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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Gesetz, um das es heute geht, handelt von Respekt. Respekt vor wichtiger Arbeit, Respekt vor wertvoller Erfahrung und Respekt vor Leistung. Konkret – wir haben es schon wiederholt gehört – eröffnen wir Menschen ohne formalen Berufsabschluss neue Chancen, stärken die berufliche Bildung in Deutschland und machen sie digitaler und somit moderner. Wir gehen also gleich mehrere Herausforderungen an.
Zum einen fehlen uns – das ist uns allen bekannt – Fachkräfte. Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung des Wirtschaftsministeriums geht davon aus, dass mehr als 550 000 offene Stellen nicht mit passend qualifizierten arbeitsuchenden Menschen besetzt werden können. Das ist nicht nur eine große Zahl, sondern ein ganz konkretes Problem, das uns allen ständig im Alltag begegnet. Wenn ich mich in meinem Wahlkreis Aachen umhöre, dann gibt es eigentlich an jeder Ecke Bedarf. In den Bäckereien fehlt der Nachwuchs, in der Altenpflege mangelt es an Auszubildenden, die Schreinerei findet keine Lehrlinge.
In ganz Deutschland gehen Betriebe unterschiedlich mit dieser Herausforderung um. Sie motivieren Auszubildende mit Prämien bei Berufsabschluss, sie sind auf Tiktok unterwegs und machen niedrigschwellig Werbung, und sie bieten attraktive Arbeitszeitmodelle und klare Perspektiven zur Weiterbeschäftigung an. Die Betriebe in Deutschland strengen sich richtig an. Davor habe ich großen Respekt, und das verdient unsere Anerkennung.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Diese Anstrengungen unterstützt die Bundesregierung nicht nur mit dem vorliegenden Gesetzentwurf. Mit der Ausbildungsgarantie garantieren wir jungen Menschen den Zugang zu einer beruflichen Ausbildung und stärken gleichzeitig Beratung, Orientierung und den gesamten Weg bis zum Abschluss.
Heute gehen wir einen weiteren Schritt. Der vorliegende Gesetzentwurf gibt der Berufsvalidierung endlich einen gesetzlichen Rahmen. Auch das hat mit Respekt zu tun. Alle, die keinen Berufsabschluss haben, aber jahrelang wertvolle Erfahrungen in einem Feld sammeln, sollen eine angemessene Anerkennung für diese Arbeit bekommen. Mit der Validierung schaffen wir Perspektiven für alle, die quer in ihren Beruf einsteigen oder, aus welchen Gründen auch immer, nie einen Abschluss gemacht haben.
Zum anderen machen wir die berufliche Bildung digitaler. Wir bauen unnötig sperrige Hürden ab und erlauben endlich auch digitale Verfahren. Um beides praxistauglich zu gestalten, haben wir eng mit den Handwerkskammern, den Landwirtschaftskammern und den Industrie- und Handelskammern zusammengearbeitet. Ohne sie wäre dieses Gesetz in dieser Form nicht möglich gewesen. Deshalb sage ich noch einmal in ihre Richtung: Wir sehen den Aufwand und das Herzblut, mit dem viele Menschen, gerade auch im Ehrenamt, einen respektvollen Umgang mit Lebensleistungen möglich machen. Dafür sind wir dankbar.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Die Zusammenarbeit hört natürlich mit der Verabschiedung des Gesetzes nicht auf. Im Gegenteil, gerade bei der Umsetzung sind wir auch weiterhin auf ihre Unterstützung angewiesen.
Natürlich nehmen wir auch die Bedenken ernst, die nicht zuletzt bei der Sachverständigenanhörung letzte Woche genannt wurden. Lassen Sie mich deshalb einmal mehr betonen: Mit dem Gesetz wird kein zweiter gleichwertiger Weg in die berufliche Bildung eröffnet. Das neue Verfahren ist keine Alternative zum Königsweg. Um diesen auch weiterhin zu stärken, haben wir, hat die Koalition im Ausschuss eine Mindestaltersgrenze von 25 Jahren eingefügt. Damit zeigen wir: Die Validierung ersetzt keine Berufsausbildung, aber sie schafft Vergleichbarkeit.
Und auch das war uns wichtig: Wir haben das Gesetz an die Bedarfe und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung angepasst. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur beruflichen Inklusion, auch – so ehrlich müssen wir sein – wenn der Weg noch ein weiter ist.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz – das ist anscheinend ein Wort, durch das wir alle einmal durchmüssen – ist trotz des unfassbar sperrigen Namens eine echte Chance für die Betriebe, für die Arbeitnehmer/-innen und für unser Land. Es hilft uns, den Fachkräftemangel zu bekämpfen, und es stellt sicher, dass unsere berufliche Bildung fit für die Zukunft ist. Es ist ein wichtiges Zeichen des Respekts.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)