Sie sagen: Das Tierschutzgesetz ist das Ende der Tierhaltung. – Ich sage Ihnen eines: Die größte Gefahr, die wir für die Tierhaltung in Deutschland haben, ist ein Rückgang der Akzeptanz, weil die Menschen nicht wollen, dass Tiere weiter so gehalten werden, wie es dem Status quo entspricht. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Seit mehr als 20 Jahren steht der Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz. Aber der Unterschied zwischen Realität und Anspruch, so wie es aktuell in Deutschland gelebte Praxis ist, könnte kaum größer sein. Weniger Qual von Tieren, das wünschen sich nicht nur die Tiere selbst, sondern das wünschen sich vor allem auch die Menschen in Deutschland. 90 Prozent der Menschen in Deutschland wollen mehr Tierschutz. Das zeigen uns die aktuellen Zahlen und das EU-Barometer. Auch der Bundesrat gibt uns vollen Rückhalt. Es gingen einige konstruktive Vorschläge ein, wie wir mehr Tierschutz in unserem Tierschutzgesetz durchbringen können. Weniger konstruktiv sind die Vorschläge der CDU/CSU an dieser Stelle. Ich möchte gerne mal auf einige Kritikpunkte eingehen, die Sie in dieser Debatte genannt haben. Man muss sagen, nicht nur in der Wirtschaftspolitik, auch in der Landwirtschaftspolitik entspricht das dem Bild, das Sie als Partei aktuell abgeben: Zurück ins letzte Jahrhundert und einfach ignorieren, wo der Anspruch in der Bevölkerung tatsächlich liegt. Tiere können ganzjährig angekettet gehalten werden. Tiere werden immer noch kupiert, an das System angeglichen. Tiere werden betäubungslos kastriert. Und Sie sagen: Das ist okay. – Nein! Der Einzelhandel hat sich entschieden, bis 2030 Anbindehaltung auszulisten. Ich sage Ihnen: Das haben die nicht entschieden, weil die Grünen sagen: „Wir wollen das verbieten“, sondern weil die Menschen nicht mehr entsprechend nachfragen. Wir müssen den Anspruch der Bevölkerung endlich in geltendes Recht überführen. Das ist längst überfällig. Sie haben das nicht geschafft. Wir können auch eine Frage zulassen. – Ich verlängere die Debatte nicht. Dafür sorgt der Herr Fragesteller. Herr Färber, Sie wissen ganz genau, dass das aktuell nicht dem gesetzlichen Standard entspricht. Aber Sie geben mir die perfekte Überleitung zu dem Kommentar, den gerade erst die Kollegin Damerow eingebracht hat, nämlich dass wir gleiche Standards überall in Europa haben wollen. Sie müssen doch zugeben, dass es ein bisschen peinlich ist, die EU-Kommissionspräsidentin zu stellen und zu sagen: Wir wollen höhere Tierschutzstandards in ganz Europa. – Die Menschen in Europa fordern schon jahrelang und mit vielen Petitionen höhere Tierschutzstandards. Sie haben nichts umgesetzt. Ganz viel angekündigt wurde von der letzten Kommission, aber umgesetzt – null. Wir sind gespannt, ob Sie das schaffen. Dann können wir nämlich sagen: Level Playing Field für alle. Dass wir in Deutschland jetzt sagen: „Nein, mal schön langsam; wir trotten hinter allem absolut hinterher, was auf europäischer Ebene passiert“, das wollen wir nicht. Wie gesagt, die Menschen in Deutschland wollen das auch nicht. Und deswegen: Die Ewiggestrigen von der Union können an dieser Stelle wirklich einstecken. Lassen Sie mich in der Rede fortfahren, und zwar zum Thema „Bürokratie und Belastung“. Sie sagen: ein Bürokratiemonster, neue Belastungen für die Behörden. – Das Gegenteil ist doch der Fall. An vielen Stellen führen wir Vereinfachungen ein. Lassen Sie mich zwei Beispiele nennen: „Videoüberwachung bei Schlachtungen“ und „Tierkörperbeseitigungsanlagen“. Wenn wir hier Daten sammeln, ist es für die Veterinärbehörden viel einfacher, solchen Betrieben gezielt auf den Grund zu gehen, in denen wirklich massive Verstöße stattfinden. Das sorgt dafür, dass wir die schwarzen Schafe aus der Branche rausbekommen und das Ansehen der Landwirtschaft in Deutschland insgesamt wieder steigern. Das müsste auch Ihrem Interesse entsprechen. Ansonsten machen Sie sich hier nicht besonders glaubwürdig. Herr Färber, Sie haben gesagt: Es gibt nicht genug Tierärztinnen und Tierärzte, die all das kontrollieren. – Lesen Sie doch mal die Stellungnahme der deutschen Tierärzteschaft – auch da sind viele CDU- und CSU-Mitglieder vertreten –; diese Stellungnahme besagt etwas völlig anderes, nämlich dass es absolut dem Standard entspricht, dass qualifiziertes Personal Betäubungen durchführt. Dem werden wir uns nicht widersetzen, sondern wir werden dem gängigen wissenschaftlichen Standard an dieser Stelle entsprechen. Deswegen bleibt mir nur, am Ende zu sagen: Liebe Union, raus aus dem letzten Jahrhundert, den Wählerwillen umsetzen, und das umsetzen, was die Menschen in Deutschland wollen. Vielen Dank.