Ich bin froh, dass ich mit ein paar solcher Behauptungen aufräumen konnte, dass die Patientinnen und Patienten die Hoheit über ihre Daten gewinnen. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Damen und Herren! Mit diesen beiden Gesetzen werden wir heute drei Dinge unter Beweis stellen, an die Deutschland ja schon fast den Glauben verloren hatte. Erstens. Deutschland kann Digitalisierung; denn wir werden dafür sorgen, dass alle gesetzlich Versicherten eine funktionierende digitale Patientenakte bekommen werden. Zweitens. Die Ampel kann Fortschritt; denn wir werden einen Rückstand, den wir 20 Jahre aufgebaut haben, mit diesen Gesetzen aufholen und dafür sorgen, dass Deutschland endlich auf die Überholspur wechseln kann. Drittens. Wir haben in Deutschland einen Digitalminister, und der hat ein rotes, ein sozialdemokratisches Parteibuch. Er hört auf den Namen Karl Lauterbach. Herr Lauterbach, lieber Minister, vielen Dank für dieses mutige Gesetz! Obwohl die zwei Gesetze sehr gut sind, gibt es immer wieder falsche Vorwürfe, die in den Raum gestellt werden. Mit einigen dieser Falschaussagen will ich heute endlich Schluss machen. Falschaussage eins: Das kostet doch alles unnötig viel Geld. Es ist richtig, dass wir in Digitales investieren. Das tun wir aber, weil es etwas viel Kostbareres gibt, mit dem wir besser umgehen müssen. Und das Kostbarste, das Wertvollste, was wir haben, ist die Zeit unserer Ärztinnen und Ärzte und Pflegekräfte. Deren Zeit wird noch viel zu oft verschwendet, weil sie sich mit viel zu viel Bürokratie herumschlagen müssen, weil sie Doppelarbeiten machen müssen. Das ist unnötig, und damit machen wir Schluss. Denn wir müssen besser auf das Kostbarste aufpassen, das wir haben: die Zeit unserer Fachkräfte. Falschaussage zwei: Telemedizin bringt doch nichts. Das Einzige, was wir brauchen, sind Praxen vor Ort. – Wer das sagt, hat absolut keine Ahnung, wie das Leben auf dem Land ist. Stellen Sie sich mal vor, Sie wohnen in einem kleinen Ort im Kreis Kusel. Wenn Sie zu einer Praxis wollen, müssen Sie immer fahren, und zwar über weite Strecken. Vor allem müssen Sie auch wieder zurückfahren, wenn Sie danach wieder heimwollen. Wir schaffen Möglichkeiten, dass es einfacher wird, in eine Sprechstunde zu kommen: über telemedizinische Angebote. Denn der schnellste Weg zur Praxis, zur Sprechstunde wird in Zukunft nicht mehr nur über die Autobahn führen, sondern es geht auch vom Sofa aus mit dem Griff zum Smartphone auf dem Couchtisch. Das ist eine echte Verbesserung für die Menschen auf dem Land. Falschaussage drei: Das ist alles überbordender Aufwand. – Das ist zwar richtig: Immer wenn wir etwas Neues tun, dann ist es erst mal Aufwand, absolut. Jedes Mal, wenn ich ein neues Smartphone bekomme, dann muss ich das auch erst mal einrichten. Ich muss Daten von dem alten Smartphone auf das neue ziehen. Aber das machen wir doch, weil wir wissen: Das neue hat ein paar neue Funktionen. Es kann einiges besser. – Genau so ist es auch im Gesundheitswesen: Wir brauchen ein Update. Das ist erst mal Aufwand, aber es macht danach vieles besser. Und deshalb ist es richtig, genau das jetzt zu tun. Falschaussage vier: Daten im digitalen Raum zu haben, ist gefährlich. -Das genaue Gegenteil ist der Fall. Wir haben jetzt Daten überhaupt nicht digital verfügbar, und das gefährdet Menschen. Jedes Jahr werden in Deutschland Hunderttausende Menschen ins Krankenhaus eingeliefert, weil es ungewollte Wechselwirkungen zwischen Medikamenten gibt. Das können wir ohne digitale Hilfsmittel überhaupt nicht unter Kontrolle bringen. Mit der neuen digitalen Patientenakte wird das aber möglich. Wir schaffen mehr Sicherheit für die Menschen, die Medikamente brauchen. Das ist genau das Gegenteil von „gefährlich“. Das ist hilfreich, und es rettet Leben. Falschaussage fünf: Wir werden alle zum gläsernen Patienten, und die ganze Welt kann in unsere Daten schauen. – Ich verrate mal ein Geheimnis: Schon heute ist es so, dass unsere Daten in Tausenden Praxen auf PCs rumliegen, dass unsere Daten in einigen Kliniken rumliegen. Sogar in einigen Apotheken sind Daten von uns vorhanden. Die Einzigen, die keinerlei Transparenz darüber haben, die keinerlei Kontrolle über diese Daten haben, sind wir als Patienten und Patientinnen. Jetzt verrate ich noch was: Mit der neuen digitalen Patientenakte wird das komplett anders; denn die digitale Patientenakte wird der Ort sein, wo ich als Patient die Kontrolle darüber habe, wo ich die volle Transparenz habe. Das ist genau das Gegenteil davon, dass wir zum gläsernen Patienten werden. Wir schaffen es, dass wir endlich informationelle Selbstbestimmung leben können, und will mit einer Bitte zum Schluss kommen. Diese zwei Gesetze werden uns einiges abverlangen, ja. Sie werden viel Energie kosten, und ich wette darauf, dass sie bei der Einführung auch noch sehr viele Nerven kosten werden – definitiv. Aber die Frage ist doch, wie wir damit umgehen. Ich sehe unser Land nicht als ein Land, wo nur gejammert, gemeckert wird, wo man laviert und sich selbst bemitleidet. Nein, ich will und ich bin überzeugt davon, dass Deutschland das Land der Macherinnen und der Macher ist. Packen wir es an! Wir krempeln jetzt alle mal die Ärmel hoch, und wir kriegen das hin. Denn Deutschland kann Digitalisierung. Danke fürs Zuhören.