Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wussten Sie, dass es in Deutschland 1 Million selbstständige Frauen gibt, die keine Kinder haben? Da kann man jetzt sagen: Selbstgewähltes Schicksal! Aber ich würde sagen, es ist eben so, dass selbstständige Frauen noch mal besonders abwägen müssen, im Prinzip vielleicht sogar zwischen zwei Babys. Das eine Baby ist die eigene Firma, die Tatsache, dass man Chefin sein kann, dass man Verantwortung übernehmen kann für Mitarbeitende, dass man sich selbst absichern kann; aber der Preis ist eben, auf die Erfüllung des Kinderwunsches verzichten zu müssen. Oder, auf der anderen Seite, man erfüllt sich den Kinderwunsch, muss aber alle Risiken für den eigenen Betrieb tragen. Wir sind der Union deswegen dankbar, dass wir heute über dieses Dilemma selbstständiger Frauen hier sprechen können. Denn für uns Grüne ist klar: Mütter, ob angestellt oder selbstständig, brauchen einen Zugang zu Schutz und Unterstützung während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt. Gleichberechtigung darf eben nicht an der Grenze zur Selbstständigkeit aufhören. Als grüne Bundestagsfraktion begrüßen wir, dass das Familienministerium sich auch hier schon auf den Weg gemacht und die Bedarfsanalyse mit dem Institut für Demoskopie Allensbach vorgestellt hat. Vier Punkte daraus sind für uns handlungsleitend: Erstens. Es braucht mehr Informationen zur finanziellen Absicherung im Falle einer Schwangerschaft; denn die Angebote sind oft zu wenig bekannt. Zweitens. Wir brauchen eine effektive Betreuungsinfrastruktur: gute Kitas und Ganztagsschulen. Dafür kämpfen wir als grüne Bundestagsfraktion. Die Weiterfinanzierung des KiTa-Qualitätsgesetzes ist übrigens ein Meilenstein, den die Ampel auf diesem Weg erreicht hat; denn die Bedarfsanalyse zeigt ja: Besonders im ersten Jahr nach der Geburt, wenn die Kinder noch sehr klein sind, brauchen selbstständige Mütter, die eben nicht ein Jahr zu Hause bleiben können, eine gute und flexible Kinderbetreuung. Dafür setzen wir uns als Ampel ein, und das wird auch vom Bund durch den Ganztagsausbau gefördert. Drittens. Die Bedarfsanalyse fragt explizit nach dem umlagefinanzierten Mutterschutz. Die Zustimmungswerte von unter 50 Prozent zeigen, dass dieses Instrument eben noch auf Skepsis trifft, vor allem unter Männern. Es ist jetzt an uns, daran zu arbeiten, für dieses Modell zu werben, um mehr Unterstützung auch von den Männern zu erhalten. Viertens. Wir müssen den Mutterschutz für Selbstständige im Handwerk in den Fokus nehmen. Damit stärken wir unsere Wirtschaft. Selbstständige Frauen sind Innovatorinnen, Arbeitgeberinnen, wichtige Säulen unserer Wirtschaft und Vorbilder. Wenn wir ihnen den Rücken stärken, fördern wir Unternehmertum und schaffen eben ein Umfeld, in dem Frauen ihre beruflichen Träume verwirklichen können, ohne auf eine Familie verzichten zu müssen. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass selbstständige Frauen Beruf und Familie einfacher vereinbaren können, und lassen Sie uns gemeinsam dafür kämpfen, dass die Vorbehalte insbesondere bei Männern abgebaut werden! Denn keine und keiner von uns ist allein so gut wie wir alle zusammen. Vielen Dank.