Es war ein harter Kampf, der geführt werden musste, um diese Regionen zu großen Teilen zu befreien: mit einer anhaltenden Luftangriffskampagne sowie mit intensiven kombinierten Bodenoperationen von US-Spezialkräften, kurdischen Milizen und sogar irakisch-schiitischen Milizengruppen, die als Al-Haschd asch-Schaʼbī bekannt sind. Aber der IS ist eben nicht weg. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Wehrbeauftragte! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn ich mit Bürgerinnen und Bürgern über die Auslandseinsätze unserer Bundeswehr spreche und dabei der Irak zur Sprache kommt, dann sind nicht wenige Menschen erst mal überrascht. Viele wissen gar nicht, dass dort noch 326 deutsche Soldatinnen und Soldaten einen Dienst mit ganz vielfältigen Aufgaben verrichten. „Was, wir haben noch Soldaten dort? Was machen die denn da noch?“, fragt man dann zum Beispiel. Und die Frage ist natürlich nicht völlig unberechtigt. Ist es überhaupt notwendig? Haben die Irakis ihr Land nicht inzwischen selbst im Griff? Bei einem Teil des Mandats, das wir heute beraten, gerade bei der Operation Inherent Resolve – kurz: OIR –, in deren Rahmen wir das Camp Erbil betreiben, wo gerade dieser Tage wieder erfolgreich eine große Übung stattgefunden hat, muss der Irak mittelfristig in der Lage sein, die Aufgabe selbst zu übernehmen, meine Damen und Herren. Aber wir müssen auch erkennen: Im Moment ist er noch nicht ganz so weit, und er ist auch an anderer Stelle noch nicht so weit, das alles allein regeln zu können. Er benötigt weiter Unterstützung beim Fähigkeitsaufbau, aber auch bei Logistik und Aufklärung aller Art. Aber die allerwichtigste Aufgabe ist tatsächlich – und das haben wir heute schon gehört –, die irakischen Kräfte in ihrem so unglaublich wichtigen Kampf gegen den Daesh, besser bekannt als „Islamischer Staat“, zu befähigen und zu unterstützen, meine Damen und Herren. Erinnern wir uns: Ab 2014 kontrollierte er große Teile Iraks und Syriens. Er eroberte diese Gebiete auf brutalste und bestialische Art und Weise. Menschen wurden enthauptet, verbrannt, ertränkt, gekreuzigt. Er veranstaltete Sklavenauktionen, bei denen jesidische Frauen verkauft wurden. Diese barbarischen vermummten Schlächter haben eine Region in Abgründe geführt, die weit von Menschlichkeit entfernt waren, so weit, wie wir uns das teilweise gar nicht vorstellen können. Deshalb müssen wir alles tun, um ein erneutes Erstarken dieser Terroristen zu verhindern, meine Damen und Herren. Im Verborgenen ist er wieder erstarkt. Er hat sich nach Südostasien und in den Pazifikraum ausgebreitet. Er bringt auch Mord und Folter nach Afrika. Und er bringt Terror in die ganze Welt. Wir erinnern uns noch an die Anschläge: im Bataclan in Paris, auf die Brüsseler Metro, auf dem Berliner Breitscheidplatz, in Stockholm, in Barcelona. Aber wir erinnern uns auch an viele weitere Anschläge bis heute auf der ganzen Welt und bei uns. Dazu gehören der Axtangriff in einer Regionalbahn in Würzburg, der Sprengstoffanschlag in Ansbach und schließlich auch die Messermorde von Solingen. Der Terror des IS ist noch präsent, und er schlummert auch vielfach bei uns im eigenen Land. Daher – das ist die eigentliche Kernaussage, was die Einsätze unserer Soldaten im Irak heute betrifft – müssen wir jede – aber auch jede! – Möglichkeit, den IS zu schwächen und kleinzuhalten, wahrnehmen, damit er nicht wieder unschuldige Menschen mit Leid und Gräuel überziehen kann, meine Damen und Herren. Wir müssen Sorge dafür tragen, dass die unsäglichen Vorhaben aus den Zellen im Irak oder sonst wo auf der Welt nicht weitere Sympathisanten finden. Auch wenn es nur ein kleiner Beitrag ist: Jeder Beitrag unsererseits, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen, ist nicht hoch genug zu schätzen. Wir halten eine weitere Mandatierung für den Moment für richtig, zumindest so lange, bis der Irak selbst in die Lage versetzt wird, die Aufgaben im eigenen Land zu erfüllen. Richtigerweise soll das auch in den nächsten Monaten direkt evaluiert werden. Wir danken unseren Soldatinnen und Soldaten für ihren schwierigen Einsatz. Vielen Dank.