Meine Damen und Herren! Ich will meine Rede beginnen mit einem Satz als Forderung: Die größte Anstrengung müssen wir für die Kleinsten vornehmen! Damit möchte ich das Ganze zusammenfassen. Frau Präsidentin, ich bitte vielmals um Verzeihung. – Das wäre noch einmal eine eigene Debatte wert; aber die werden wir heute hier nicht führen. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Die größte Anstrengung müssen wir für die Kleinsten vornehmen! Das ist der Kern dessen, worum es uns geht. Wir haben mit PISA, mit IQB, mit IGLU eine ganze Reihe von Studien in diesem Jahr gesehen. Die IGLU-Studie hat gezeigt: Bei den Viertklässlern können ein Viertel der Kinder nicht richtig lesen. Bei den Neuntklässlern sind es 32,5 Prozent, die hier die Mindeststandards nicht erreichen. Und das Hauptproblem liegt in den ersten sechs Jahren, möglicherweise noch einmal in den Folgejahren in der Grundschule. Deshalb wäre ich geneigt zu sagen: Unsere Strategie muss lauten: Grundschule first! Und das Jahr davor. Wir haben als CDU/CSU ganz klar auch hier in den Debatten schon gesagt: Wir brauchen verpflichtende Diagnostik im dritten, vierten Lebensjahr. Da geht es nicht nur um Sprache, aber auch. Es geht aber auch um empathische Fähigkeiten, um sozialen Umgang, um Zahlenverständnis und um andere Dinge. Und dann muss es verpflichtende Programme geben, beispielsweise – ich nenne jetzt mal ein SPD-Land – wie in Hamburg, die das im fünften Lebensjahr in der Schule machen – ich würde es mir vielleicht eher in der Kita vorstellen –, aber mit eigenem Personal. 93 Prozent der Kinder gehen in eine Kita, 25 Prozent der Viertklässler können nicht richtig lesen. Die Kitas können in ihrer heutigen Ausstattung die Herausforderungen so nicht lösen. Und die sind nicht gering: 14 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben einen ausländischen Pass. Wenn man zur Migrationsgeschichte der Schülerinnen und Schüler googelt, findet man nicht viel, aber zum Beispiel in NRW sind 19 Prozent der Kinder muslimischen Glaubens, was vielleicht ein Indikator sein kann. Das heißt, wir sehen in den Schulen viele Kinder mit einer Migrationsgeschichte, und wir müssen früher einsteigen und gerade Sprache vermitteln. Und deshalb: Grundschule first! Die größte Anstrengung für die Kleinsten! Wir müssen die Trägheit des Systems bekämpfen. Interessanterweise zeigt das ifo-Bildungsbarometer: Auf Platz drei der größten Probleme im deutschen Schulsystem kommt laut der Befragten: Das System ist zu träge, es passt sich heutigen Anforderungen nicht gut genug an. – Und das System demotiviert auch. Ich habe im Laufe der Jahre so viele engagierte, innovative Lehrerinnen und Lehrer getroffen, die teilweise brutal von der Bürokratie ausgebremst werden. Wir müssen denjenigen, die was leisten können und wollen und die auch neue Wege gehen, diese ermöglichen. Wir müssen auch digitaler werden. Und Digitalisierung heißt nicht, in iPads zu investieren, das heißt nicht, in Breitbandanschlüsse zu investieren. Und das bedeutet übrigens nicht, dass schon Drittklässler im Hort „Minecraft“ spielen. Digitalisierung bedeutet, dass wir Lerninstrumente brauchen, die Kinder motivieren. Motivation ist ein absoluter Schlüssel zum Lernerfolg. Und bei Kindern, die aus Elternhäusern kommen, wo nicht motiviert wird, wo nicht zum Lernen angehalten wird, müssen wir uns überlegen, wie wir an sie herankommen. Und dafür braucht es Digitalisierung als Treiber für Lernen, Motivation und Individualisierung. Und wir müssen mit den Eltern arbeiten. Gegen die Eltern ist kein Lernerfolg möglich. Das sind Themen, die wir bisher hier auch zu wenig adressiert haben. Die Wübben Stiftung hat das Konzept der Familiengrundschulzentren. In Schleswig-Holstein wird das momentan massiv ausgerollt. Die Idee, die Eltern als Lernpartner für ihre Kinder mitzunehmen und sie zu ertüchtigen, was es dafür braucht, das ist ein superwichtiger Punkt. Am Ende müssen wir hier im Bundestag natürlich auch über die Frage reden: Wie ist das Verhältnis von Bund zu Ländern in der Bildungspolitik? Und die Hilflosigkeit der Ministerin, die übrigens ja heute gar nicht da ist, dokumentiert sich daran, dass sie einfach nur sagt: Wir müssen das Grundgesetz ändern. – Dabei weiß sie selber genau: Das wird nicht passieren. Das ist eine reine Ausrede. Das ist Leistungsverweigerung, was hier stattfindet. Und wir wissen auch: Das Startchancen-Programm wird nicht kommen. Ties Rabe hat dazu gesagt: Frühestens im März wird unterschrieben. – Das können Sie nachlesen. – Ja, an irgendwem scheitert immer alles, nur nicht an Ihnen. Sie müssen hier mal Leistung auf den Tisch legen. Sie haben das Programm „Sprach-Kitas“ gestrichen. Und das wäre ein Schlüssel, um mit den Fünfjährigen anzufangen. Lassen Sie uns in die Hände spucken. Wir müssen die größte Anstrengung für die Kleinsten an den Tag legen, meine Damen und Herren.