auf die Dinge schaut, die wirklich gemacht worden sind, und hier kein Zerrbild entwickelt. Nun hat das, was wir uns vorgenommen haben, eine erhebliche Veränderung erfahren. Auch in Deutschland hat der 24. Februar 2022, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine erhebliche Auswirkungen gehabt. Wir mussten auf einmal Dinge tun, die vorher in keinem Koalitionsvertrag standen, von denen wir alle nicht wussten, dass sie möglich sind. Das hatte natürlich Auswirkungen auch auf das Leben hier in Deutschland. Die Inflation ist so hoch gestiegen wie noch nie seit 50 Jahren. Die Reallöhne, also das, was man wirklich in der Tasche hat, sind so tief gefallen wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg: minus 4 Prozent in 2022. Nun höre ich hier: Das war die Regierung; die ist schuld. Aber ich sage ganz ehrlich: Diese Bundesregierung hat die Ukraine nicht überfallen. Diese Bundesregierung war nicht dafür zuständig, dass Deutschland beim Erdgas zu fast 60 Prozent auf Energie aus Russland angewiesen war. Das hat natürlich erhebliche Auswirkungen gehabt auf unsere Wirtschaft und auf unsere Art, zu arbeiten. Wenn man jetzt eine Bilanz zieht, dann kann man sagen: Die Inflation ist inzwischen wieder da, wo die Europäische Zentralbank sie als Zielvorstellung haben will: bei 2 Prozent; im September war sie sogar bei 1,6 Prozent. Auch bei den Reallöhnen, also dem, was für die Bürgerinnen und Bürger das Entscheidende ist, haben wir fünf Quartale in Folge einen Zuwachs. Natürlich sind die Preise – wenn man sich die Dönerpreise anschaut: 7 Euro oder 7,50 Euro statt gefühlt vor Kurzem noch 3,50 Euro oder 4,50 Euro – sehr viel höher, als wir sie uns alle wünschen. Nur, wir haben gemeinsam in diesem Haus und vielfach auch mit Unterstützung der größten Oppositionsfraktion die Dinge gemacht, die nötig sind. Es gibt auch deutliche strukturelle Herausforderungen für unser Land. Diese sind wir im Koalitionsvertrag angegangen. Das ist insbesondere die Frage: Wie kriegen wir es hin, nachdem wir 200, 250 Jahre lang Kohle, Öl und Gas verbrannt haben, um uns fortzubewegen, um die Industrieproduktion zu betreiben und um es warm zu haben, das bis zum Jahr 2045 umzustellen? Das ist quasi übermorgen, in 21 Jahren. Wir wollen das schaffen als Industrieland. Dafür haben wir ganz, ganz viel gemacht; die Zeit reicht nicht, um alles aufzuzählen. Es ist deutlich geworden, dass mehr nötig ist. Deswegen hatten wir im Kabinett zusammen mit dem Entwurf des Bundeshaushalts 2025 eine Wachstumsinitiative mit 49 Maßnahmen verabschiedet, und die hätte das Wachstum im nächsten Jahr verdoppelt. Ich kann mich dem Appell des Kollegen Heil nur anschließen. Ich würde mich sehr freuen – auch ich bin kein Illusionist und habe eine Vorstellung davon, was los ist –, wenn wir möglichst schnell möglichst viel von diesen Dingen, die nötig sind für unser Land, auch umsetzen. Da dies vermutlich die letzte Regierungsbefragung ist, an der ich in dieser Legislaturperiode teilnehme, möchte ich zum Schluss ganz herzlich Danke sagen, insbesondere auch den Abgeordneten der demokratischen Opposition und auch denjenigen, die bis vor Kurzem mit uns die Regierung gestützt haben. Danke für die gute und konstruktive Zusammenarbeit, natürlich auch für das kritische Beobachten! Das sage ich natürlich auch gegenüber den verbleibenden Koalitionspartnern. Für das Kanzleramt kann ich jedenfalls sagen: Wir fanden die Kooperation, das Zusammenwirken sehr schön. Jetzt freue ich mich auf den Austausch und Ihre Fragen. Herzlichen Dank.