Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Betroffene! Es ist gut und wichtig, dass wir heute, am Long Covid Awareness Day, in diesem Haus über dieses sehr ernste Thema debattieren. So manche in diesem Saal haben vielleicht Betroffene in ihrer Familie oder ihrem Freundeskreis und kennen die Symptome, die den Alltag der Betroffenen fast unerträglich machen: chronische Erschöpfung, Fatigue, depressive und kognitive Störungen, eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit, muskuläre Schmerzen, Luftnot, Husten, gestörter Geruchs- und Geschmackssinn. Das macht den Alltag für die Betroffenen tatsächlich unerträglich. Gerade das Symptom der Fatigue lässt oft aufhorchen, da uns das Chronic Fatigue Syndrome als eigenständige Krankheit seit ungefähr 50 Jahren bekannt ist. Die Tragik liegt darin, dass es in all den Jahrzehnten bislang weder gelungen ist, valide Biomarker noch hilfreiche Therapieverfahren zu identifizieren. Auch für Post-Covid-Beschwerden gibt es derzeit keine kausale Therapie für betroffene Patientinnen und Patienten. Diese ungelösten Fragestellungen deuten einerseits auf einen erhöhten Forschungsbedarf hin; zum anderen ist dies Anzeichen dafür, dass hier vielfältige und vor allen Dingen interdisziplinäre Ansätze notwendig sind. Umso mehr freut es mich, von einem Projekt aus meinem Wahlkreis berichten zu können: Am Universitätsklinikum Jena wurde bereits 2021 ein Post-Covid-Zentrum eingerichtet, in dem die unterschiedlichen medizinischen Disziplinen gemeinsam an diesem Thema forschen und gleichzeitig Betroffenen helfen. Darüber hinaus entsteht auch ein Register, in welchem das Spektrum und die Verläufe von Post-Covid-Symptomen systematisch erfasst werden. Hier eine evidenzbasierte Datengrundlage zu schaffen, wird für zukünftige Forschungsvorhaben von enormer Bedeutung sein. Die Bundesregierung hat mit ihrer Antwort auf die vorliegende Große Anfrage eine Vielzahl von Ansätzen dargelegt, wie auch sie sich dieser Thematik aus vielen Richtungen nähert; über die Finanzvolumina wurde bereits berichtet. Und ja, auch in Zeiten knapper Kassen sollten wir schauen, inwieweit wir hier in den kommenden Jahren weitere Mittel zur Verfügung stellen können. Liebe Kolleginnen und Kollegen, abschließend möchte ich noch sagen: Gerade mit Blick auf das neu beschlossene Gesundheitsdatennutzungsgesetz sowie das Forschungsdatengesetz habe ich die Hoffnung, dass insbesondere bei Krankheiten, die wir als Long Covid zusammenfassen und die in der Differenzialdiagnostik so schwierig sind, auch durch die Anwendung neuer Technologien wie der künstlichen Intelligenz signifikante Fortschritte erzielt werden können. Wir alle hier im Saal sind uns der Bedeutung dieses Themas bewusst und möchten für die Betroffenen und ihre Familien, dass Methoden und Therapien entwickelt werden, die die pandemiebedingten Folgen im Idealfall völlig verschwinden lassen oder aber zumindest so weit abmildern, dass ihre Lebensqualität weitestgehend wiederhergestellt wird. Daran sollten wir alle arbeiten. Das ist ein Auftrag für uns in diesem Haus. Vielen Dank.