Vielen Dank. – Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Besucherinnen und Besucher, schön, dass Sie da sind. Ich hoffe, Sie sehen das nach dieser Debatte immer noch so. Ich bin ja immer geneigt, mich mit jedem Antrag – insbesondere auch von der AfD – inhaltlich, sachlich auseinanderzusetzen. Der Titel des Antrags lautet: „Kinder mit und ohne Deutschkenntnisse für den gemeinsamen Erfolg getrennt unterrichten“. Dann lautet die erste Forderung: abschieben. – Puh. Nun bin ich Fußballschiedsrichterin, und ich stelle mich auch dann auf den Platz und pfeife fair, wenn es nicht der hochkarätigste Fußball ist. Darum habe ich den Antrag einer Reihe von Praktikerinnen und Praktikern vorgelegt: von Schulleitern einer Oberschule, Gesamtschule, eines Gymnasiums über Grundschullehrer, einer OSZ-Lehrerin, einer Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache bis hin zu Schülerinnen und Schülern. Die haben mir noch einmal ganz praktisch bestätigt, was Bildungsministerien und Schulleitungen seit Monaten sagen: Na klar, die Aufnahme von Geflüchteten an den Schulen gestaltet sich durchaus schwierig. Die Länder gehen dieses Thema auf mehrere Arten an; der sehr geschätzte Kollege Lars Rohwer hat das heute ausgeführt. Aber wussten Sie das? – Wer Ihren Antrag liest, bekommt ja den Eindruck, als würden sich die Länder, die Schulleitungen und die Lehrerinnen und Lehrer null bemühen, die Situation zu meistern. Und wussten Sie, dass es eine Schulpflicht gibt und ein Recht auf Bildung? Also, in Ihrem Antrag wird das jedenfalls nicht deutlich. Alle krempeln die Ärmel hoch, und trotzdem ist es nicht einfach. Es ist kein Geheimnis: Wir haben seit Jahren eine Bildungskrise, und wir haben einen enormen Lehrermangel. Der wird von Bund und Ländern angegangen. Klar, da geht noch was; aber alle sind lösungsorientiert. Ernsthafte Lösungen haben Sie dagegen gar nicht in petto. Sie reiten nur ständig darauf rum, zuletzt auch Sie, Frau Höchst. Sie haben in der Befragung der Bundesregierung über Quereinsteiger/-innen gesprochen. Sie nannten deren Unterricht – und das ist heftig – „qualitativ minderwertigen Unterricht durch jeden x-Beliebigen, der jetzt in die Schulen hineingezerrt wird“. Wie abschätzig kann man eigentlich über Menschen reden? Das sind Menschen, die im Übrigen oft großartige Kolleginnen und Kollegen sind, deren Aufwand, um diesen Beruf zu ergreifen, enorm ist und die nicht selten in dieser Aufgabe auch ihre Berufung gefunden haben. Lehrerinnen und Lehrer sind die wichtigsten Lernbegleiterinnen und -begleiter unserer Kinder. Wir werden es Ihnen nicht durchgehen lassen, dass Sie diese Menschen beleidigen. Den Mangel sprechen Sie an – darin sind Sie gut –, aber der besteht auch mit Ihrem Antrag weiterhin. Ihre Lösung ist: Lasst uns doch einfach das Problem auslagern; Kinder, die nicht Deutsch sprechen, raus! – Tja, und dann? Als Abgeordnete muss man sich doch auch mal die Mühe machen und lesen, was die Expertinnen und Experten schreiben. Manches in Ihrem Job kann man eben nicht nur mit kleinen reißerischen Tiktok-Filmchen machen. Manchmal muss man sich eben auch kundig machen. Die Forschung zeigt, dass getrennter Unterricht eben nicht für einen größeren Erfolg sorgt. Ob es das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung oder das Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung oder die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz ist: Wissenschaft und Pädagogen sind sich hier komplett einig. Ich finde, statt Ausgrenzung braucht es massive Investitionen in die Bildung. Es kommt auch nicht von ungefähr, dass wir als SPD eine Reform der Schuldenbremse fordern, dass wir unablässig die Einnahmeseite des Bundeshaushalts thematisieren und fragen, warum die sehr, sehr starken Schultern nicht noch mehr tragen können. Aber dafür gibt es hier natürlich keine Mehrheiten. Abschließen möchte ich mit den Worten einer 13-jährigen Ukrainerin an einer Cottbuser Oberschule. Sie sagt: Zu Beginn des Schuljahres war es für uns schwierig, mit unseren deutschen Mitschülern und Lehrern Deutsch zu sprechen, und wir haben einen Übersetzer benutzt, um mit ihnen zu kommunizieren. Aber jetzt können wir uns ohne Übersetzer sehr gut verständigen. Wir verstehen sie, und sie verstehen uns sehr gut. Ich glaube, das liegt daran, dass wir jeden Tag reden und immer mehr Deutsch lernen. – So nämlich geht es. Vielen Dank.