Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Für viele ändert sich gerade zu viel, und doch ist es zu wenig. Das ist der Widerspruch unserer Zeit. Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Leider haben wir uns daran gewöhnt, Kohle, Gas und Öl zu verbrennen. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir Rohstoffe in rauen Mengen teuer vom anderen Ende der Welt kaufen und unsere Energie nicht mehr vor Ort erzeugen, obwohl es mit den erneuerbaren Energien seit Langem eine günstigere, sicherere und saubere Alternative gibt. Obwohl wir die Technologien der Zukunft in Deutschland erfinden und produzieren und noch mehr könnten, obwohl wir gerade unsere eigene Lebensgrundlage zerstören: Wir haben uns daran gewöhnt. Es gibt politische Kräfte in Deutschland, die sich diese Gewohnheit zum Programm gemacht haben. Sie wollen nichts wollen und verkaufen uns das als Augenmaß. Sie stellen den Anspruch an Politik, anspruchslos zu sein, auch und besonders in Zeiten des Klimawandels. Den Klimawandel haben wir uns in den letzten Tagen bei der Weltklimakonferenz genau angeschaut. Dabei haben die Vereinigten Arabischen Emirate viel Kritik auf sich gezogen, genauso wie andere Länder, die noch Öl fördern oder Gas oder Kohle. Wer genau hingeschaut hat, konnte aber etwas Bemerkenswertes feststellen: Die meisten dieser Länder wissen ganz genau, dass Öl, Gas und Kohle keine Zukunft haben; die Zahlen liegen schließlich auf dem Tisch. Sonnen- und Windenergie sind zu günstig; fossile Energien werden langfristig nicht mehr wirtschaftlich sein. Und wer genau hinschaut, erkennt auch, dass die Vereinigten Arabischen Emirate durchaus massiv Geld in Erneuerbare-Energien-Projekte stecken, weil sie wissen, dass sie sich breiter aufstellen müssen, weil sie wissen, dass nichts für die Ewigkeit ist. Damit sind sie weiter als viele deutsche Konservative, die glauben, dass uns der Verbrennungsmotor auch noch in 1 000 Jahren reich machen wird. Warum erzähle ich das? Hier sitzen Abgeordnete, die sich gegen notwendige Veränderungen nicht nur sperren, sondern sie verächtlich machen. Das sind oft dieselben Abgeordneten, die zumindest in Teilen meinen, die Energiewende und der Klimaschutz seien ein deutsches Projekt. Wer auf der Klimakonferenz war, konnte sehen, was das für eine schräge Weltsicht ist. Dort waren Vertreter von Ländern unterwegs, die – platt gesagt – absaufen, wenn wir in den nächsten Jahren die Wende nicht schaffen. Klimaschutz ist ein weltweites Thema und kein deutsches. Andere Länder erwarten aber sehr wohl von uns, von einem reichen Industrieland mit fantastischen Ingenieurinnen und Ingenieuren, dass wir liefern. Ich sage auch ganz klar: Wenn Teile der Opposition in Dubai rumlaufen und Lügen über die deutsche Energiepolitik verbreiten, um innenpolitisch zu punkten, dann finde ich das peinlich und kleingeistig. Ich sage ganz deutlich: Deutschland ist aus der Atomkraft ausgestiegen und verbrennt so wenig Kohle wie seit Jahrzehnten nicht mehr, Tendenz fallend. Das ist Fakt, und das kann jeder deutsche Abgeordnete bei einer Klimakonferenz mit Selbstbewusstsein sagen. Ich bin stolz auf das, was uns gelungen ist. Gleich zu Beginn der Konferenz hat Deutschland endlich den Fonds für Schäden und Verluste gestartet. Mit diesem Fonds unterstützen wir Länder dabei, die Folgen des Klimawandels, soweit es geht, zu mildern. Das ist gerecht, weil es die Industrieländer sind, die diese Schäden verantworten, und es hilft uns auch, hier zu investieren. Es hilft uns selbst, weil sonst zwangsläufig mehr Leute ihre Heimat verlassen und bei uns Zuflucht suchen würden. Das stört ja insbesondere Sie auf der rechten Seite ganz besonders. Ich bin stolz, dass Olaf Scholz gleich zu Beginn gesagt hat: Wir müssen aus den fossilen Energien aussteigen. – Das war glasklar. Am Ende haben sich die Staaten geeinigt. Die Weltgemeinschaft wendet sich von fossilen Energien ab, und wir wollen die Erneuerbaren weltweit bis 2030 verdreifachen. Das ist ein historischer Beschluss; das gab es noch nie. Nur ist auch richtig: Historische Beschlüsse reichen in diesen Zeiten nicht. Wir brauchen einen klaren Ausstieg aus den Fossilen, und wir brauchen ihn schnell; denn wir können mit anderen Ländern verhandeln, aber wir können nicht mit dem Klimawandel verhandeln. Aber wir können andere Länder zu nichts zwingen und sollten es auch nicht versuchen. Deutschland trägt am meisten zum Klimaschutz bei, wenn wir mit gutem Beispiel vorangehen, wenn wir zeigen, dass ein reiches Industrieland klimaneutral werden und seinen Wohlstand mehren kann. Diese Bundesregierung tut für dieses Ziel mehr als jede Regierung vor ihr. Wir erhöhen das Tempo Tag für Tag. Wir haben unsere eigenen Ziele bei der Solarenergie übertroffen. Wir haben die Wärmewende gestartet, damit wir ab 2045 klimaneutral heizen. Wir bauen die Stromnetze aus. Wir investieren in unsere Industrie, damit wir in Zukunft klimaneutralen Stahl in Deutschland produzieren und, und, und. Das ist unsere Botschaft an die Welt: dass wir nur einen Planeten haben, dass wir die Energiewende als Chance begreifen und dass wir unseren Beitrag dazu leisten. Haben Sie vielen Dank.