Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Über die abscheulichen Verbrechen des NS-Staates zur Vernichtung angeblich „unwerten Lebens“ kann es keine zwei Meinungen geben. Uns empört dieser Staatsterror gegen Hilflose, der Verrat an Schutzbefohlenen, an Kranken und Behinderten. Dass Ärzte und Pfleger, also Menschen, deren Aufgabe die Erhaltung und Rettung von Leben ist, daran beteiligt waren, ist unerträglich. Nie wieder darf die Medizin das eigene Ethos verraten und sich zum Büttel des Staates machen. Wenige hatten damals den Mut, ihre Stimme gegen den totalitären Staat zu erheben. Der Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen war einer davon. Er wagte es sogar, Anzeige wegen Mordes an behinderten Menschen zu erstatten. Von Galen sagte 1941 in einer Predigt: Und weiter: Von Galen folgte seinem Gewissen, und dieses Gewissen stammte aus seinem konservativen christlichen Menschenbild. Ob er heute an unseren Unis noch frei sprechen könnte? Die Morde und Zwangssterilisierungen im NS-Staat wurden nicht begangen, wie man damals der Bevölkerung weismachen wollte, um Schwerkranke von ihrem Leid zu erlösen, sondern um eine sogenannte Herrenrasse zu züchten. Wie alle Sozialisten wollten auch die Nationalsozialisten einen neuen, besseren Menschen schaffen. Ihr rassenhygienischer Optimierungswahn war verbrecherisch und gottlos. Und er richtete sich auch gegen das eigene Volk. So schrieb einmal der große Philosoph der Aufklärung, Immanuel Kant Jeder Versuch, auf dieses krumme Holz der Humanität irgendwie begradigend, korrigierend, optimierend oder planend einwirken zu wollen – jedes Wort führt hier zu einem falschen Euphemismus –, führt direkt in die Inhumanität. Meine Damen und Herren, die Erinnerung an solche Staatsverbrechen ist wichtig. Deswegen stimmen wir diesem Antrag natürlich auch zu. Wir hätten ihn übrigens auch gerne von Anfang an mitgezeichnet; aber wieder einmal haben Sie uns nicht gefragt. Selbst bei diesem wichtigen Thema können Sie von Ihren parteitaktischen Spielchen offenbar nicht lassen. Das ist schade, meine Damen und Herren. Gestatten Sie mir noch eine kurze Schlussbemerkung. Frau Präsidentin. Die Opfer des Nationalsozialismus haben sehr zu Recht ihren festen Platz in unserer Erinnerungskultur. Die vielen Opfer des Stalinismus-Kommunismus sind dagegen nahezu vergessen worden. Wir wünschen uns, dass nun auch die Beschlüsse des Bundestages zur Erinnerung an die Opfer dieser zweiten totalitären Ideologie des 20. Jahrhunderts endlich umgesetzt werden. Vielen Dank.