Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer – besonders diejenigen auf den Tribünen, die vielleicht selber noch überlegen, ob sie eine Ausbildung machen wollen oder nicht –: Stellt euch doch einfach vor, ihr könnt in Deutschland eine Ausbildung in einem Betrieb machen und die Berufsschule in Frankreich besuchen oder genau umgekehrt. Auf Anhieb lernt ihr zwei Systeme, zwei Sprachen und die Kultur zweier Länder kennen. Die Ausbildung wird in Deutschland und in Frankreich anerkannt, egal ob als Mechatronikerin, Köchin oder Pflegekraft. Das geht nicht? Doch, das geht, und zwar schon seit 2013 durch Abkommen auf Länderebene. Jetzt hat die Bundesregierung mit der französischen Regierung ein Abkommen zur grenzüberschreitenden Berufsausbildung geschlossen; denn die Rahmenbedingungen haben sich in Frankreich geändert. Darüber haben wir heute schon viel gehört. Ich will aber auch sagen: Über genau dieses Abkommen diskutieren wir. Wir hier im Deutschen Bundestag betten das in die aktuellen Diskussionen ein. Aber ich finde es jetzt vermessen, dass wir dieses Abkommen von zwei Regierungen noch um wesentlich weitere Bestandteile erweitern wollen. Das machen wir an anderer Stelle im Deutschen Bundestag. Ich kann mich daran erinnern, dass wir im Ausschuss sehr viel über die deutsch-französischen Beziehungen gesprochen haben, und das auch völlig zu Recht. Das Abkommen zeigt: Der Deutsch-Französische Élysée-Vertrag wird auch nach 60 Jahren gelebt. Wir kennen das Deutsch-Französische Jugendwerk, wir kennen ARTE, die Hochschulkooperationen, die Städte- und Regionalpartnerschaften. Und auch in der Berufsausbildung machen übrigens jedes Jahr 3 000 Menschen aus Deutschland und Frankreich in über 50 Berufen einen Austausch. Der grenzüberschreitende Kultur- und Bildungsaustausch unserer beiden Länder ist deshalb eine der wichtigsten Säulen der europäischen Integration. Aber er ist keine Selbstverständlichkeit. Ich finde, wir können auch in dieser Debatte genauer hinschauen, wenn es darum geht, wer diesen Austausch macht. Frankreich ist immer noch das attraktivste Land für Austausche von Schülerinnen und Schülern. Aber nur 9 Prozent von denen, die diesen Austausch machen, kommen nicht von einem Gymnasium. Ich finde, hier müssen wir ansetzen, damit sich das in der Zukunft verändert. Tatsächlich ist es so, dass der französische Spracherwerb an deutschen Schulen wieder zurückgeht. Ob das Thema einen wirklich umtreibt oder ob man es eher für die eigene Propaganda nutzt, sieht man übrigens daran, ob man vor allen Dingen die Migrantinnen und Migranten dafür verantwortlich macht oder ob man bereit ist, sich ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen. Ich bin immer beeindruckt von meinen Kolleginnen und Kollegen, wie gelassen Sie da bleiben können. Ich schaffe das nicht, darauf nicht einzugehen, wenn dieses Thema für Hass und Hetze gegen Migrantinnen und Migranten missbraucht wird. Dafür ist es zu wichtig. Ich finde, der Vertrag ist gut. Wir werden insgesamt in großer Mehrheit zustimmen. Ich glaube aber, die Arbeit an der deutsch-französischen Freundschaft ist eine immerwährende Aufgabe, und auch der werden wir uns im Ausschuss weiter zuwenden. Vielen Dank.