Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen und andere! Ihre Partei und Ihre Politik, meine Herren von der AfD, hat sich wirklich als großer Glücksfall, als großer Segen für Putin erwiesen. Sie sind verlässliche und treue Partner, wie sie sich viele Diktatoren und Antidemokraten auf dieser Welt wünschen. Sie hören diesen zu, Sie teilen deren Visionen von Autoritarismus, Sie schmieden gemeinsame Pläne und Strategien. Sie sind vorbildlich rechtsextrem; herzlichen Glückwunsch dazu! Vielleicht wird ja dem ein oder anderen von Ihnen durch Ihre antiukrainischen Anträge wieder mal ein Platz in einer Putin-Propaganda-Talkshow gesichert. Die letzten Auftritte sind, glaube ich, ein paar Monate her; müsste man nachholen. Vielleicht werden Sie auch in besetzte Gebiete eingeladen. Oder Sie dürfen zur Wirtschaftskonferenz nach Sankt Petersburg reisen. Nun denn, wir werden schon früh genug davon erfahren, in welcher Form sich Ihr Einsatz ausgezahlt hat. Da vertraue ich unseren unabhängigen Rechercheteams; denn unabhängiger Journalismus ist und bleibt ein Garant unserer Demokratie. Danke an alle demokratischen Medienschaffenden! – Ich weiß ja, dass Ihnen die unabhängige Presse ein Dorn im Auge ist. Das ist aber nur ein Schmerz von vielen, den Sie mit Ihrem Buddy Putin teilen. Ihre Schmerzen rund um die Ukrainehilfen haben Sie ja hier in Form dieses Antrags zu Papier gebracht. Eines muss man Ihnen lassen: Beim ersten, oberflächlichen Lesen könnte man als unbedarfter Leser/Leserin tatsächlich auf die Idee kommen, dass Sie vielleicht legitime Forderungen stellen. Kein vernünftiger Mensch kann Krieg gutheißen wollen. Wir alle wollen Frieden in der Ukraine. Doch wie glaubwürdig ist Ihr Ansinnen denn, wenn Sie als Sprachrohr eines Aggressors und gesuchten Kriegsverbrechers von Frieden sprechen? Warum sprechen Sie einem souveränen Land eigentlich ab, die Frage von Friedensverhandlungen selbst zu beantworten? Sie haben in Ihren Formulierungsvorschlägen das Wort „Diktat“ vor dem „Frieden“ vergessen, den Sie hier anstreben. Unsere Solidarität mit dem angegriffenen Land endet nicht bei der humanitären Hilfe, die wir selbstverständlich leisten. Selbstverständlich helfen wir als Deutsche – genauso wie viele unserer internationalen Partner – den Ukrainerinnen und Ukrainern dabei, den Wiederaufbau zu stemmen und zu koordinieren. Das sind keine Almosen. Wer der Ukraine hilft, hilft Europa. Wer der Ukraine hilft, handelt auch im eigenen Interesse. Und wir haben ein großes Interesse daran, dass der Zerstörungswut eines Mannes mit Großmachtfantasien die konstruktive Zusammenarbeit Europas entgegengesetzt wird. Es ist unsere Pflicht, den Menschen in der Ukraine beim Wiederaufbau der Infrastruktur zu helfen. Ginge es nach Ihnen, müssten die Menschen bei diesen Temperaturen erfrieren, sollten Kinder während dieses Krieges nicht mehr zur Schule gehen, sollten Krankenhäuser zur Versorgung von Verletzten, die Opfer russischer Angriffe geworden sind, nicht wiederaufgebaut werden. Die über 2 000 deutschen Privatunternehmen, die schon vor dem Krieg in die Ukraine investiert haben und nach wie vor investieren, sollten aus Ihrer Sicht von der Bundesregierung komplett alleingelassen werden. Ist das Ihr deutsches Wirtschaftsinteresse? Ich finde, das ist schon ein ziemlich schräges Papier, das Sie hier verfasst haben. Mit keiner Silbe gehen Sie in Ihrem Antrag auf die leidende Zivilbevölkerung ein. Mit keiner Silbe fordern Sie Ihren Verbündeten auf, die Waffen niederzulegen. Mit solchen Anträgen versuchen Sie, einen Keil in die solidarische Gemeinschaft zu treiben. Das gemeinsame Ziel der russischen Führung und der AfD ist die Schwächung Europas. Sie sind Antieuropäer – die aber gerne alle Vorteile Europas mitnehmen, wenn es den eigenen Interessen dient. Sie sprechen von Frieden, wollen aber die Ukraine in die Knie zwingen. Sie sprechen von humanitärer Hilfe, stellen aber inhumane Forderungen. Sie kommen im bürgerlichen Gewand daher. Das sind Sie aber nicht. Ja, diesmal wissen wir es. Wir sind nämlich nicht die schlafenden Schafe. Wir sind wach. Wir sind hier. Wir sind mehr – nicht nur auf den Straßen da draußen, sondern auch hier im Bundestag. Wir lehnen diesen Antrag ab. Danke.