- Bundestagsanalysen
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Vielen Dank, Herr Präsident. – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich war ein bisschen irritiert. Ich dachte, die CDU/CSU kommt diese Woche wie die letzten Monate mit einem textgleichen, aber leicht umgestellten Antrag um die Ecke. Dieses Mal war es derselbe Titel mit einer Aktuellen Stunde. Das hat auch Vorteile; da müssen Sie keinen Antrag schreiben. Ich wundere mich, ehrlich gesagt, ein bisschen, dass Ihnen das Theater, was Sie hier aufführen, nicht langsam peinlich wird. Aber wir können es auch gerne die nächsten Wochen noch so praktizieren. Seriöse Opposition geht anders,
Machen Sie mal seriöse Regierungspolitik!
Weitere Zurufe von der CDU/CSU)
und ich sage Ihnen auch gleich, wie die entsprechenden Fortschritte der Bundesregierung sind.
Natürlich kann man in dem Fall sagen, dass Herr Lindner Ihnen diese Woche den Ball ein bisschen auf den Elfmeterpunkt gelegt hat; ja, das ist so. Sie ignorieren aber zum Beispiel – und das ist zu würdigen –, dass der Bundeskanzler, der Bundeswirtschafts- und der Finanzminister quasi Tag und Nacht arbeiten, um die richtigen Konzepte ringen,
Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)
um der Ampel konkrete Vorschläge für den Wirtschaftsstandort Deutschland machen. Die Rolle der Opposition, um im Fußball zu bleiben, ist in dem Fall aber nicht, dass sie mitspielen oder mitdiskutieren. Sie stehen am Spielfeldrand und rufen Unflätigkeiten; und das kriegen die Menschen im Land genauso mit.
Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Zuruf von der SPD: Genau!)
Ja, SPD, Grüne und FDP haben verschiedene Konzepte und Ideen – das wissen wir seit drei Jahren –, und natürlich kann man auch darüber diskutieren, ob man manche Themen nicht vielleicht vorher klärt und dann gemeinsam als Ergebnis präsentiert. Es ist aber so, dass wir immer zu einem Kompromiss gekommen sind und auch immer gute Impulse geliefert haben, und zwar im Übrigen zu einem Kompromiss, der am Ende die Reichen nicht reicher macht und den Rest der Bevölkerung schlechterstellt.
Und ja, wir sagen es doch auch jede Woche hier bei der fast immer ähnlich ablaufenden Debatte: Die aktuelle Lage der deutschen Wirtschaft ist herausfordernd. Da könnten wir über die richtigen Konzepte streiten und sollten nicht nur mit Vorwürfen und Dreck werfen.
Dann hätte man erwähnen können, auch wenn es nicht ins Konzept passt, dass wir einen leichten Anstieg des BIP, zwar viel zu geringen, aber immerhin um 0,2 Prozent in diesem Quartal im Vergleich zum Vorquartal hatten, und auch, dass der GfK-Konsumklimaindex in die richtige Richtung geht. Es passt nicht ins Bild. Aber wenn Sie glauben, dass Sie damit, dass Sie für schlechte Stimmung sorgen, irgendjemandem helfen, kann ich es leider auch nicht ändern.
Darüber hinaus brauchen wir Sofortmaßnahmen; und alle, die danach rufen, haben recht. Sie müssen aber auch berücksichtigen, dass wir, wenn man es jenseits von Kompromissen macht, eben nicht über Prozesse sprechen, sondern dass wir bei einem Scheitern der Regierung über Neuwahlen, Konstituierung, Koalitionsfindung, also über Monate des Stillstands, reden, bis gegebenenfalls eine neue Regierung steht; da könnte bis zu ein Jahr verloren gehen. Und das kann uns doch auch nicht helfen.
Schlimmer als das hier kann es nicht mehr werden!)
Dementsprechend muss jede Energie in die Findung von Kompromissen investiert werden, wie es ja bei der Wachstumsinitiative im Juli mit den 49 Maßnahmen zum Beispiel funktioniert hat. Sie wissen auch ganz genau, dass die jetzt umgesetzt werden, Woche für Woche, und dass das entsprechend dauert.
Darin stehen sehr gute Dinge, auf die wir uns gerne geeinigt haben, so zum Beispiel die Verbesserung bei der Abschreibung von Investitionsgütern. Die Forschungszulage wird ausgeweitet, was gerade für KMUs im Forschungs- und Entwicklungsbereich relevant ist. Die KfW stellt zinsverbilligte Kredite bereit. Der Finanzstandort Deutschland wird gestärkt. Darauf könnte man sich wahrscheinlich unter allen demokratischen Fraktionen im Haus einigen. Aber wenn man schon im Vorwahlkampf ist, dann sieht man das anders, und dementsprechend müssen wir dann eben gemeinsam an weiteren Punkten arbeiten, die die Wirtschaft entlasten, und dort Förderungen einsetzen, wo sie punktuell die größten Effekte haben.
Ich kann es Ihnen nicht ersparen: Ich werde auch in dieser Woche sagen, was wir alles schon hinbekommen haben – gegen Ihren teilweise erbitterten, wenn auch nicht immer sehr fundierten Widerstand: das Wachstumschancengesetz, das Bürokratieentlastungsgesetz IV, das Fachkräfteeinwanderungsgesetz und mehr Unabhängigkeit bei kritischen Rohstoffen zum Beispiel durch den Rohstofffonds und Rohstoffpartnerschaften. Ich wäre sehr froh, wenn wir das Vergabetransformationspaket noch gemeinsam angehen könnten, weil damit ein großer Abbau von Bürokratie und eine große Entlastung für die Wirtschaft verbunden wäre.
Selbstverständlich kann man auch über darüberhinausgehende Aktivitäten reden und muss das auch machen: Wir brauchen einen noch schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien, günstigere Strompreise insbesondere für die produzierende und energieintensive Industrie und eine Absenkung der Netzentgelte; das sagt die SPD schon ein bisschen länger, aber vielleicht finden wir dafür nun Mehrheiten.
Ja, wann denn?)
Wir brauchen mehr Planungssicherheit für die Unternehmen. Und wir brauchen ein Maßnahmenpaket, um der Automobilindustrie konkret zu helfen: über Kaufprämien, Abschreibungsmöglichkeiten, verbessertes Leasing und mehr Geschwindigkeit beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Das sind die Themen, über die wir diskutieren müssen, statt Vorwahlkämpfe auszutragen.
Vielen Dank.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Vielen Dank, Herr Kollege Roloff. – Nächster Redner ist der fraktionslose Abgeordnete Robert Farle.