Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Die Krise am Wohnungsmarkt ist dramatisch. 700 000 Wohnungen fehlen bereits heute. Die Zahl der Neubauten sinkt, die Baukosten steigen, Bauprojekte werden reihenweise storniert, Bauunternehmen gehen pleite. Gleichzeitig haben Sie von der Ampel Förderprogramme aus dem Nichts heraus gestoppt und die Kriterien für die Bewilligung von Fördermitteln verschärft. Sie waren lange Zeit treibende Kraft der Zwangssanierungspläne der EU-Gebäuderichtlinie. Und ich sage Ihnen im Sinne der in Ihrem Grundbedürfnis Wohnen zutiefst verunsicherten Bürgerinnen und Bürger hier im Land deutlich: Diese Geisterfahrt muss ein Ende haben. Wie mein Vorredner Kießling schon skizziert hat, sind Sie in den Verhandlungen keinen klaren Kurs gefahren. Erst gingen Ihnen die Vorschläge zur Gebäuderichtlinie aus Brüssel nicht weit genug. Nach dem Heizungsdebakel schwenkten Sie in Brüssel von heute auf morgen um. Jetzt heißt es plötzlich: Zwangssanierung ade und Abkehr von den erst so vehement geforderten Mindeststandards. Die Bürgerinnen und Bürger lassen Sie verunsichert zurück, und für die Wohnungsbaugesellschaften, die vielen Bauunternehmer und Handwerker gilt dasselbe. Lassen Sie es mich klar sagen: Ich kenne niemanden, dem Sie mit Ihrem ideologischen Harakiri-Kurs einen Gefallen getan haben. Auch wenn die letzten Trilog-Ergebnisse hoffen lassen, schwebt die abschließende Verhandlung im Dezember noch als Damoklesschwert über der Zukunft des deutschen Gebäudesektors. Ein verpflichtender, überambitionierter Prozentsatz an Primärenergieeinsparungen auf EU-Ebene führt unweigerlich auch ohne die ursprünglich vorgesehenen Zwangssanierungen dazu, dass die Menschen, denen die finanziellen Mittel fehlen, teure Sanierungen vornehmen müssen. Statt auf Anreize setzen Sie wieder auf Klimaschutz mit der Brechstange. Liebe Ampelkollegen, Sie sind jetzt in der Verantwortung, bei den anstehenden Verhandlungen zu retten, was zu retten ist. Und in einem sollten wir uns einig sein: Die Bezahlbarkeit von Wohnraum muss bestehen bleiben. Wer Wohnen günstiger machen möchte, muss das Bauen günstiger machen. Und das gelingt nur über Standards mit Augenmaß. Was gibt es für Lösungen? Die Union hat Vorschläge gemacht – Sie brauchen nur darauf zurückzugreifen –: Sonderabschreibungen für den sozialen Wohnungsbau, Steuervergünstigungen für den Bau klimafreundlicher Wohnungen, Freibeträge für die Grunderwerbsteuer. Möglichkeiten, wie Wohneigentum für Familien mit geringen und mittleren Einkommen finanziell gefördert werden kann, gibt es genug. Damit sich junge Menschen den Kauf eines älteren Hauses leisten können, sollten sie bei der klimagerechten Sanierung und Modernisierung unterstützt, anstatt immer nur in eine Richtung gezwungen werden. Mit Ihrem bisherigen Kurs werden Sie nie Ihr Ziel von 400 000 Wohnungen pro Jahr erreichen. Stattdessen treiben Sie die Bauunternehmer in den Ruin. Die Heizungsbauer melden Kurzarbeit an, und der erhoffte Wärmepumpen-Boom bleibt aus. Das ist das Ergebnis Ihrer chaotischen Politik, Herr Minister Habeck, und der Politik, die Sie auch in der EU vorangetrieben haben wollten. Deshalb appelliere ich an Sie: Ziehen Sie die Lehren aus dem Heizungsgesetz, und berücksichtigen Sie sie bei den kommenden Trilog-Verhandlungen im Dezember in Brüssel. Wohnen ist elementares Grundbedürfnis von jedem. Nehmen Sie das den Menschen nicht weg! Und jetzt zu Ihnen, liebe AfD. Sie setzen mit Ihrem Antrag ein Thema auf die Tagesordnung, bei dem zweifelsohne vieles im Argen liegt. Aber mit Ihren Forderungen machen Sie es sich halt wieder viel zu einfach. „Fit for 55“ stoppen: Das passt vielleicht in Ihr Weltbild, in dem es keinen Klimawandel gibt. Von der Realität sind Sie mit Ihren Forderungen weit entfernt. Man könnte auch sagen: heiße Luft, nichts dahinter. Deshalb lehnen wir den Antrag selbstverständlich ab.