- Bundestagsanalysen
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Postvirale Erkrankungen und ME/CFS sind ein großes Problem in Deutschland, und es gibt viele Betroffene.
Zuruf der Abg. Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Ich will Ihnen an dieser Stelle sagen: Wir sind bei diesem Thema nicht neutral; wir sind hier selber betroffen. Ein toller Mitarbeiter in unserem Team hatte im vorletzten Jahr Covid, wie viele bei uns, und wir haben gesagt: Gut, dann mach mal eine Woche Pause! – Und dann merkten wir: Irgendwas war bei ihm anders, und das ging auch nicht weg.
Ich habe erlebt, wie viel Hoffnung er hatte; er hat geglaubt, man kann sich wieder zurückkämpfen. Der Mann ist in den besten Jahren. Er ist Vater von zwei Kindern, hat einen tollen Job bei uns gemacht, ist Leistungsträger in unserer Gruppe, und bis heute leidet er sehr an den Symptomen von Long Covid.
Deshalb kann ich Ihnen nur sagen: Es trifft Leute sehr unvermittelt. Und es trifft auch diejenigen, die eigentlich glauben, sie seien fit, leistungsstark und sie ließen sich nicht so leicht erschüttern.
Die geimpft sind!
Das ist unverschämt! Das ist Quatsch!
Das ist die Realität!
Quatsch!)
Deshalb glaube ich: Wir sind all denen, die unter postviralen Erkrankungen leiden, schuldig, dass wir hier etwas tun und dass wir auch mehr tun.
Ich will das erst mal sehr anerkennen, dass auch die Betroffenen trotz der Schwere ihrer Erkrankungen so kämpfen, wie auch hier heute vor dem Reichstag. Ich will anerkennen, dass in der Forschung Leute so engagiert sind wie Frau Professor Scheibenbogen oder Herr Professor Schieffer, die hier so viel tun.
Aber es geht nicht nur um Versorgung, sondern wir müssen auch in der Forschung mehr tun.
Beifall bei der CDU/CSU)
Denn wir wissen und verstehen nicht genau, wie die Zusammenhänge sind und was man tun kann und tun muss. Deshalb ist es an dieser Stelle so wichtig, dass wir mehr für Forschung machen. Denn wir müssen den Betroffenen ein positives Signal senden. Wir müssen das Licht am Ende des Tunnels heller machen; es darf nicht dunkel bleiben. Das ist es, worauf es ankommt.
Beifall bei der CDU/CSU)
Frau Bundesministerin Stark-Watzinger, ich glaube, das ist das, was die Betroffenen auch von Ihnen erwarten. Hier wäre heute eine gute Gelegenheit gewesen, dass Sie klar zeigen: Ich stehe an eurer Seite, und wir machen was; wir machen auch mehr.
Mein Eindruck ist – bitte widerlegen Sie den! –: Wir mussten Sie hier zu oft zum Jagen tragen. Wir hatten eine Diskussion im Ausschuss, die relativ leer war, und wir haben es dann am Ende durch den gemeinsamen Druck – und da danke ich auch den Abgeordneten der Regierungskoalition – geschafft, dass zumindest ein bisschen mehr Mittel kommen. Aber: 4,2 Millionen Euro in diesem Jahr, 10,5 Millionen Euro im nächsten Jahr – das sind Mittel, mit denen Sie am Ende zwei Projekte machen können.
Insgesamt 200 Millionen in den nächsten Jahren!
Forschung! Es geht um Forschung von ME/CFS!)
Das ist entschieden zu wenig.
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der Linken)
Deshalb müssen wir tatsächlich das Thema hier platzieren. Sie müssen den Betroffenen zeigen, dass Sie sie verstehen und dass Sie mehr tun. Dafür kämpfen wir weiter; denn ohne den Druck des Parlaments wird es nicht gehen. Und den garantieren wir Ihnen weiterhin.
Beifall bei der CDU/CSU
Unverschämt!)