- Bundestagsanalysen
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ein Kind großzuziehen, ist eine Riesenaufgabe und kann Nerven kosten, gerade in den ersten Lebensjahren. Kleinkinder schreien, haben Wutanfälle, schlafen unregelmäßig, sind häufig krank und brauchen immer sofort – wirklich sofort! – etwas zu essen oder zu trinken. Der Alltag kann außer Kontrolle geraten.
Hinzu kommt, dass die Erwartungen an Elternschaft immer größer werden. Neben den neuen Anforderungen zu Hause sollen Eltern möglichst schnell wieder funktionieren. Und auch die Belastungen von außen steigen – nicht erst seit der Pandemie.
Viele Eltern haben Angst, nicht zu genügen, und sie fühlen sich allein, unsicher und überfordert. Der Druck ist groß, der Stress belastet die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern. Besonders hart trifft es Alleinerziehende, Eltern mit psychischen Erkrankungen, Familien in Armut und Familien mit Fluchterfahrung.
Genau da setzen die Frühen Hilfen an. Von Anfang an entlasten sie Eltern durch Familienhebammen, Eltern-Kind-Treffs, offene Sprechstunden. Sie fördern damit das gesunde und behütete Aufwachsen von Kindern und leisten einen wichtigen präventiven Beitrag zum Kinderschutz.
Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
Gleichzeitig schaffen die Frühen Hilfen Chancengerechtigkeit. Sie sind niedrigschwellig und orientieren sich an den Bedürfnissen von Familien. Familien kommen mit den Frühen Hilfen in ein Netzwerk von Fachkräften, die sie auffangen. Gerade durch digitale und mobile Angebote können auch Familien im ländlichen Raum profitieren. Das habe ich in der Praxis selbst erlebt.
Als Sozialarbeiterin im Jugendamt war ich sehr dankbar für die Frühen Hilfen. Ich habe eng mit den Kolleginnen und Kollegen zusammengearbeitet. Sie waren auch unglaublich hilfreich für meine eigene Arbeit; denn die Fachkräfte der Frühen Hilfen bauen Ängste und Vorurteile ab, die es oftmals immer noch gegenüber dem Jugendamt und den Hilfen zur Erziehung gibt. So konnten Übergänge gut, wenn nicht sogar besser gestaltet werden.
Die Frühen Hilfen sind auch ein Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen. Nur aufgrund dieser Zusammenarbeit konnten die Frühen Hilfen so erfolgreich werden und in die Fläche gehen.
Deswegen: Jeder Euro für die Frühen Hilfen zahlt sich langfristig aus. Daher kann ich den Gesetzentwurf des Bundesrats nur begrüßen. Er adressiert auch eine Forderung unseres Koalitionsvertrags. Auch in unserem fraktionsübergreifenden Antrag zum Thema „Kinder psychisch kranker Eltern“ fordern wir, die dauerhafte Erhöhung der Mittel des Fonds Frühe Hilfen zu prüfen.
Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
Genau deswegen werden wir uns als Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in den aktuellen Haushaltsverhandlungen wie schon in den vergangenen zwei Jahren für zusätzliche Mittel für die Frühen Hilfen einsetzen.
Vielen Dank.
Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächste Rednerin ist die Kollegin Silvia Breher, CDU/CSU-Fraktion.
Beifall bei der CDU/CSU)