Frau Präsidentin! Liebe Mütter! Der erste Ultraschall verändert das Leben. Zum ersten Mal sehen Sie das Kind, Sie hören das Herz. Ein Moment voller Glück – normalerweise. Denn für manche Frauen paart sich an dieser Stelle die Freude mit Angst: Angst um ihren Betrieb. Schwanger- und Mutterschaft können zur Bedrohung der Existenz werden – darüber sind wir uns hier einig –, weil für Gründerinnen und Selbstständige das Mutterschutzgesetz nämlich nicht gilt. Sie müssen für die Zeit vor und nach der Geburt selbst vorsorgen. Und wenn sie überhaupt eine Versicherung finden – auch das gehört zur Wahrheit dazu –, fehlen gerade Gründerinnen die Mittel. Die Folge: Ausfallzeiten führen zu Umsatzeinbußen und im schlimmsten Fall zur Insolvenz. Die Mutterschaft als Pleiterisiko: Damit muss endlich Schluss sein! Denn die Alternative ist: Frauen, die eine Familie wollen, machen sich erst gar nicht selbstständig. Dabei braucht Deutschland jede Unternehmerin, ihren Mut, ihre Kreativität, ihren Tatendrang. Ohne Selbstständige keine Wirtschaft, keine Zukunft für dieses Land! Diese starken Frauen braucht das Land. Deshalb müssen wir die Benachteiligung von selbstständigen Frauen beenden. Darüber besteht hier große Einigkeit, übrigens auch über die Tatsache, dass es Johanna Röh und ihre Mitstreiterinnen waren, die den Finger in die Wunde gelegt haben. Aber wenn Johanna Röh heute hier wäre, dann müsste sie sich verhöhnt fühlen – in aller Deutlichkeit. Denn aus Ihren tränenreichen Sonntagsreden oder aber Ihren Slapstickeinlagen ist kein Handeln geworden. Was haben Sie uns bitte schön hier angeboten? Aussagen wie „Wir haben ein SPD-Positionspapier“ – uuuh! – oder „Wir haben Sie im Blick“. Das hilft den Gründerinnen überhaupt gar nicht. Wir haben hier vor 500 Tagen erstmals konkrete Lösungsvorschläge gemacht: im Bereich der Betriebshilfe, im Bereich der Anhebung der steuerlichen Freibeträge, für eine Anlaufstelle. Damals bezeichneten Sie unseren Antrag als überflüssig und sprachen davon, Sie würden an Lösungen arbeiten. Vor 500 Tagen! Statistisch sind seitdem über 900 000 Kinder in Deutschland zur Welt gekommen. Für die betroffenen Mütter hat sich gar nichts getan, haben Sie gar nichts getan. Das Einzige, was das Familienministerium berichten kann: Es gab eine Umfrage, und es wird an einer Ideensammlung gearbeitet. – Sie suchen nach Ausreden für Ihre Arbeitsverweigerung, weil Sie selbst erkennen: Es ist lächerlich, was Sie heute hier für ein Schauspiel abhalten. Im Ausschuss hieß es übrigens – auch das ist wichtig für die Zuschauerinnen –: Es ist kein Geld da. – Davon wurde heute in dieser Debatte nicht gesprochen. Aber im Ernst: Es werden keine Ausgaben fürs Bürgergeld gescheut. Aber wenn es um selbstständige Frauen in diesem Land geht, dann muss man sagen: Sie schauen in die Röhre. Das sind aber die Leistungserbringer. Sie können unseren Antrag ablehnen, weil er von der falschen Seite kommt. Aber nichts zu tun, keine Alternative hier vorzulegen, das ist eine Bankrotterklärung. Die Frauen in diesem Land haben Besseres verdient als Sie.