Wir wissen um den Wert guter Jobs, die ein selbstbestimmtes Leben, ein gutes Leben erst möglich machen. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Um was geht es, wenn wir heute im Kern über die Energiewende beraten? Es geht um ein Spannungsfeld. Wir müssen den Klimawandel bekämpfen, und die Zeit drängt. Anders als die AfD, die diese Aktuelle Stunde beantragt hat, sind wir keine Klimaleugner. Wir als Union sagen sehr deutlich: Wir wollen die Schöpfung bewahren, und wir wollen unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Welt hinterlassen. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir wollen auch Industrieland bleiben. Anders als die Ampel sind wir nicht bereit, unsere Wirtschaft auf dem Altar einer ideologiegetriebenen Klimapolitik zu opfern. Hier widerspreche ich dem Kanzler ganz ausdrücklich, der gestern an dieser Stelle einfach frech behauptet hat, dass Leistungsträgerschaft für uns, die Union, erst da beginnt, wo ein bestimmtes Lohneinkommen erzielt wird. Das ist absoluter Unsinn. Leistungsträger sind für uns alle Menschen, die morgens aufstehen, die jeden Tag ihr Bestes geben und in wirklich allen Jobs auf allen Ebenen dafür sorgen, dass der Laden hier, in diesem Land, läuft. Ganz ehrlich: Wenn eine Partei den Kompass dafür verloren hat, dann doch die SPD. Vielleicht darf ich an dieser Stelle einmal Ihren ehemaligen Vorsitzenden Sigmar Gabriel zitieren. Er ist es doch, der Ihnen vorwirft, zu wenig zu berücksichtigen, dass Sie in der Vergangenheit die Partei der Arbeit gewesen sind. Und weiter sagt er, Sie würden jetzt als Partei wahrgenommen, die sich vor allem um Menschen kümmert, die nicht arbeiten. – Das ist eine gute Quelle. Da hilft es auch nichts, wenn Bundeskanzler Scholz hier das Gegenteil behauptet. Wir sehen ja, mit welcher Leichtigkeit die Ampel große Teile unserer Industrie existenziellen Risiken aussetzt. Warum? Weil Sie die Energiewende ohne Rücksicht auf Risiken und Nebenwirkungen einfach durchziehen. Ich will hier gar nicht groß von der Abschaltung der Kernkraftwerke in der größten Energiekrise unseres Landes sprechen. Das arbeiten wir im Untersuchungsausschuss, aus dem ich übrigens gerade komme, gründlich auf. Viel schlimmer ist, dass Sie die Energiewende nicht technologieoffen gestalten, dass Sie den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben, obwohl der Ausbau der Netze und der Speicherkapazitäten nicht Schritt hält. Mehr als 23 Milliarden Euro kostet uns das in diesem Jahr, weil Sie auf Subventionen setzen statt auf die Kräfte des Marktes. Womit wir bei thyssenkrupp wären. Es geht hier um nicht weniger als um 27 000 Arbeitsplätze – die meisten davon in meinem Heimatbundesland Nordrhein-Westfalen –, die wir auf keinen Fall verlieren dürfen, zumal sie zu den 300 000 hinzukommen würden, die Sie ja schon verloren haben. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, wie schaffen wir das? Ganz einfach, indem wir dem Unternehmen die Beinfreiheit geben, zu entscheiden, wie es sein Geschäftsmodell in einem international stark umkämpften Markt am besten aufstellt. Und es ist eben nicht klar, ob Wasserstoff da tatsächlich die beste Alternative ist. Namhafte Forscher in unserem Land bezweifeln das. Besonders deutlich hat es neulich ein Forscher des RWI in Essen auf den Punkt gebracht – ich zitiere –: Wasserstoff für die Reduktion in einem Hochofen einzusetzen, das ist „wie Baden in Champagner“. Wasserstoff ist einfach viel zu teuer, und es gibt eben keine Garantie, dass sich das absehbar ändert. Das zeigt ja auch der gerade erst gescheiterte Deal zur Lieferung von blauem Wasserstoff aus Norwegen. Deswegen ist es gut, wenn thyssenkrupp jetzt noch einmal genau hinsieht und sich fragt, was die beste Methode ist, um klimaneutralen Stahl zu produzieren. Bei dieser Optimierung des Geschäftsmodells gilt es, alle Unternehmen zu unterstützen – nicht nur thyssenkrupp –, indem Sie, die Ampel, ablassen von der Strategie des Generalverdachts, der sich in flächendeckenden, kostenintensiven Berichtspflichten manifestiert, indem Sie endlich die Unternehmensteuern auf einbehaltene Gewinne auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau senken, statt, wie es die SPD vorhat, wieder einmal an der Steuerschraube zu drehen – das trifft nämlich gerade den Mittelstand –, und indem Sie dafür sorgen, dass Energie am Standort Deutschland nicht nur sicher und sauber ist, sondern auch bezahlbar. Vielen Dank.