Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieses ehrenwerte Pult ist nicht unbedingt dazu da, dass Träume wahr werden, aber vielleicht doch dazu da, dass Hoffnungen erfüllt werden. Meine Hoffnung, Kollege Spahn, dass Sie heute hier reden, ist erfüllt worden. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den März 2023. Da waren Sie sportlich genug, auf eine Wette einzugehen, die ich Ihnen hier angeboten hatte. Die Union stellte damals einen energiepolitischen Antrag, in dem sie davor warnte, dass es die Verbraucherinnen und Verbraucher und die Betriebe in diesem Lande im Winter 2023/24 mit massiv steigenden Energiepreisen zu tun haben werden. Ich darf heute hochoffiziell feststellen: Diese Wette haben Sie haushoch verloren. Es ist dieser Tage in der Presse zu lesen gewesen, dass sich zum Beispiel die Energiekosten insbesondere für kleine und mittlere Betriebe ungefähr wieder im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2020 bewegen. Ein wettbewerblich gut aufgestellter Strommarkt in Deutschland sorgt dafür, dass auch Verbraucherinnen und Verbraucher nach wie vor Anbieter so auswählen können, dass sie Hunderte, manchmal sogar mehrere Tausend Euro im Jahr sparen können. Zugegebenermaßen ist es so, dass wir im Bereich der Industrie in der Tat dafür sorgen müssen, dass Energie in diesem Lande bezahlbar bleibt und die Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben. Kollege Jung, mit welchen Argumenten, mit welchen Vorschlägen reagieren Sie auf den Bericht des Bundesrechnungshofes? Bezeichnenderweise mit Vorschlägen, in denen Sie mit Geld um sich schmeißen, als ob es kein Morgen gäbe. Wir von den Freien Demokraten sind aber fest davon überzeugt, dass es ein Morgen geben wird. Deswegen trauern wir, anders als Sie, nicht dem planwirtschaftlichen Monstrum des Klimaschutzgesetzes in seiner bisherigen Form hinterher, sondern wir Freie Demokraten werden dafür sorgen, dass der Euro dort eingesetzt wird, wo er am meisten Klimaschutz bringt. Interessanterweise führen Sie auch das Stichwort der Resilienz im Munde, das jetzt sehr heftig durch die bundesdeutsche Debatte weht. Interessanterweise kommen Sie überhaupt nicht darauf zu sprechen, was die EU-Kommission, deren Präsidentin Ihr Parteibuch trägt, im Zuge des Net-Zero Industry Act auf den Weg gebracht hat. Bei einem sind wir Freie Demokraten dabei: dass die wettbewerbliche Energieversorgung des freiheitlichen Europas bitte überhaupt nicht in bundesdeutschen Grenzen gedacht werden darf, sondern dass wir das Ganze international – in Zusammenarbeit mit unseren Partnern in der Europäischen Union und übrigens auch jenseits des Atlantiks – auf den Weg bringen müssen. Ich kann nur sagen: Ich habe vorletzte Woche Gespräche in Brüssel geführt. Es hat sich wieder sehr gelohnt, mal mit Partnern aus anderen Ländern ins Gespräch zu kommen. Während es immer noch sogenannte wissenschaftliche Stimmen in Deutschland gibt, die beim Thema Wasserstoff – Herr Spahn, auch Sie fanden den ja wahnsinnig teuer – vom „Champagner der Energieversorgung“ sprechen, haben wir auf der anderen Seite des Atlantiks Partner, die bereit sind, Milliarden – Milliarden! – Dollar privaten Kapitals in den Hochlauf der Wasserstoffproduktion und von Transportkapazitäten zu investieren, wenn wir in Deutschland mit der Infrastruktur vorankommen, und die uns dann den Wasserstoff so liefern, dass er für uns bezahlbar wird. Insofern kommt da mal wieder die Meldung: Die europäische Ebene könnte mal in die Pötte kommen. Deswegen werden wir Freie Demokraten uns dafür einsetzen, dass es bei der Europawahl auch andere Signale gibt als das ewige Klein-Klein und das ewige Strangulieren neuer Ideen durch Frau von der Leyen. Deswegen kann ich zum Abschluss für die Freien Demokraten nur sagen: Unsere Spitzenkandidatin für die Europawahl, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, führt auf einem ihrer Wahlplakate das wunderbare Wort „Courage“ im Mund. Zu verstehen, was sie damit meint, damit sind Teile des Hauses intellektuell überfordert. Aber diejenigen, die die zukünftige klimaneutrale Energieversorgung mit Mut angehen wollen, wissen, was damit gemeint ist. Kollege Spahn, ich zögere damit, Ihnen eine weitere Wette anzubieten, ob vielleicht mal wirklich sinnvolle, belastbare Vorschläge zur Energieversorgung von Ihnen kommen, weil ich nicht weiß, ob Sie die gewinnen können. Aber wenn Sie die Wettschulden jetzt einlösen würden, würde ich mich darüber freuen. Dann könnten wir da ja die Gelegenheit nutzen, miteinander in einen konstruktiven Austausch zu kommen. Die FDP-Bundestagsfraktion freut sich auf die Energieriegel von Ihnen. Vielen Dank.