Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Vorab: Ich glaube, die AfD hat diese Aktuelle Stunde nur beantragt, um den Standort Deutschland als Industrie- und Wirtschaftsstandort schlechtzureden. Alles Weitere hat eigentlich der Kollege Töns schon gesagt; herzlichen Dank dafür. Herr Dr. Wiener, ich erinnere Sie daran, dass es eine schwarz-grüne Landesregierung in unserem Heimatland Nordrhein-Westfalen gibt, die die Dekarbonisierung bei thyssenkrupp vorantreibt. Vielleicht reflektieren Sie Ihre Äußerungen unter dem Gesichtspunkt noch mal. Ich habe in diesem Sommer viele Unternehmen in Nordrhein-Westfalen besucht, die sich auf den Weg gemacht haben, klimafreundlich zu produzieren und zu wirtschaften. Vom Handwerksbetrieb bis zum Industrie- und Chemieunternehmen, vom Bioenergiehof bis zum Stadtwerk waren viele verschiedene Unternehmen dabei. Gerade im Wirtschafts- und Industrieland NRW sieht man: Die sozialökologische Transformation ist in vollem Gange. Viele Unternehmen setzen darauf, dass die Transformation gelingt, haben keinen Plan B und verlassen sich darauf, dass die Politik Planungssicherheit und klare Rahmenbedingungen für die Märkte der Zukunft schafft. Die Bundesregierung und insbesondere Wirtschaftsminister Habeck, aber auch wir alle hier im Parlament haben begonnen, diese klaren Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort zu schaffen: mit der Unterstützung von großen Transformationsprojekten, mit dem Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur, mit dem Aufbau des Marktes für Wasserstoff hier in Deutschland und – ganz klar – auch mit einem Bekenntnis zum Wirtschafts- und Industriestandort. Auch andere Länder der Welt haben sich längst auf den Weg gemacht; die Kollegin Kopf hat das eben schon ausgeführt. China und die USA sind längst dabei, die Märkte der Zukunft für sich zu erschließen, schaffen für ihre Unternehmen klare Rahmenbedingungen für die Transformation und investieren massiv. Wenn wir den Wirtschaftsstandort Deutschland und Europa erhalten und stärken wollen, müssen auch wir die Transformation bei uns konsequent vorantreiben. Ich war im Sommer auch bei thyssenkrupp Steel am Standort Duisburg, habe mir die Pläne für die neue Anlage erklären lassen, die klimaneutral Stahl erzeugen wird – ein spannendes Projekt, weil nicht alle Verfahrensschritte komplett neu gedacht werden, sondern nur die Hochöfen durch die Direktreduktionsanlage ersetzt werden sollen. Die restlichen Verfahrensschritte bleiben erhalten und werden Wasserstoff-ready gemacht. Ab 2030 sollen so bei einer Produktion von rund 2,3 Millionen Tonnen Roheisen jährlich rund 3,6 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Damit ist das Projekt mit Blick darauf, welchen Anteil die Stahlproduktion an den deutschen Treibhausgasen hat, von zentraler Bedeutung für die Dekarbonisierung des Wirtschaftsstandortes. Ich habe auch mit einem Mittelständler gesprochen, der Direktreduktionsanlagen wie bei thyssenkrupp baut und weltweit den klimafreundlichen Umbau von Stahlstandorten und den Neubau klimaneutraler Stahlwerke umsetzt; auch das ist der Industrie- und Wirtschaftsstandort Deutschland. Bei der aktuellen Diskussion geht es zwar in erster Linie um die Frage der klimafreundlichen Stahlproduktion in NRW und um den Standort Duisburg mit seinen 13 000 Mitarbeitenden, aber indirekt natürlich auch um viele Arbeitsplätze und Unternehmen in der Region, die damit verbunden sind. Nach den sehr aufreibenden letzten Wochen, die sicherlich für alle Beteiligten anstrengend waren, ist es aus meiner Sicht jetzt wichtig, zur Sachlichkeit zurückzufinden und nicht weiter Spekulationen zu schüren. Die Bundesregierung und die schwarz-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen haben sehr deutlich gemacht, wie wichtig ihnen der Stahl- und Industriestandort Deutschland ist. Sehr geehrte Damen und Herren, wenn wir in Deutschland weiterhin einer der zentralen Wirtschafts- und Industriestandorte weltweit sein wollen, müssen wir den Weg für klimaneutrale Produktionsweisen weiter ebnen und die Transformation konsequent weiter begleiten. Besonders Planungssicherheit – auch das habe ich bei meinen Terminen in diesem Sommer mitgenommen – ist in dieser Frage für die Unternehmen der zentrale Faktor. Deshalb eignet sich dieses Thema nicht für parteipolitische Profilierung und populistische Reden. Wenn uns der Wirtschafts- und Industriestandort wichtig ist und wir ihn erhalten wollen, müssen wir auch hier zur Sachlichkeit zurückfinden und gemeinsam um die besten Lösungen für unser Land ringen. Man kann über den Weg und einzelne Maßnahmen diskutieren, aber Planungssicherheit heißt auch, dass das Ob der Transformation bei den demokratischen Parteien nicht mehr zur Debatte stehen kann, lieber Kollege Kuban. Denn Planungssicherheit erfordert von der Bundesregierung und uns allen als Abgeordneten, – – dass wir einen klaren und vor allem einen verlässlichen und langfristigen Rahmen für Investitionen hier in Deutschland schaffen – – und wir damit den Wirtschafts- und Industriestandort Deutschland für die Zukunft stärken. Herzlichen Dank.