Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch ich erwähne es – Sie hören das zum dritten Mal –: Der Tod gehört zum Leben. Und wenn wir uns in aller Stille mit diesem Gedanken auseinandersetzen, glaube ich, wird es immer wieder deutlich, dass diese Erkenntnis viele Menschen ängstigt, sowohl wegen der eigenen Erwartung, aber auch wegen der familiären Situation, mit dieser Verantwortung gegenüber den Eltern, gegenüber den Kindern, gegenüber nahen Freunden umgehen zu müssen. In den seltensten Fällen nimmt man dies zum Anlass, sich in irgendeiner Form wirklich sachlich und fundiert darauf vorzubereiten. Es ist vielmehr die Hoffnung prägend, dass man in dieser Situation Hilfe und Unterstützung bekommt, und dies nach Möglichkeit von Personen, die im Umgang mit dieser Situation Erfahrung und vor allen Dingen die erforderliche Distanz zum Betroffenen haben, um in der jeweiligen Situation das Richtige zu tun. Diese Aufgaben nehmen schon seit vielen Jahren – auch schon vor dem Gesetz aus dem Jahre 2015 – die Hospiz- und Palliativvereine auf ehrenamtlicher Basis wahr. Diese Initiative war dann nach entsprechender Überzeugung letztendlich im Jahre 2015 der Anlass, eine entsprechende Unterstützung in den verschiedenen Bereichen – medizinisch-pflegerisch, psychosozial und seelsorgerisch – auf den Weg zu bringen. Dieser Weg war richtig, und er hat sich damals vor allen Dingen durch die große Übereinstimmung hier im Deutschen Bundestag ausgezeichnet. Es sollte am heutigen Tag wirklich der Versuch unternommen werden, diese Einheit auch heute wieder zu erzielen. Insofern denke ich, die kleinen, vielleicht versteckten Reflexe der Rituale „Was kommt von der Opposition, was kommt von der Regierung?“ sollten überwunden werden. Es geht jetzt darum, eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ganz sachlich zu überarbeiten aufgrund der Tatsache, dass sich in den neun Jahren, die seit der Verabschiedung des Gesetzes verstrichen sind, die gesellschaftlichen Gegebenheiten natürlich verändert haben. Der Familienverbund, der häufig diese Verantwortung übernommen hat, ist in dieser Ausprägung nicht mehr vorhanden. Die Familien gehen aufgrund von Mobilität, beruflicher Situation, familiärer Situation rein geografisch auseinander, und das Zusammenkommen in dem Moment, wo ein Familienangehöriger aus dem Leben scheidet, unsere Welt verlässt, ist manchmal auch nicht vorherzusehen. Insofern ist es ganz richtig und wichtig, so wie es auch der Kollege Teutrine gerade gesagt hat, dass wir dem Wunsch folgen müssen, dass nach Möglichkeit der Tod im Kreise der Familie eintritt, an vertrauter Stelle und nicht anonym im Krankenhaus. Das alles sollten wir jetzt gemeinschaftlich in einer sehr sachorientierten Debatte erarbeiten. Natürlich gehört dazu auch die Frage der Refinanzierung; auch dem muss man sich widmen. Aber ich glaube, dass dieses Thema kein finanzielles Problem ist, sondern mit sehr viel Feingefühl und Sensibilität im Austausch mit diesen zahlreichen Vereinen bearbeitet werden sollte. Ich freue mich auf die Debatte. Vielen herzlichen Dank.