Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich rede heute zum Antrag der CDU/CSU-Fraktion zur Arbeitszeitflexibilisierung. Im Antrag steht, dass die Bevölkerung sich das wünsche. Ziel solle sein, anstelle der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit einzuführen. Das heißt im Klartext: Der Arbeitstag mit maximal zehn Stunden würde damit obsolet werden. Der entscheidende Punkt ist, dass die Kolleginnen und Kollegen dann dem Arbeitgeber an der Stelle weisungsunterlegen sind und dementsprechend auch länger als zehn Stunden arbeiten müssen, wenn der Arbeitgeber das wünscht. Zur Arbeitszeitflexibilisierung fand eine Anhörung im Deutschen Bundestag statt mit Gewerkschaftern, Betriebsräten, Menschen aus der Praxis und dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden von Kaufland. Keiner von denen hat sich eine Arbeitszeitflexibilisierung gewünscht. Bei solchen Anträgen frage ich mich, ob Sie eigentlich das, was Ihnen die Lobbyisten sagen, auch hinterfragen. Ich stelle zudem bei Ihnen eine gewisse Veränderung in Ihrer Haltung fest. Unter Merkel haben Sie mit uns noch den Mindestlohn eingeführt. Unter Ihrem Vorsitzenden Herrn Merz wünschen Sie sich nun, dass das Rentenalter – angepasst an die steigende Lebenserwartung – erhöht wird. In dem vorliegenden Antrag wünschen Sie sich, dass der Arbeitstag der Menschen länger ist. Zudem sollen die Überstunden am besten steuerfrei oder möglicherweise sozialabgabenfrei sein. Die minuten- oder stundengenaue Arbeitszeiterfassung sei jedoch bürokratisch und unpraktisch. Das ist so, als ob ich einem Esel eine Karotte vorhalte, die er nie erreichen kann. Ihr Umgang mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie die Richtung Ihrer Arbeits- und Sozialpolitik sind nicht korrekt. Das ist völlig kontraproduktiv. Es ist heute schon möglich, in Deutschland Fabriken 365 Tage im Jahr zu betreiben, 24/7. Das ist mit guten Arbeitsbedingungen, Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen vor Ort, die genau das regeln, was vor Ort möglich, zu machen. Sie sollten sich genau überlegen, wo Sie mit Ihrem Vorsitzenden, Herrn Merz, hinsteuern. Sie sollten lieber das Menschliche nach vorn stellen; denn die Menschen haben das verdient. Zudem beklagt sich die Wirtschaft nicht ständig, dass es ihr schlecht geht. Das ist nicht der Fall. Die Unternehmen haben 2023 an der Börse Rekordgewinne erzielt. Die Zahlen sprechen da eine deutliche Sprache. Darüber können wir reden. Die Koalitionsfraktionen werden für bessere Arbeitsbedingungen sorgen. Wir wollen, dass die Tarifbindung in Deutschland steigt. Dazu werden wir ein Tarifbindungsgesetz auf den Weg bringen. Und wir werden dafür sorgen, dass die Ruhezeiten weiter bestehen bleiben und dass zwischen den Schichten eine Ruhezeit von elf Stunden eingehalten werden muss. Das ist menschlich. Auf der anderen Seite haben wir einen guten Tarifdialog in Deutschland; Probleme lösen wir vor Ort. Das ist ein guter Weg, und den sollten wir auch gemeinsam weitergehen. Es gibt immer Möglichkeiten, die besten Lösungen für die Kollegen vor Ort zu finden. Dafür werden wir uns weiterhin einsetzen. Den vorliegenden Antrag lehnen wir ab. Danke.