Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ihnen von der CDU/CSU und der AfD habe ich in der letzten Sitzungswoche sieben Minuten lang erklärt, warum Atomkraft eine schlechte Idee ist. Jetzt sind wir schon wieder hier. Dieses Mal will die AfD neue Atomkraftwerke bauen. Ich bin das so leid, dass ich einfach mal annehme, das wäre eine gute Idee. Schauen wir mal, wie weit wir kommen. Wir wollen also ein neues Atomkraftwerk bauen. Wer macht das für uns? Gerne. Herr Lenkert, Sie haben es länger gemacht; ich mache es kürzer: Ich teile da Ihre Einschätzung. Wir waren an der Stelle, dass Sie Atomkraftwerke bauen wollen und ich gefragt habe: Wie machen wir das? – Wir brauchen dafür ja jemanden. Und die klare Botschaft von allen großen Energiekonzernen in Deutschland ist: Wir wollen das nicht. – Sie finden niemanden in Deutschland, der mit Ihnen Atomkraftwerke baut. Hier könnte meine Rede schon fertig sein. Aber damit wir die Zeit noch ein bisschen rumkriegen: Nehmen wir mal an, wir werfen viel Geld da rein, geben viele staatliche Sicherheiten bezogen auf das Problem – ich glaube, das würde immer noch nicht helfen; aber wir müssen ja gedanklich irgendwie weiterkommen – und haben jetzt irgendwie Investoren an Land gezogen. Die Frage ist: Wie halten wir die? – Wenn wir uns weltweit umschauen, sehen wir, wie Reaktorprojekte abgebrochen werden, weil die Investoren abspringen, weil sie wissen, dass sie ihr Geld in Erneuerbaren besser und rentabler anlegen können. Jetzt müssen wir irgendwie weitermachen. Wir nehmen einfach an, auch das Problem haben wir gelöst; wir werfen noch mehr Geld in diesen Problembereich. Nein, danke. – Nein, die ist erwartbar schlecht; das ist der Unterschied zur Frage von Herrn Lenkert. Also, die Frage ist: Wie versichern wir die Atomkraftwerke? – Sie finden da niemanden, der Ihnen das Ding versichert, und das heißt im Umkehrschluss: Wenn irgendwas schiefgeht, haften wir alle; das wird brutal teuer. – Hier müsste ich schon wieder aussteigen; aber dann ist die Rede zu Ende. Ich muss einfach gedanklich noch mal einen Sprung über die Realität hinweg machen und fragen: Woher kommen die Brennstäbe? – Der Markt ist weltweit ziemlich leergefegt; Putin hat noch welche. Wollen Sie die kaufen? Sie von der AfD wollen die wahrscheinlich schon kaufen, wir nicht. Hier wird es wieder schwierig. Dann ist die Frage – Sie interessieren sich ja bisweilen gar nicht für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer; das rächt sich hier –: Wer soll das überhaupt machen? – Die Kolleginnen und Kollegen, die die Expertise haben, sind inzwischen im Ruhestand, sind größtenteils weg. Wir bräuchten – o Gott! – Fachkräfte aus dem Ausland; die wollen Sie ja wieder nicht. Auch an der Stelle wird das ganz schön schwierig. Und es springen auch nicht mehr so viele Reaktorfahrer noch rum, die wir anwerben können. Dann ist die Frage – wir haben uns jetzt gedanklich verrenkt –: Wann wird das fertig? – Na ja, erfahrungsgemäß in ein paar Jahrzehnten! Ist das der Zeitpunkt, an dem Sie Strom wollen? Ich glaube, nicht. Und wenn wir dann in Jahrzehnten Strom aus Atomkraftwerken haben, können wir uns noch fragen: Wie teuer ist das? – Und die Antwort ist: Teurer als das, was wir mit Erneuerbaren hinkriegen. Und dann ist jetzt der spannende Punkt – ich habe gesagt, wir werfen Geld in diesen Problembereich –: Sie echauffieren sich immer, dass bei den Erneuerbaren der Staat manchmal Dinge fördern muss. Aber Ihr Vorschlag bedeutet, dass der Staat gegen jede Vernunft Milliarden versenken müsste für etwas, das uns in Jahrzehnten Strom liefern könnte, aber eigentlich nicht, und viel teurer wäre als das, was wir jetzt tun, nämlich Erneuerbare ausbauen, Wasserstoff und all das, was uns wirklich hilft. Der Antrag ist leider wieder Quatsch. Wir tun das, was hilft. Haben Sie vielen Dank.