Aber daraus muss doch folgen, Der Rückstand resultiert aus dem häuslichen Sprachgebrauch und der sozioökonomischen Herkunft. Sehr geehrte Frau Präsidentin, ich freue mich. – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es war zu erwarten, dass diese Debatte sehr mit Nachdruck geführt wird; die unappetitlichen Teile haben wir auch alle erwartet. Ich will noch mal sagen: PISA 2022 zeigt tatsächlich die schlechtesten Ergebnisse seit Beginn der Erhebung auf. Es ist also gut, dass sich hier im Kreis der Bildungspolitiker/-innen offensichtlich alle einig sind, dass schlechte Ergebnisse und damit verminderte Lebenschancen von Kindern und Jugendlichen nicht als normal begriffen werden können. Wir, die Bildungsverantwortlichen in den Ländern und die KMK als Gremium müssen uns fragen, warum die großen Bildungsanstrengungen – das klang an –, die nach dem ersten PISA-Schock Anfang der 2000er-Jahre unternommen worden sind, nicht oder lange nicht mehr ausreichend wirksam sind. Wir haben heute im Ausschuss eine gute Erörterung mit den Sachverständigen der OECD, des IQB und mit dem Hamburger Bildungssenator Ties Rabe als Vertreter für die KMK gehabt. Das ist der richtige Weg. Es muss uns darum gehen, uns mehr als ernsthaft mit den Ursachen des Leistungsabfalls auseinanderzusetzen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Besonders schlecht abgeschnitten haben Schüler/-innen mit Migrationshintergrund, die arm sind. Punkt. Wer jedoch den gesamten Leistungsabfall mit der Migration nach Deutschland erklären will, betreibt Stimmungsmache und macht es sich zu einfach. Ich füge hinzu: Er oder sie verdreht die Fakten. Natürlich müssen wir darüber reden, dass der Effekt des Zuwanderungshintergrunds in Deutschland überdurchschnittlich ausgeprägt ist. dass es auch dem deutschen Bildungssystem insgesamt und nicht nur einzelnen Ländern gelingen muss, Schüler/-innen mit Migrationshintergrund zu integrieren. Armut bzw. prekäre finanzielle Verhältnisse von Familien und Alleinerziehenden sind in Deutschland ein Thema. Mindestens zwei Länder, die sich auf den vordersten PISA-Plätzen befinden, richten ihre Bildungspolitik bildungsgerecht aus und machen vor, wie es anders gehen kann und muss, so Kanada nach dem Motto „Schulen als Ort der Chancen für alle“ und Singapur nach dem Motto „Alle Schulen sind gute Schulen“. Denn das ist entscheidend. Es ist dort unumstritten, dass es zuallererst der ökonomische Hintergrund der Kinder und Jugendlichen ist, an dem Bildungschancen hängen. Zu Singapur noch mal ein Nachsatz: Als Singapur sich entschieden hat, den Weg zu gehen, Bildung für das eigene Land zu organisieren, war die Rate derjenigen, die nicht lesen und schreiben konnten, sehr weit im Keller. Es war eine Einwanderungsgesellschaft, die sich dort auf den Weg gemacht hat. Daraus können wir hier aber nur schlussfolgern: Die Bildungsausgaben in den Haushalten von Bund und Ländern müssen deutlich priorisiert werden, und das gilt für alle Bereiche, aber insbesondere – das klang an – für die frühkindliche Bildung und die Schulbildung. Die schlechten Ergebnisse der verschiedenen Bildungsstudien sind zum Teil, aber nicht allein auf die Coronapandemie zurückzuführen. Sie folgen einem jahrelangen Trend, der durch die Schulschließungen verstärkt worden ist. Der Anteil der leistungsschwächsten Schüler in allen Schulformen ist gestiegen, auch am Gymnasium – und das, obwohl das Gymnasium eine weitgehend stabile Schülerschaft aufweist und nicht von hohen Übergangsquoten, Inklusion und Integration betroffen ist. Sowohl leistungsschwache als auch leistungsstarke Schüler/-innen verschlechtern sich. Was muss daraus folgen? Ja, es muss mehr Zeit, mehr Übungszeit und mehr Konzentration für das Erlernen von Basiskompetenzen wie Lesen, Schreiben, Zuhören und Mathematik eingesetzt werden. Jedoch machen PISA-Gewinner deutlich, dass es weiterhin um ganzheitliche Bildung geht. Welche bildungspolitischen Fragen gehören angeschaut? Es geht um mehr Unterrichtsqualität, mehr Sprachförderung, mehr Ganztagsangebote. Wir müssen über wirksame Zuständigkeiten im Bildungssystem reden, über die Zusammenarbeit auf allen Ebenen, über eine moderne Lehrerausbildung. Zentral sind Schulentwicklung und die Stärkung von Schulleitungen; das gehört zusammen. Gerade vor dem Hintergrund einer heterogenen Schülerschaft braucht es Kollegien, die gute Arbeitsbeziehungen untereinander entwickeln können, die Zeit für gemeinsame Unterrichtsentwicklung haben, die sich in Bezug auf die Elternarbeit unterstützen können. Nicht zuletzt braucht es Fortbildung und eine Einigung auf ein modernes Arbeitszeitmodell. Mit dem Startchancen-Programm machen wir deutlich, dass wir es besonders wichtig finden, dass Bildungspolitik datengestützt passieren muss. Es ist unabdingbar, zu wissen, was wirkt; aber es müssen auch Mittel bereitstehen, dann mit diesen Ergebnissen umzugehen. Die Länder haben signalisiert, dass eine Zusammenarbeit mit dem Bund auf verlässlichen Wegen passieren muss, und – das sage ich mit Blick auf die notwendigen Digitalisierungsmittel für die Schulen – das müssen wir sehr ernst nehmen. Da schlechtere Leistungen nachweislich auch mit der Personalnot an den Schulen zusammenhängen, muss die KMK insgesamt nun abgestimmte Antworten auf den Fachkräftemangel finden. Aber wir alle stehen da in der Verantwortung; das wird eine Frage sein, die uns beschäftigen wird. Am Ende will ich noch auf das wichtige Programm – – „QuaMath – Unterrichts- und Fortbildungs-Qualität in Mathematik entwickeln“ hinweisen. Hier soll in den kommenden zehn Jahren mit den Bundesländern und der KMK der Matheunterricht an 10 000 Schulen nachhaltig verbessert werden. Vielen Dank.