Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger! Liebe Kinder und Jugendliche! „Eure Entscheidung lässt Millionen Zukünfte platzen“ – unter diesem Motto haben am 20. September 2023 über 3 000 junge Menschen in Berlin demonstriert. Die Chorjugenden, die Jugendklubs, die Freiwilligendienste, die Pfadfinder/-innen, das Jugendrotkreuz – sie alle wussten nicht, wie es für sie weitergehen soll. Ich habe damals zu den Demonstrierenden gesprochen, und, ja, es war nicht leicht, vor ihnen zu stehen. Mir sind viel Wut und Enttäuschung entgegengeschlagen. Dann ließen die Demonstrierenden Hunderte Luftballons zerplatzen, und sie haben damit ein ohrenbetäubendes Signal für ihre gefährdete Zukunft ausgesendet. Und ich habe mich gefragt: Haben wir eigentlich einen Knall? Müssen wir an dieser Stelle wirklich über Kürzungen sprechen? Wir sagen doch immer, Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft. An dieser Stelle sollten wir nicht sparen. Haupt- und Ehrenamtliche in der Kinder- und Jugendarbeit sorgen dafür, dass junge Menschen sich als Teil dieser Demokratie begreifen. Sie sorgen dafür, dass sie Lust auf Politik haben, dass sie Mitverantwortung übernehmen, dass sie unser Land mitgestalten wollen. Kinder- und Jugendarbeit findet auch statt, wenn junge Menschen es mal schwer im Leben haben. Und trotzdem kämpfen Mitarbeiter/-innen der Kinder- und Jugendarbeit seit Jahren um finanzielle Anerkennung. Wenn die Kassen leer sind, heißt es erst mal reflexartig: Hier können wir sparen. – Diesen Kampf kenne ich leider nicht erst seit diesem Jahr; auch viele Kolleginnen und Kollegen und Fachpolitiker/-innen von Ihnen kennen ihn. Ich habe diesen Kampf in der Kommune, im Land und jetzt auch im Bund geführt. Deshalb ist mir nach der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses ein Stein vom Herzen gefallen, dass es gelungen ist, diese Kürzungen zu verhindern. Ich möchte an dieser Stelle stellvertretend für alle Haushaltspolitiker/-innen, die hier alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, ein großes Dankeschön an Felix Döring richten. Ich möchte auch allen Kindern und Jugendlichen, allen Hauptamtlichen der Kinder- und Jugendarbeit danken. Ihr habt uns Tausende Mails geschrieben. Ihr habt uns Postkarten geschickt. Ihr habt demonstriert. Euer Einsatz hat sich gelohnt! Bei der Demo am 20. September habe ich auf einem selbstgebastelten Schild gelesen: Lasst Geld regnen, damit Demokratie wachsen kann! – Nun, meine Damen und Herren, natürlich sind wir realistisch und wissen: Leider wird es in absehbarer Zeit keinen Geldregen in solcher Form geben. Aber jeder Euro, den wir in Kinder- und Jugendarbeit investieren, ist ein gut investierter Euro. Es ist ein Euro, der zur Demokratieförderung und zum Zusammenhalt in unserem Land beiträgt. Die „Respekt Coaches“, deren Fortbestand wir für ein weiteres Jahr sichern, sorgen täglich an unseren Schulen dafür, dass Menschenhass, Antisemitismus und Rassismus keine Wurzeln in den Köpfen unserer Kinder schlagen. Solche Formate sind die beste Prävention gegen Extremismus und Menschenhass. Die Jugendmigrationsdienste können ihre Arbeit ebenfalls fortführen. Sie sorgen dafür, dass junge Migrantinnen und Migranten eine verlässliche Anlaufstelle in den Kommunen vor Ort haben und ein offenes Ohr für ihre Probleme finden. Daran lassen wir uns als modernes Deutschland, als Einwanderungsland messen. Und nicht zuletzt möchte ich Ihnen frische Eindrücke von unseren Jüngsten schildern, meine Damen und Herren. Letzte Woche habe ich in meinem Wahlkreis einen Bundeskinderrat in einem Jugendklub veranstaltet. Kids zwischen 7 und 14 Jahren berichteten mir sehr eindringlich, dass sie sich Sorgen um unsere Demokratie machen. Sie haben Angst vor Politikerinnen und Politikern, die von Deportationen sprechen und ihre Freundinnen und Freunde, ihre Familienmitglieder mit Migrationsbiografie bedrohen. Sie fordern uns regelrecht dazu auf, zu handeln. Und das tun wir mit diesem Bundeshaushalt. Als Ampel zeigen wir, dass wir diesen Auftrag ernst nehmen und nicht nur leere Versprechungen machen. Es sind keine konkreten und ernstgemeinten Lösungsvorschläge, wenn Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU und CSU, fordern, bei der Bekämpfung von Kinderarmut oder bei der Demokratieförderung zu sparen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, vielleicht ist das erst mal meine letzte Rede hier im Deutschen Bundestag, da in zwei Wochen die Bundestagswahl in Berlin teilweise wiederholt wird. Falls es so kommen sollte, gehe ich mit ruhigem Gewissen. Denn wir haben diesen Kampf für Kinder und Jugendliche in Deutschland erfolgreich geführt, und wir haben diesen Kampf gewonnen. Doch vergessen Sie bitte auch in Zukunft nicht: An Kindern und Jugendlichen spart man nicht! Demokratie gibt es nicht umsonst. Vielen Dank.