- Bundestagsanalysen
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Arbeitsgruppe „Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ der Freien Demokraten hat in den letzten beiden Jahren nur eine einzige Dienstreise unternommen. Ja, Jan Böhmermann: eine Reise in zwei Jahren. Nach Rom ist es gegangen, und dies nicht wegen des Kolosseums, sondern um die weltweit wichtigsten internationalen Organisationen zur Ernährungssicherung zu besuchen: das World Food Programme, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO, und IFAD, das ist der Internationale Fonds für Agrarentwicklung – eine Reise, von der wir viele Ideen und Anregungen mitgenommen haben. Denn, meine Damen und Herren, die Parteien der Ampelkoalition haben seit Langem erkannt, dass Ernährung global zu einem alles beherrschenden Thema geworden ist.
Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass jeder zehnte Mensch auf der Welt Hunger leidet, insbesondere viele Kinder und Frauen. Es kann nicht sein, dass die Zahl der Hungernden wieder steigt. Deswegen spricht der Antrag der Union zwar das richtige Thema an, ist aber auch überflüssig; denn was von Ihnen gefordert wird, macht die Bundesregierung schon längst – und noch viel mehr.
Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Es geht also nicht um Almosen; es geht um grundlegende Konzepte, die eine selbstständige Ernährung armer Länder über Jahrzehnte sichern. Einige Aspekte sind mir besonders wichtig.
Erstens: eine effektivere Produktion von Agrarprodukten auf der Basis einheimischer Sorten.
Zweitens: eine laufende Versorgung mit Düngemitteln, die nicht durch Störungen der Lieferketten unterbrochen wird.
Drittens: die Vermeidung von Nachernteverlusten aufgrund fehlender Infrastruktur. Viel zu viele Nahrungsmittel gehen auf dem Weg vom Acker bis zum Markt verloren, laut Berechnungen der FAO rund 14 Prozent. Es fehlt an Erntemaschinen oder Lagermöglichkeiten, und es gibt Störungen bei Transport und Logistik.
Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)
Viertens: die Unterstützung exzellenter Forschung im Agrarbereich für ein besseres, ertragreicheres Saatgut.
Fünftens: die Einbindung der Privatwirtschaft – da ist sie –; denn sie verfügt häufig über Erfahrung in Bereichen wie nährstoffreiche Ernährung und Agrarökologie, ein Potenzial, das nicht verschenkt werden darf. Generell gilt: Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen für private Betriebe.
Es gibt weitere Aspekte: die besondere Förderung von Frauen. Je mehr Verantwortung wir in ihre Hände legen, desto besser wird das Land bewirtschaftet; denn es sind vor allem die Frauen, die sich um die Ernährung der Familien sorgen und effizient wirtschaften, mit einem klareren Blick für gesunde Nahrung. Selbstverständlich gehört dazu auch ein gesicherter Zugang zu Land und eigene Landrechte für Frauen.
Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Alle Aspekte, die die Union einfordert, werden vom BMZ umgesetzt. Dabei übersieht die Union den wichtigen Bereich der digitalisierten Landwirtschaft. So können Drohnen zur Überwachung von Herden und Feldern eingesetzt werden. Sie können kranke Pflanzen erkennen. Mobiltelefone liefern jetzt schon Marktinformationen und dienen zur Abwicklung finanzieller Transaktionen. Spezielle Apps in lokalen Sprachen informieren über Wetterbedingungen. Dazu bedarf es digitaler Fähigkeiten, die vom BMZ konsequent gefördert werden und die auch der ländlichen Bevölkerung zugutekommen müssen.
Die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist die Grundlage für alles, was folgt: für Bildung, Teilhabe an der Gesellschaft, produktive Arbeit auf allen Ebenen. Wir als Freie Demokraten und Teil der Bundesregierung werden alles dafür tun, diese Grundlage zu stärken.
Herr Kollege, kommen Sie zum Schluss, bitte.
Vielen Dank.
Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Danke sehr, Herr Kollege Gerschau. – Nächste Rednerin ist die Kollegin Ina Latendorf, die bedauerlicherweise fraktionslos ist.
Beifall bei fraktionslosen Abgeordneten)